Hamburg. Kampf um die Vergabe: Auch ausländische Anbieter haben Interesse, in Hamburg Verleihsysteme anzubieten.

Das Hamburger Fahrradleihsytem StadtRad ist europaweit neu ausgeschrieben worden. Nach Abendblatt-Informationen haben sich mindestens die Deutsche Bahn Connect GmbH und Nextbike an der Ausschreibung beteiligt. Bereits im Februar soll es Gespräche mit den Bietern geben, und diese werden dann zum „letztverbindlichen Angebot“ aufgefordert. Im April soll der Zuschlag an eines der beiden Unternehmen erteilt werden.

Staatsrat Andreas Rieckhof auf der Abendblatt Dachterrasse
Staatsrat Andreas Rieckhof auf der Abendblatt Dachterrasse © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig

Die Entscheidung trifft die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI), die zu Details keine Stellung nehmen will: „Wir werden uns aufgrund des laufenden Verfahrens nicht zu den Bietern äußern. Richtig ist, dass für April eine Vergabeentscheidung vorgesehen ist und vom Juni 2018 an der neue Vertrag in Kraft tritt. Der Start ist nach einer Umrüstung der Stationsinfrastruktur für Februar 2019 geplant“, sagte Staatsrat Andreas Rieckhof (SPD) dem Abendblatt. Der neue Vertrag läuft bis Ende 2028.

Seit Juli 2009 wird das StadtRad-System von der Deutschen Bahn Connect GmbH betrieben. Der Vertrag läuft Ende 2018 aus.

Das Unternehmen Nextbike bewirbt sich ebenfalls

Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte DB-Sprecher Egbert Meyer-Lovis die Teilnahme an der neuen Ausschreibung: „In den vergangenen neun Jahren haben wir erfolgreich das StadtRad in Hamburg gemeinsam aufgebaut. Es ist heute ein wichtiger Teil der Mobilitätskette und Teil des Stadtbilds.“ Dieses erfolgreiche Arbeiten wolle die DB-Tochter weiterführen.

Auch Nextbike-Sprecherin Mareike Rauchhaus bestätigte „Wir nehmen am Vergabeverfahren teil. Hamburg ist eine der größten, schönsten und interessantesten Städte in Deutschland, hier sehen wir ein großes Potenzial für unsere Mietfahrräder.“ Dass die Hamburger gerne radeln, habe sich ja schon in der Vergangenheit gezeigt.

Bislang ist Nextbike mit 300 Leihfahrrädern, allerdings ohne feste Verleihstationen, in der Hansestadt vertreten. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Leipzig ist ein ernst zu nehmender Konkurrent für die DB: In Berlin wurde ein öffentliches Fahrradleihsystem ausgeschrieben. Die DB beteiligte sich daran, doch Nextbike erhielt den Zuschlag und betreibt das System seit vergangenem Jahr.

Mehr Stationen, mehr Räder

Unterdessen setzt Hamburg auf ein größeres Angebot: Das StadtRad-System solle deutlich ausgebaut werden, kündigte Rieckhof an. Der Ausschreibung ist zu entnehmen, dass das System von 2019 an schrittweise auf bis zu 350 Stationen erweitert werden soll. Aktuell können die StadtRäder an 212 Punkten ausgeliehen werden. Die erste halbe Stunde ist kostenlos, für die Nutzung müssen sich die Kunden registrieren. Der Anbieter soll den Bestand an Rädern von aktuell 2450 zum Systemneustart auf 2630 ausbauen. In den kommenden Jahren soll das Angebot auf bis zu 4500 Räder ausgeweitet werden. Außerdem sollen 20 elektrisch unterstützte Leihlastenfahrräder inklusive Ladeinfrastruktur an den dafür vorgesehenen Stationen zum Frühjahr 2019 bereitstehen. Später soll dieses Angebot auf bis zu 70 Exemplare erweitert werden.

Invasion an Mieträdern

Doch die Konkurrenz für das StadtRad könnte bald größer werden. Auch ausländische Anbieter sind auf den Hamburger Markt aufmerksam geworden: „Es haben diverse Unternehmen der BWVI ihre Konzepte für Mietfahrräder vorgestellt. Allerdings handelt es sich dabei um Räder, die frei im öffentlichen Raum abgestellt werden, also für die es keine extra ausgezeichneten Verleihstationen gibt“, sagte Rieckhof. Darunter waren unter anderem nach Abendblatt-Informationen die Anbieter Obike aus Singapur und gobee.bike mit Sitz in Hongkong. Die Ausleihe erfolgt bei diesen Angeboten über eine App auf dem Mobiltelefon.

Generell sei das zu begrüßen, allerdings habe es in anderen Großstädten wie Frankfurt, Berlin und München eine regelrechte Invasion dieser Mietfahrräder gegeben, sagt Rieckhof. In den Metropolen tauchten plötzlich Hunderte Räder auf, und die öffentlichen Wege wurden davon überschwemmt, andere Räder stapelten sich in Gebüschen: „Solche Zustände wollen wir in Hamburg natürlich nicht haben. Aber generell gibt es wie gesagt keine Handhabe für die Stadt, die Zahl der Mieträder zu limitieren“, sagt Andreas Rieckhof.

Die ausländischen Anbieter könnten jederzeit in Hamburg starten. Dazu sagt Staatsrat Rieckhof: „Es kann jeder Mietfahrräder im öffentlichen Raum aufstellen, dafür ist keine gesonderte Genehmigung erforderlich.“