Hamburg. Die Boeing 747 der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA wird in der Jumbo-Halle des Flughafens gewartet.

Von außen erinnert das Flugzeug an eine normale Boeing 747, doch in diesem Fall sind es vor allem die inneren Werte, die beeindrucken. Denn erst beim Blick in die Maschine weicht der eher schnöde äußere Eindruck echter Faszination: Hier, in der Jumbo-Halle von Lufthansa Technik, nahe dem Hamburger Flughafen, steht nicht etwa ein x-beliebiges Verkehrsflugzeug – hier steht eine mit modernster Technik vollgestopfte fliegende Sternwarte.

Sofia, wie das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie abgekürzt heißt, wird aktuell von rund 80 Mechanikern und Ingenieuren der Lufthansa-Technik am Hamburger Flughafen gewartet. Dahinter verbirgt sich ein fliegendes Observatorium – mit dem im Rumpf der Maschine verbauten Infrarot-Teleskop und den zahlreichen Messinstrumenten an Bord erforschen deutsche und amerikanische Wissenschaftler den Weltraum. Sofia sucht beispielsweise nach Sauerstoff in den Magellanschen Wolken, beobachtet die Geburt oder den Tod von Sternen, erforscht Planeten, Monde, Asteroiden und Kometen.

40 Jahre alte Boeing 747SP steht im Hochsicherheitsbereich

Bei ihren Beobachtungsflügen steigt die Boeing 747SP (SP für „Special Performance“) zwölf bis 14 Kilometer hoch, bis hinauf in die Stratosphäre. Dort öffnet sich eine Gleittür, und das hochempfindliche Infrarot-Teleskop späht – durch eine Regelungsmechanik vor Erschütterungen geschützt – in die Tiefen des Alls. Erst in dieser für Passagierjets unüblichen Flughöhe behindert kaum noch Wasserdampf die langwellige Strahlung, die einen Blick in das Innere von Galaxien ermöglicht. Im Gegensatz zu optischen Teleskopen misst es im Infrarotbereich und kann so Wärmesignaturen auch durch interstellare Dunkelwolken hindurch sichtbar machen – damit ist selbst die Beobachtung der näheren Umgebung des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Galaxie möglich. Sofia ist seit 2010 im Einsatz und wird gemeinsam von der amerikanischen Weltraumbehörde NASA und dem deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betrieben.

Die 40 Jahre alte Boeing 747SP steht im Hochsicherheitsbereich, im VIP-Bereich von Halle 7, drei Wachmänner sind hier rund um die Uhr im Einsatz. Kein Wunder, das Herzstück an Bord der Maschine, das 2,70 Meter große und 17 Tonnen schwere Infrarot-Teleskop, hat mehr als 50 Millionen Euro gekostet, überhaupt ist die weißblau lackierte Boeing ein Unikat.

In Hamburg wird das Gerät auf Herz und Nieren geprüft

Gehalten von mehreren Stahlträgern, nimmt sie fast ein Drittel der 182 Meter breiten und 112 Meter tiefen Jumbo-Halle in Beschlag. Seit Mitte November wird das Flugzeug, fernab der Heimatbasis im kalifornischen Palmdale, in Hamburg auf Herz und Nieren geprüft. Es ist der zweite Besuch der Boeing in der Hansestadt, zuletzt war sie 2014 beim sogenannten D-Check auseinandergenommen worden.

Aktuell steht eine etwas kleinere Inspektion, ein C-Check, auf dem Programm. „Wir kontrollieren unter anderem die Triebwerke, das Tragwerk, führen detaillierte Sicht- und Strukturkon­trollen durch“, sagt Lufthansa-Manager Sven Hatje. Neben Hunderten Prüfschritten steht zudem die Reparatur eines Treibstofflecks an. Die Lufthansa sei auf derartige Inspektionen spezialisiert – daher werde die Maschine hier und nicht in den USA durchgecheckt. Ende Januar heißt es dann: Abflug.

Am Donnerstag besuchten Hamburgs zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und US-Generalkonsul Richard Tsutomu Yoneoka die fliegende Sternwarte, deren Inneneinrichtung mehr an Raumschiff Enterprise als an ein Verkehrsflugzeug erinnert: Überall Computer, Konsolen, Messinstrumente, aus der Decke hängende Kabel. Sie sei fasziniert, sagte Fegebank, nicht nur von der Technik, die einen Blick in die Tiefen des Alls ermögliche, sondern auch davon, dass sich mit Sofia ein deutsch-amerikanisches Projekt seit sieben Jahre bewähre. Ob das auf lange Sicht auch unter der Trump-Adminis­tration so bleiben wird, steht aber wohl buchstäblich: in den Sternen.