Hamburg. Koffer wurden auf Lanzarote kurz vor dem Start wieder ausgeladen. Wie ein Condor-Flug nach Hamburg zum Chaos-Trip wurde.
Nach Lanzarote fliegt Rentnerin Hilda Tillner (78) aus Bramfeld bevorzugt in der dunklen Jahreszeit, weil Licht und Sonne das Gemüt aufhellen. Dass der Rückflug zum Hamburger Flughafen zwei Tage vor Heiligabend zu einem extrem unangenehmen Trip wurde, hat ihr Weihnachten vermiest. Seit dem 22. Dezember wartet die Kanaren-Urlauberin auf ihr Gepäck – wie mehrere andere Passagiere des Condor-Fluges DE 1439, der Arrecife am Freitag um 14.30 Uhr Ortszeit verlassen sollte und mit zwei Stunden Verspätung nach 22 Uhr in Fuhlsbüttel landete. In ihren Koffern hat Tillner unter anderem Medikamente, auf die sie angewiesen ist.
Das Gepäck von mehreren Passagieren war kurz vor dem Abflug auf Lanzarote ausgeladen worden, das bestätigten weitere Reisende dem Abendblatt. Hilda Tillner sagte, man habe ihr das nicht mitgeteilt, sie habe das aber aus dem Condor-Airbus A320 beobachtet. „Das waren 30, 40 Koffer.“
Lanzarote: Flugzeug überladen
Der Grund für die Ausladeaktion waren offenbar Bauarbeiten am Flughafen Lanzarote, die es nach Auskunft des Piloten erfordert hätten, in eine bestimmte Richtung zu starten. Dafür jedoch sei die Maschine zu schwer gewesen und die Startbahn zu kurz. So schildern es andere Reisende.
Der Ärger hatte nach dem Einchecken begonnen, als alle Reisenden am Gate erfuhren, dass der Flieger überbucht sei und 20 Freiwillige für einen Rückflug über Düsseldorf und Frankfurt gesucht würden. Überbuchungen sind nicht ungewöhnlich, denn im Normalfall fehlen immer einige Passagiere eines Fluges. Doch den möglichen Freiwilligen sei nicht wie gewohnt eine Summe angeboten worden, um ihnen die Strapaze des Umweges kurz vor Weihnachten schmackhaft zu machen.
E-Mail an Passagiere: Haben Sie Geduld
So fanden sich nur einige, die davon Gebrauch machen wollten. Vor Ort waren nach Reisenden-Angaben nur Mitarbeiter des Flughafens, keine von Condor. Zudem habe ein Crewmitglied gefehlt, das nach Angaben aus dem Cockpit erst eingeflogen werden musste. Die Kommunikation vor Ort am Flughafen sei auch deshalb schwierig gewesen, weil erst eine Passagierin die Informationen des Flughafenpersonals aus dem Spanischen übersetzen musste.
In Hamburg angekommen, fielen einige Fluggäste aus allen Wolken, als ihr Gepäck nicht da war und sie am Schalter in der Ankunftshalle zu hören bekamen, dass ein Subunternehmen die Koffer transportieren werde und diese in zwei Tagen da seien. Hilda Tillner wurde eine Belieferung durch DHL versprochen. In Muster-E-Mails hat sie wie andere Passagiere dann später erfahren, dass es noch etwas dauere. Auf die Koffer wartet sie auch fünf Tage nach dem Flug noch.
Auf die Anfrage des Hamburger Abendblatts antwortete Condor am Donnerstagmittag. Die fehlenden Koffer würden umgehend den Passagieren zugestellt. Einige Passagiere hatten sie bis zum Morgen bereits bekommen.