Hamburg. Am Sonntag beginnt die sechsteilige „Rising Stars“-Konzertreihe im Kleinen Saal der Hamburger Elbphilharmonie.

Wie relativ ist doch ­Berühmtsein. Selbst die Weltstars der Klassik werden immer im Schatten von Hollywoodgrößen stehen. Macht nichts, denn was bei der Musik zählt, ist im Saal. „Ein Konzert ist ein heiliger ­Moment“, sagt die niederländische Sängerin Nora Fischer. „Als Musiker kann man den Leuten etwas geben, man ist ein Medium. Danach suche ich.“

Das klingt nicht gerade, als ginge es ihr in erster Linie darum, bewundert und mit Rosen überhäuft zu werden. Nur muss man das Publikum erst einmal in den Saal kriegen. Und dabei hilft Berühmtsein entscheidend. Weshalb die European Concert Hall Organisation (ECHO) auch diese Saison wieder einige funkelnde Nachwuchstalente auf Tour quer durch den Kontinent schickt, von Porto bis Stockholm. Von Sonntag an geben sie einander bis zum 19. Januar beim Festival „Rising Stars“ an sechs Abenden gleichsam die Klinke zur Tür des ausverkauften Kleinen Saals der Elbphilharmonie in die Hand.

Berühmtsein ist eine Vermarktungskategorie

Ausweislich ihrer Biografien haben sich die Künstler zwar bereits die höchsten Meriten erworben, seien es erste Preise bei den internationalen Wettbewerben oder Solo-Engagements bei Top-Orchestern. Und doch sind sie auf Initiativen wie diese angewiesen. Denn dem breiten Publikum sind ihre Namen noch lange nicht geläufig, mögen sich auch einige Eingeweihte, Fachleute und Aficionados über ihre Qualität längst einig sein. Der Weg an den Himmel bleibt steil. Von früheren Teilnehmern haben die Pianisten Igor Levit und Khatia Buniatishvili Starstatus erreicht, andere sind auf dem Weg. Oder auch nicht. Deshalb können sie mindestens genauso aufregende Musiker sein. Berühmtsein ist keine musikalische, sondern allein eine Vermarktungskategorie.

Den Anfang macht Emmanuel Tjeknavorian, der sich für ein ganzes Programm mit nichts als seiner Geige auf die Bühne stellt. Originelle Programmwahl und intelligente Dramaturgie werden von den Teilnehmern dieses Premium-Förderprogramms genauso ­erwartet wie die Programmierung eines Auftragswerks. So hat Peter Eötvös, diese Saison Residenzkünstler der Elbphilharmonie, für seinen Landsmann Tamás Pálfalvi das Trompetenstück „Sentimental“ beigesteuert.

Suche nach neuen Ausdrucksformen

Nora Fischer verbindet Alte Musik mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Es ist kein Zufall, dass sie sich „Sängerin“ nennt, ohne sich auf ein Stimmfach festzulegen; ständig sucht sie nach neuen Ausdrucksformen und überspringt Genregrenzen. „Wenn die Saaltüren geschlossen sind, müssen sich Publikum und Künstler aufeinander einlassen.“ Diese Intimität ist das Gegenkonzept zur Allgegenwart eines Stars.