Hamburg. Trennt sich das Erzbistum von St. Marien in Ottensen? Die 130 Jahre alte Grundschule im Gründerzeit-Altbau gilt als gefährdet.

Es war ein schwerer Schlag in der Vorweihnachtszeit für alle Katholiken: Die Unternehmensberatung Ernst & Young bescheinigte dem Erzbistum Hamburg nach eingehender, dreimonatiger Prüfung eine schwere Finanzkrise. Die Überschuldung fällt mit 79 Millionen Euro deutlich höher aus als angenommen. Und noch schlimmer: Wenn nichts geschehe, werde das Minus auf 353 Millionen Euro im Jahr 2021 emporschnellen.

Dabei haben die Unternehmensberater als Kostenfaktor besonders die 21 katholischen Schulen im Blick. Die Schulen wiesen „einen signifikanten Instandhaltungsstau sowie eine mangelnde Deckung von Pensionsverpflichtungen“ auf. Fünf namentlich bislang nicht genannte Standorte gelten als „wirtschaftlich nicht tragbar“, drei weitere als nur bedingt tragfähig. „Die Fortführung von 21 Schulen wäre nur mit der Bereitstellung signifikanter Mittel des Erzbistums für den Abbau des Investitionsstaus möglich“, hat Ernst & Young der Kirche ins Stammbuch geschrieben.

Diskussion kommt zu ungünstigem Zeitpunkt

Seit Bekanntwerden der Finanzanalyse ist mehr als ein Monat vergangen, und noch immer ist nicht bekannt, ob und in welchem Umfang es zur Schließung von einzelnen Schulstandorten kommen wird. Zahlreiche Eltern, Schüler und Lehrer sind verunsichert. Die Diskussion trifft die katholischen Schulen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Ende Januar startet die Anmelderunde für die erste Klasse des Schuljahres 2018/19, Mitte Februar folgen die Anmeldungen für die fünfte Klasse.

Nach Informationen des Abendblatts soll einer der betroffenen Standorte die Katholische Grundschule St. Marien Eulenstraße in Ottensen sein. Ein kleiner Standort: Rund 125 Schüler besuchen die einzügige Schule, die auf eine fast 130-jährige Geschichte zurückblickt und in einem gründerzeitlichen Altbau untergebracht ist. Dabei ist völlig offen, ob es um eine Schließung der Schule geht oder zum Beispiel eine Kooperation mit anderen Standorten in Betracht kommt.

Gespräche mit Schulleitungen nächste Woche

„Wir werden in der kommenden Woche Gespräche mit den Schulleitungen führen, um ihnen die Ergebnisse der differenzierten Standortanalyse zu erläutern. Anschließend werden wir auch die Vorstände der Elternvertreter und die Öffentlichkeit informieren“, sagt Christoph Schommer, Sprecher des Bereichs Schule & Hochschule des Erzbistums lediglich.

Die Schulen in freier Trägerschaft kritisieren, dass die Finanzhilfe der Stadt für Neubau und Erhalt vorhandener Gebäude zu gering sei. Die Privatschulen standen zuletzt vor erheblichen baulichen Investitionen, etwa für den schulischen Ganztag. Denkbar ist eine höhere staatliche Förderung durchaus. Denn: Die Schließung katholischer Schulen käme die Stadt noch teurer, weil die Schüler weiter unterrichtet werden müssen. Zuletzt hatte die Behörde die evangelische Schule unterm Kirchturm St. Nikolai in Eppendorf übernommen. Für 8,5 Millionen Euro wird der denkmalgeschützte Altbau saniert und ein Neubau errichtet.

„Die Überschuldung des Erzbistums ist nur mit tief greifenden strukturellen Einschnitten zu verringern. Ziel ist es, das Erzbistum und damit auch den Schulbereich über eine nachhaltige Haushaltsplanung auf eine solide und langfristig tragfähige Basis zu stellen“, sagt Christoph Schommer.