Hamburg. Schon zum 99. Geburtstag am Sonnabend wird eine Internetseite über das Leben des berühmten Hamburgers freigeschaltet.
Zumindest in diesem Fall ist es vielleicht ganz gut so, dass Helmut Schmidt nicht leibhaftig anwesend ist. Denn vor seinem 100. Geburtstag, den der vor zwei Jahren verstorbene Staatsmann am 23. Dezember 2018 begangen hätte, sind in seiner Heimatstadt zahlreiche Ereignisse und Feiern geplant. Der Altkanzler verabscheute früher jedweden Wirbel um die eigene Person und tat diesen als „Tüdelüt“ ab – garniert mit einer geringschätzigen Handbewegung und empörtem Paffen.
So jedoch haben seine politischen Nachlassverwalter die Freiheit, das Wirken und die Persönlichkeit eines Mannes zu würdigen, der Zeitgeschichte schrieb. Der Bürger aus Langenhorn, an dessen Klingelschild lediglich „Schmidt“ stand, ist weiterhin intensiv in den Herzen der Hanseaten verankert. Unmittelbar vor seinem 99. Geburtstag am morgigen Sonnabend präsentierte die im Januar gegründete Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung ihre Vorhaben im Festjahr.
Fantasievoll gestalteter Internetauftritt
Ab sofort ist ein ebenso liebe- wie fantasievoll gestalteter Internetauftritt freigeschaltet, der ein einmaliges Leben widerspiegelt. In Anspielung an sein Faible für Musik steht am 25. Februar 2018 eine Konzertmatinee in der Hochschule für Musik und Theater auf dem Programm. Fünf Tage zuvor findet in der Bucerius Law School ein Vortrag über die Herausforderungen der Globalisierung statt, einem der favorisierten Themen Schmidts.
„Auftrag unserer Stiftung ist es, die Erinnerung an einen großen Staatsmann lebendig zu halten“, sagte der Kuratoriumsvorsitzende Peer Steinbrück (SPD). Neben einer „Erinnerungskultur“ gehe es besonders um „Impulse zur zeitgeschichtlichen Bedeutung“ des im Alter von 96 Jahren Verstorbenen. Im Erdgeschoss des Helmut-Schmidt-Hauses an der Ecke Speersort/Kattrepel in der Innenstadt soll es zum 100. Geburtstag Ende 2018 eine Fotoausstellung geben. Der Eintritt wird ebenso frei sein wie bei der ab 2019 vorgesehenen Dauerausstellung an selber Stelle. Die Stiftung hat Gespräche mit Senatsvertretern über eine zentrale Veranstaltung zum 100. geführt. Vielleicht im Rathaus?
Schmidt „zum Anfassen“
Bereits im kommenden Monat gibt’s Helmut Schmidt quasi „zum Anfassen“. Neben einer Gedenkmünze kommen nach und nach 30 Millionen Zweieuro-Geldstücke als gesetzliches Zahlungsmittel in den Umlauf. 6,3 Millionen davon werden in der Heimatstadt des Ehrenbürgers geprägt, in Rahlstedt.
Noch nicht bekannt ist die Auflage einer Briefmarke zum 100. Geburtstag. „Diese Sondermarke soll am 6. Dezember 2018 zum Nennwert von 70 Cent erscheinen“, sagte Torsten Berndt, Chefredakteur des „Briefmarken-Spiegels“, dem Abendblatt. Bei einer zu erwartenden Portoerhöhung könne der aufgedruckte Betrag auch ein paar Cent höher sein. Über das genaue Porträt des ehemaligen Kanzlers hat sich die Jury noch nicht verständigt.
Wie auch bei der Münze wird Rat von Helmut Schmidts Tochter Susanne eingeholt. Die promovierte Volkswirtin mit Wohnsitz in Südengland sitzt als stellvertretende Vorsitzende neben Steinbrück im Kuratorium. Die Stiftung erhält jährlich 2,5 Millionen Euro aus Bundesmitteln. Neben dem Hauptsitz am Kattrepel 10 in Hamburg gibt es auch in Berlin ein kleineres Büro.
Es geht um politische Inhalte
„Im Sinne Helmut Schmidts soll sich die Stiftungsarbeit keinesfalls in einer bloßen Denkmalbeweihräucherung erschöpfen“, hatte Peer Steinbrück von Anfang an klargemacht. Um politische Inhalte gehe es dieser „Denkfabrik“. Während die private Loki-und-Helmut-Schmidt-Stiftung in Langenhorn dem Andenken der Schmidts dient, kümmert sich die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung als „Denkfabrik“ um politische Inhalte.
Beide Stiftungen sind miteinander vernetzt – personell und thematisch. So sind Steinbrück und der ehemalige Staatsrat Stefan Herms hier wie dort leitend aktiv. Und auch auf den neuen Internetseiten der Bundeskanzler-Stiftung kann ab sofort ein virtueller Rundgang durch das legendäre Haus in Langenhorn unternommen werden, 360-Grad-Blicke inklusive.
Umfangreiches Medienarchiv
Richtige Besuche vor Ort wird es weiterhin nur in Ausnahmefällen geben. Die Räume sind zu klein und mit zu vielen Erinnerungsstücken ausgestattet, um regelmäßig Besuchergruppen durchschleusen zu können. Neben Fotos, Videos, Zitaten, Neuigkeiten und Fakten aus dem Leben von Loki und Helmut Schmidts umfasst der neue Internetauftritt zusätzlich auch ein umfangreiches Medienarchiv.
Aktuell sind darin Auszüge aus vier Zeitungen gelistet: „New York Times“, „The Guardian“, „Die Zeit“ sowie das Hamburger Abendblatt mit einem Artikel, wie Helmut Schmidt den Wirtschaftsgipfel erfand. Gedanken wie diese sollen am Leben gehalten, diskutiert und weiterentwickelt werden.