Hamburg. Der Verein kam Verpflichtung nicht nach, öffentlichen Lauftreff zu bauen. FDP kritisiert Ersatzzahlung als zu niedrig.
Der Vertrag zwischen dem HSV und dem Bezirk Altona ist klar formuliert: Der Verein erhält die Baugenehmigung für sein Nachwuchszentrum „HSV-Campus“ im Volkspark und baut in unmittelbarer Nähe als Ausgleich einen „Lauftreff“ mit Duschen und Umkleideräumen für den Breitensport. Der HSV-Campus eröffnete im Sommer, auf den Lauftreff wartet man aber seit Jahren. Und nun wollen CDU und SPD in Altona den Verein sogar ganz aus den vertraglichen Bindungen entlassen.
Sportpolitiker beider Parteien forderten in einem Antrag an den Hauptausschuss der Bezirksversammlung eine Art Entpflichtung des HSV – und bekamen dafür am Donnerstagabend auch eine Mehrheit. Statt den Lauftreff bauen zu müssen, soll der HSV nun 150.000 Euro zahlen, die der Bezirk in den Breitensport investieren will. „Damit machen wir im Bezirk selbst etwas für den Breitensport“, begründet der CDU-Politiker Sven Hielscher den Vorstoß. Es sei zwar „ärgerlich“, dass der Lauftreff immer noch nicht gebaut sei.
Bedenken des HSV
Aber dem Verein seien da weniger Vorwürfe zu machen, weil sich das Konzept schwer realisieren ließe und plötzlich auch von anderen Behörden neue Alternativvorschläge gekommen seien wie etwa ein Beachvolleyballfeld. Aber auch der HSV äußerte immer wieder Bedenken, wie zuletzt vergangene Woche im Sportausschuss des Bezirks. Vandalismus sei zu befürchten, eine Videoüberwachung sei kaum möglich, lauten nun die Argumente. „Wir übernehmen das deshalb lieber“, sagt Hielscher.
Ganz nachvollziehen kann FDP-Sportpolitikerin Katarina Blume diese Begründung nicht. Jahrelang sei dem Bezirk ein Lauftreff als tolle Förderung des Breitensports versprochen worden „und jetzt kommt plötzlich diese Sache auf den Tisch“, kritisiert sie. Der HSV komme damit viel zu günstig weg, sagt die liberale Bezirksabgeordnete: „Für 150.000 Euro würde man höchstens ein paar Duschen und Kleiderhaken bekommen, ganz abgesehen von den Folgekosten, die nun eingespart werden können.“
HSV-Campus kostete rund 20 Millionen Euro
Tatsächlich wurde das Thema Breitensport immer ganz vorne genannt, wenn es um den HSV-Campus ging. „Durch die Umkleide- und Duschmöglichkeiten im Lauftreff wird das Laufen im Volkspark noch attraktiver“, sagte Altonas Bezirksamtleiterin Liane Melzer noch beim Baustart vor zwei Jahren. „Irgendwie hat das aber wohl nicht richtig funktioniert“, sagt sie heute. Ursprünglich gab es sogar die Idee einer Art Kombigebäude aus Nachwuchsschmiede für die Profis und den Räumen für Hobbyläufer. Das Konzept wurde aber wieder verworfen, zuletzt sollte es nur noch ein separater, eigenständiger Lauftreff sein.
Dass es nun wieder anders und womöglich billiger kommt, sieht man beim HSV selbst positiv. Der HSV sei mit einer Geldzahlung einverstanden, hieß es auf Anfrage des Abendblatts. Es bestehe Einigkeit zwischen Bezirk „und uns“, dass mit einer solchen Förderung von Sportmaßnahmen ein höherer Nutzen für Freizeitsportler erzielt werde als mit einem Lauftreff als Umkleidegebäude. Man freue sich daher über eine „gute Lösung“.
Talente fördern
Der HSV-Campus war im Juni dieses Jahres eröffnet worden und heißt nun offiziell „Alexander Otto Akademie“. Otto – Milliardär und Chef des Einkaufszentren-Betreibers ECE, hatte das 20-Millionen-Projekt mit einer Spende von zehn Millionen Euro erst möglich gemacht. Er hält an der eigens gegründeten und gemeinnützigen HSV-Campus GmbH 25 Prozent und die HSV-Fußball AG 75 Prozent.
Auf dem Gelände sollen die Nachwuchsteams trainieren und Talente gefördert werden. Ein 4600 Quadratmeter großes Gebäude bietet dazu Schulungsräume, Mensa und Krafträume sowie ein Internat. Mit dem Campus wolle man die „sportliche und Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen verbessern indem sich Trainer und Betreuer ganzheitlich um die jungen Sportler kümmern“, heißt es in einer Beschreibung des zuletzt nicht gerade erfolgsverwöhnten Vereins.