Hamburg. Frank Blin führt eine Restaurant-Kette, beliefert andere Gastronomen, plant ein Hotel – und ist damit auf den Spuren von Eugen Block.
Im Rückblick ist Frank Blin selbst überrascht, wie viel in den vergangenen Jahren geschehen ist: 2005 hat er sein erstes Hofbräu Wirtshaus in Hamburg an der Esplanade aufgemacht. Mittlerweile sind es fünf Wirtshäuser in Norddeutschland. Mit Fleisch- und Wurstwaren werden sie aus seiner eigenen Fabrik in Winsen beliefert. Er betreibt in Bispingen die Skihalle Snow Dome und ein Automuseum. „Diese Entwicklung ist unglaublich. Das hätte ich im Traum nicht erwartet“, sagt der 51-Jährige. Blin hat sich ein kleines Imperium aufgebaut – und ist dabei, es weiter auszubauen.
Allein in Bispingen will er einen mittleren einstelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen. Er plant den Bau eines Hotels, um die 100 Zimmer soll es haben. Die Verhandlungen mit der Stadt laufen, unterschrieben ist aber noch nichts. Mit der Herberge, die in Modulbauweise errichtet werden soll und daher schnell stehen könnte, zielt er vor allem auf Tagungsgäste. Denn zum Snow Dome gehören auch sechs Tagungsräume. Bisher konnten Gäste lediglich in 15 Blockhütten übernachten.
Im August eröffnete Blin im Snow Dome bereits ein Automuseum. Der Oldtimer-Fan, dessen Liebling auf vier Rädern ein Triumph 2000 aus dem Jahr 1949 ist, hat seine eigenen 15 betagten Schätze dort eingebracht. Auch von Dritten werden Autos aufgenommen und bei Bedarf zum Verkauf gestellt.
Skihalle in Bispingen ist jetzt erstmals profitabel
Rund um die Skihalle hat Blin „15.000 Quadratmeter brachliegendes Land“, das er nutzen möchte. Seit dem Sommer baut er ein Erlebnisdorf auf. Es gibt bereits Felder für Basketball und Beachvolleyball, Rutschen, Hüpfburgen, einen Spielplatz. Noch folgen sollen Karussells und eine Kletterwand, die am neuen Hotel angebracht werden soll. „Das Erlebnisdorf ist für Kinder kostenlos“, sagt Blin. Rund um die Skihalle sind Treckerfahrten für den Nachwuchs geplant. Mit den zusätzlichen Attraktionen will er den Snow Dome kontinuierlich auslasten. Denn von Mai bis August hält sich der Ansturm auf die 300 Meter lange Schneepiste sehr in Grenzen.
Insgesamt ist Blin mit der Entwicklung der Skihalle gut 60 Kilometer südlich von Hamburg an der A7, die 2005 gebaut wurde, aber sehr zufrieden. Vor drei Jahren hat er den Betrieb übernommen. „Nach zwölf Jahren ist die Halle erstmals profitabel.“ Das Geschäftsjahr 2016/17 habe man mit einem Gewinn abgeschlossen. Ein wesentlicher Grund dafür sei die Halbierung der Energiekosten. Hing die Kühlung früher unter der Hallendecke, liegen seit einer Modernisierung Kühlschlangen unter dem Schnee, sodass sich die Halle von unten kühlt. LED-Lichttechnik sorgt für zusätzliche Spareffekte. Auf der anderen Seite stiegen die Einnahmen. Besucherzahl und Umsatz legten um 25 Prozent zu. Das neue Gastrokonzept – das fünfte von Blin betriebene Hofbräuhaus – werde von den Gästen in der niedersächsischen Gemeinde gut angenommen.
Weiteres Standbein
Einige Dutzend Kilometer weiter nördlich an der A39 hat der Geschäftsmann Blin ein weiteres Standbein. Im Sommer 2016 gründete er in Winsen die Firma Heimat Bavaria. Er übernahm die Räume des Familienunternehmens Sellmer, das in vierter Generation Rossspezialitäten herstellte. Dessen Firmenchef Arne-Christian Sellmer wechselte als Produktionsleiter mit zur neuen Firma und baute eine Produktionsküche auf. 260.000 Haxen, 27 Tonnen Leberkäse und rund 750.000 Würstchen brauchen Blins Hofbräu-Wirtshäuser pro Jahr. Im Februar kam die Warmproduktion hinzu: Gulasch, Geschnetzeltes, Soßen, Salatdressings und Obatzter. „Das kommt alles aus Winsen und wird küchenfertig zubereitet“, sagt Sellmer.
