Hamburg. 967.800 Menschen haben einen Job. Banken und Versicherungen schwächeln. Ältere und Alleinerziehende haben Probleme.

Auf dem Hamburger Arbeitsmarkt jagt ein Rekord den nächsten. Für Dezember 2017 meldete die Arbeitsagentur 65.922 Hamburger ohne Job – das ist der niedrigste Monatswert seit 24 Jahren. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 6,5 Prozent. Über das gesamte Jahr 2017 betrachtet waren im Schnitt 69.248 Hamburger pro Monat arbeitslos gemeldet, dies sind 2,0 Prozent weniger als 2016.

Nicht nur die Vermittlung von Jobsuchenden funktioniert offensichtlich gut, auch die Zahl neu geschaffener Stellen steigt auf ein Allzeithoch. So arbeiten in Hamburg derzeit rund 967.800 Menschen – ein Plus von 2,0 Prozent zum Vorjahr. Interessant dabei: Nahezu alle Branchen haben zusätzliche Stellen geschaffen – egal ob Handwerk, Handel, das Gesundheitswesen oder das Gastgewerbe. Eine Ausnahme bilden Banken und Versicherungen. Sie beschäftigen mit 45.300 Mitarbeitern nun 2000 weniger. Und auch 2018 dürfte die Zahl der Jobs in diesem Bereich weiter sinken. Laut der aktuellen Arbeitsplatzumfrage des Abendblatts haben unter anderem die HSH Nordbank und die Commerzbank einen Stellenabbau angekündigt. Haspa und Deutsche Bank wollen die Zahl der Beschäftigten zumindest konstant halten.

Trend könnte anhalten

Insgesamt dürfte der überaus positive Trend am Hamburger Arbeitsmarkt aber anhalten. „Für das Jahr 2018 erwarte ich, bei dem prognostizierten Wirtschaftswachstum und stabilen außenpolitischen Verhältnissen, einen weiteren Beschäftigungsanstieg in Hamburg von etwa 20.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen“, sagte der Chef der Hamburger Agentur für Arbeit, Sönke Fock. „Gleichzeitig rechne ich mit einem leichten Rückgang der durchschnittlichen Arbeitslosigkeit in Hamburg.“

Trotz der positiven Meldungen gibt es weiterhin Tausende Frauen und Männer in der Stadt, die nicht vom Aufschwung am Arbeitsmarkt profitieren. Dazu gehören Menschen mit Behinderungen. Zwar ist auch ihre Arbeitslosenzahl im Jahresvergleich um 3,8 Prozent auf gut 3000 gesunken. Allerdings kaufen sich noch immer viele Firmen in der Stadt von der Verpflichtung frei, Menschen mit Handicap einzustellen. Auch älteren Arbeitnehmern und Alleinerziehenden fällt es überdurchschnittlich schwer, einen Job zu finden.

Appell von Fock

Fock nutzte – mit Blick auf diese Situation – die Pressekonferenz für einen Appell: „Personalentscheider fordere ich eindringlich auf, sich diesen Bewerbern gegenüber vorbehaltlos zuzuwenden. Eine Behinderung, reichlich Lebens- und Berufserfahrung oder aber eine längere ungewollte Arbeitslosigkeit stehen der Besetzung eines freien Arbeitsplatzes keinesfalls entgegen.“

Interessant fällt der Blick auf die Hamburger Bezirke aus. Einen vergleichsweise starken Rückgang der Arbeitslosigkeit – mit minus 5,4 Prozent auf 13.939 Personen – verzeichnete im Dezember Harburg. Im Bezirk Mitte sank die Zahl um 4,4 Prozent, in Wandsbek waren es immerhin noch 3,7 Prozent. Dagegen musste Bergedorf einen Anstieg von 9,9 Prozent verkraften. Die Arbeitsagentur führt dies auf die vergleichsweise hohe Zahl von Flüchtlingen zurück, die in Bergedorf untergebracht sind und mittlerweile als arbeitssuchend gelten.

Weniger Erwerbslose aus der Türkei

Ohnehin ist die Zahl der arbeitslosen Ausländer im Jahresvergleich leicht um ein Prozent auf 21.031 gestiegen – damit kommt fast jeder dritte erwerbslose Hamburger nicht aus Deutschland. Überproportional nahm die Zahl der Arbeitslosen aus Syrien, dem Iran und Irak zu. Dagegen sank die Zahl der Erwerbslosen aus der Türkei (minus 361) und Polen (minus 141).