Hamburg. 13 Tatverdächtige wurden durch Zeugen identifiziert oder meldeten sich selbst, darunter der Betreiber eines rechten YouTube-Kanals.
Vier Tage nach Veröffentlichung der 104 Fahndungsfotos zu den G20-Krawallen sind inzwischen mehr als 200 Hinweise bei der Polizei eingegangen – 13 Tatverdächtige wurden durch Zeugenaussagen identifiziert oder meldeten sich selbst bei den Beamten. Wie nun bekannt wurde, ist unter ihnen auch der Betreiber eines rechten YouTube-Kanals aus Nordrhein-Westfalen.
Der 29-Jährige war bei den schweren Krawallen im Schanzenviertel gefilmt und nun öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben worden. Er betreibt seit mehreren Jahren unter einem Nutzeraccount ein Portal, in dem er etwa Verschwörungstheorien verbreitet und vor dem Untergang Deutschlands warnt. Auf einem Video ist er inmitten der tobenden Krawalle zu sehen und gibt an, ein „Plünderungsvideo“ in einem Supermarkt gedreht zu haben. „Ich habe aber nichts geklaut“, behauptet der Mann.
Die Linke-Innenexpertin Christiane Schneider sieht den Fall als möglichen Beleg dafür, dass die groß angelegte Öffentlichkeitsfahndung mindestens vorschnell war. „Es ist fragwürdig, warum die Polizei die Identität des Mannes nicht zuvor ermitteln konnte, wenn dies Journalisten nun in sehr kurzer Zeit gelingt“, so Schneider.
Von der Polizei heißt es dagegen, dass ein Tatverdacht wegen schweren Landfriedensbruches gegen den Mann bestünde und zuvor alle Anstrengungen unternommen worden seien, den 29-Jährigen zu identifizieren. Der Verdächtige hat sich selbst bei der Polizei gemeldet und eine Aussage zu den Vorwürfen gemacht. „Die Ermittlungen dauern nach dieser Einlassung fort“, betonte Polizeisprecher Timo Zill auf Anfrage. Unter den inzwischen identifizierten Verdächtigen ist auch ein Mann, der offenbar versucht hat, eine Überwachungskamera bei einer der Plünderungen abzumontieren.