Hamburg. Warum ein ehrenamtlicher Mitarbeiter im Verein der Hamburger Flughafenfreunde die Rechnung einer Eventagentur bezahlen soll.

„Wer die Musik bestellt, bezahlt sie auch“, lautet ein Sprichwort. Robert Besch (42) sieht das genauso. Aber jetzt soll er etwas bezahlen, das er weder bestellt noch zu verantworten hatte. Grund für einen bizarren Streit und schmutzige Wäsche zwischen ihm, dem Verein Hamburg Airport Friends und einer Eventagentur, die bei Festen die Außendarstellung des Flughafens organisiert. Der Airport selbst ist dementsprechend erstaunt.

Was ist passiert? Seit zwei Jahren tritt Robert Besch, ein gelernter Elektriker aus Pinneberg, für den Verein Hamburg Airport Friends mit Flugsimulator-Shows und eigener Ausrüstung bei Festen auf – ehrenamtlich. Als er am 17. Juni 2017 einen Auftritt beim Stadtteilfest Tegelsbarg kurzfristig berufsbedingt absagen muss, eskaliert die Situation ohne Vorwarnung. Der Verein der Flughafenfreunde wirft sein Mitglied elf Tage später per Vorstandsschreiben aus dem Verein.

Vereinsvorsitzender äußert sich nicht mehr

Frank Drewello, Vorsitzender des Vereins, schreibt seinem Mitglied in der Begründung, der Ausfall des angekündigten Flugsimulators und die kurze Mitteilung an ihn als Vorsitzenden darüber seien "unter anderem ein nicht zu entschuldigender Eingriff in die Vertrauensbasis zwischen Verein und Flughafen und zwischen Vorstand und Mitglied". Weil Besch danach nicht mehr zu erreichen gewesen sei und eine Ersatzattraktion beschafft werden musste, sei die Konsequenz: Ausschluss aus dem Verein mit sofortiger Wirkung.

Doch damit nicht genug: Besch wird zudem die Gebühr für die Ersatz-Attraktion in Rechnung gestellt. Die Alternative beim Fest, ein geliehener Surf-Simulator, habe 339,15 Euro gekostet, die er bis zum 3. Juli bezahlen soll. Als Besch dieser Aufforderung nicht folgt, kommen Mahnungen.

Flugsimulator war Attraktion bei vier Festen

Robert Besch ist, gelinde gesagt, irritiert. Zum einen über die Reaktion des Vereins, zum anderen über die Weitergabe der Rechnung an ihn. Im Rechnungstext heißt es: "Auf Grund des durch lhren Piloten schuldhaft verursachten Ausfall des "Flusi" (Flugsimulator) sind uns Kosten entstanden, die der "Airport" verständlicherweise nicht begleicht!" Dass der Verein die Zahlungsaufforderung an sein Mitglied Besch weiterreicht, will der Vorsitzende Drewello auf Abendblatt-Anfrage nicht kommentieren. Er sage dazu nichts mehr.

Besch hat die Rechnung bis heute nicht bezahlt. Der ursprüngliche Rechnungssteller ist Manfred Czub, dessen Agentur die Auftritte des Flughafens bei Veranstaltungen wie dem Stadtteilfest koordiniert. "2017 war Hamburg Airport bei rund 50 Veranstaltungen mit einem eigenen Stand vertreten", sagt Airport-Sprecherin Janet Niemeyer. "Dabei ist es nicht unüblich, dass lokalen Vereinen und Initiativen eine Fläche an unserem Stand zur Verfügung gestellt wird, um ihre Arbeit zu präsentieren." Der Verein Hamburg Airport Friends war bei vier Veranstaltungen dabei. Wie viel der Airport der Agentur für die Außendarstellung zahlt, unterliege dem Geschäftsgeheimnis.

Vereinsmitglied spricht von Skandal

Für Besch ist die Kostenforderung der Agentur ein „Skandal". "Ich habe anscheinend seit zwei Jahren ohne mein Wissen für diesen Mann gearbeitet und für meine Auftritte nie Geld verlangt“, sagt der 42-Jährige. „Und nun erfahre ich durch Zufall, dass die Agentur dem Verein Rechnungen stellt.“ Diese „unseriösen Geldgeschäfte“ und das Verhalten des Ersten Vereinsvorsitzenden Frank Drewello machen Besch „fassungslos“. Unter anderem habe der ihm vorgeworfen, dass er am besagten Tag gar nicht gearbeitet hätte und er wohl einfach nur „sauer“ sei.

Sauer ist Besch in der Tat. Zwar machten ihm die Flugshows Spaß, die er mit Spartenleiter Sebastian Scharlemann im Wechsel veranstaltet. Aber mehr der rund 100 Vereinsmitglieder könnten sich als PC-Piloten engagieren. Das hatte der Elektriker, der früher einmal Pilot werden wollte, aber wegen seiner Augen diesen Traum nicht realisieren konnte und momentan auf Jobsuche ist, bei der Versammlung im vergangenen Frühjahr angeregt. „Allerdings ohne Resonanz“, so Besch.

Flughafen übernimmt die Rechnung

Etwas mehr Resonanz gibt es nun vom Flughafen in seinem Fall. Der Verein Hamburg Airport Friends sei ein eigenständiger Verein, für den man nicht sprechen könne, sagt Airport-Sprecherin Niemeyer. "Nichtsdestotrotz war es nicht in unserem Interesse, dass dem Verein die Kosten für die Ersatz-Attraktion gestellt wurden und diese dann an ein Mitglied weiterberechnet wurden." Der Simulator trage schließlich auch zur Attraktivität des gemeinsamen Standes bei. "Daher übernehmen wir die Erstattung des Betrags an die Airport Friends. Dadurch dürfte sich auch die Weiterberechnung des Betrags erübrigen", sagt Niemeyer.

Für Robert Besch ist der Fall damit aber nicht nur finanziell, sondern auch ideell erledigt: Seinen Mitgliedsausweis hat er mittlerweile abgegeben, und auch sein Spartenleiter Scharlemann hat den Verein verlassen. Sollte Hamburg Airport Friends nun nicht einlenken, will Besch sich rechtliche Schritte überlegen und den Vorsitzenden Drewello wegen Verleumdung anzeigen.