Neuer Partner
Knapp 1000 Tonnen Produkte lieferte Heimat Bavaria im ersten Jahr. Ab 2018 soll sich die Menge vervielfachen. Als neuen Partner hat Blin die Transgourmet gewonnen, einen großen Zulieferer von Hotellerie und Gastronomie mit mehr als 35.000 Kunden. „Ab nächstem Jahr sollen wir für Transgourmet jährlich 3000 Tonnen produzieren – Hinterhaxen, Grillhaxen und Schweinebraten“, sagt Blin. Die Zubereitungszeit in den Küchen der Lokale sinke deutlich. Das helfe in Zeiten des Fachkräftemangels in der Gastronomie. Mittlerweile müsse man sich als Arbeitgeber schon selbst bei potenziellen Beschäftigten bewerben, sagt Blin. Er selbst bietet seinen Angestellten nach eigenen Angaben betriebliche Altersvorsorge und private Zusatzversicherung an.
In Winsen will er das Personal von anfangs zwölf auf 18 Mitarbeiter aufstocken. Um den Produktionshochlauf zu schaffen, wird kräftig investiert. Die Büros werden zu weiteren Kühl- und Lagerflächen umgebaut, die Verwaltung zieht in einen Neubau. Teuer waren mehrere Maschinen. Blin: „Im Grunde ist jetzt alles automatisiert.“
Mit der Belieferung der Gastronomie geht er einen ähnlichen Weg, den ein bekannter Hamburger schon vor Jahrzehnten eingeschlagen hat: Eugen Block, der nicht nur seine eigene Kette Block House mit Steaks beliefert, sondern etliche Abnehmer für seine Fleischprodukte und Soßen hat. In der Liste der größten deutschen Systemgastronomen liegt die Block-Gruppe mit einem Jahresumsatz von 165 Millionen Euro auf Platz 14. Blin schaffte es mit Erlösen von 35 Millionen Euro ebenfalls in die Top 100 und liegt auf Platz 76. „Der Weg ist eigentlich der gleiche wie bei Block“, sagt Blin. Doch während Blocks Produkte auch in Supermärkten erhältlich sind, hat Blin seinen geplanten Einstieg in den Einzelhandel gestrichen.
Harter Preiskampf
Der Preiskampf sei zu hart. Das Unternehmen mit 582 Mitarbeitern, darunter 221 in Hamburg, will im nächsten Jahr dennoch deutlich zulegen. Erwartet wird ein Umsatz von 45 Millionen Euro. Auch der Gewinn stimme, sagt Blin ohne konkrete Zahlen zu nennen: „Wir sind sehr gut.“ Das „Wir“ schließt seine Geschäftspartner ein. Vor sieben Jahren holte er sich mit dem früheren Boxpromoter Klaus-Peter Kohl einen langjährigen Freund an Bord. Dessen Schwiegersohn Dietmar Poszwa stieg ebenfalls ein. Die Finanzierung der Investitionen stamme aus eigenen Mitteln, Fremdkapital werde nicht gebraucht, heißt es.
Eine Expansion ist auch im Stammgeschäft geplant. Blins Hofbräu Wirtshäuser Nummer sechs und sieben – ein Franchisenehmer betreibt noch ein Lokal in Hannover – sollen möglichst schnell eröffnen. Blin: „Leipzig soll neuer Standort werden.“ Die Gespräche mit einem potenziellen Vermieter laufen, daher könne er zu Details nichts sagen. Und dann ist da noch die „Dauerbaustelle“ in Berlin. Nahe des Kurfürstendamms soll ein zweites Hofbräuhaus in der Hauptstadt entstehen. Die Eröffnung war für Sommer 2016 geplant. Doch dreimal habe der Immobilienbesitzer gewechselt, jeweils kurz vor Unterzeichnung des Mietvertrags über 20 Jahre. Nun stehe die Unterschrift erneut bevor. „Berlin ist vom Immobilienmarkt extrem“, sagt Blin. Er hofft jetzt auf eine Eröffnung im Herbst 2018.
Größerer Umbau steht an
Ein größerer Umbau steht nächstes Jahr im Harburger Hofbräu an. Die Arbeiten sollen möglichst bei laufendem Betrieb ablaufen, allerdings sei auch eine kurze Schließung des Lokals möglich. 2017 verlief für die fünf Hofbräu Wirtshäuser anfangs etwas holprig. In den ersten sechs Monaten sei der Umsatz um acht bis zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Blin macht als Ursache die Terrorangst der Bürger aus, die nach dem tödlichen Anschlag mit einem Lastwagen am Berliner Breitscheidplatz gestiegen sei. Doch im zweiten Halbjahr sei das Geschäft plötzlich wieder hervorragend gelaufen. „Wir haben alles wieder aufgeholt und werden mit einem leichten Umsatzplus abschließen“, sagt Blin. Es scheint zu laufen in seinem Imperium.