Hamburg. Mehr jüngere Verkehrsteilnehmer betroffen, mehr ältere verletzt. CDU fordert verstärkte Aufklärung und Taskforce Unfallbekämpfung.
Zwar ist die Zahl der Unfälle in den ersten neun Monaten 2017 gegenüber dem Vorjahr insgesamt gesunken, wie das Abendblatt am Sonnabend berichtete. Kinder und Senioren allerdings sind häufiger betroffen als noch 2016. Das ergibt sich aus einer Antwort des Senates auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Dennis Thering. Demnach gab es in den ersten drei Quartalen 2017 insgesamt 441 Unfälle in Hamburg, an denen Kinder beteiligt waren – ein Plus von knapp einem Prozent.
Große regionale Unterschiede
Die regionalen Unterschiede sind allerdings ausgesprochen groß. Während die Zahl der Unfälle mit Kindern in Harburg deutlich um fast 31 Prozent sank, stieg sie in Hamburg-Mitte um fast 28 Prozent und in Altona um rund 23 Prozent sehr stark an.
Als Hauptverursacher der Unfälle mit Kindern registrierte die Polizei zwischen Januar und September 2017 Pkw-Fahrer (164-mal), Radfahrer (156-mal) und Fußgänger – wobei die Kinder die Unfälle als Fußgänger oder Radfahrer in vielen Fällen selbst verursacht haben. Als Hauptursachen nennt die Polizeistatistik die Fahrbahnüberquerung durch Fußgänger (83 Fälle), das Abbiegen (50) und „Fehlverhalten gegenüber Fußgängern“ (40). Obwohl die Zahl der Unfälle mit Kindern gestiegen ist, wurden weniger junge Verkehrsteilnehmer verletzt als im Vergleichszeitraum: Kamen in den ersten drei Quartalen 2016 noch 522 Kinder zu Schaden, so wurden zwischen Januar und September 2017 noch 494 verletzte Kinder gezählt.
In fast 9000 Zusammenstöße waren Senioren verwickelt
Genau anders herum verlief die Entwicklung bei den Senioren: Hier sank zwar die Zahl der Unfälle, dafür aber stieg die Zahl der Verletzten. Insgesamt 8913 Unfälle, in die Senioren verwickelt waren, zählte die Polizei in den ersten drei Quartalen 2017. Das ist ein leichter Rückgang um 0,8 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016. Allein im Bezirk Bergedorf nahm die Zahl der Senioren-Unfälle im Straßenverkehr deutlich zu – und zwar um mehr als zehn Prozent. In allen anderen Stadtteilen blieb sie etwa gleich oder ging zurück.
Viele Unfälle beim Wenden
Deutlich gestiegen ist dagegen die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten oder getöteten Senioren. Insgesamt 742 ältere Menschen kamen in den ersten neun Monaten 2017 in Hamburg zu Schaden – fast elf Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2016, als die Zahl bei 670 lag. Auch die Zahlen der schwer verletzten und getöteten Senioren ist gestiegen. Acht kamen bei Verkehrsunfällen im betrachteten Zeitraum 2017 in Hamburg ums Leben, 2016 waren es noch sechs. Schwer verletzt wurden 2017 in den ersten drei Quartalen 121 ältere Menschen, 2016 waren es noch 102.
Hauptverursacher der Unfälle mit Senioren waren im Betrachtungszeitraum 2017 Pkw-Fahrer (7952 Fälle), Lkw-Fahrer (533) und Radfahrer (353). Dabei können Opfer und Verursacher identisch sein. Wie fast immer in den vergangenen Jahren war die Hauptursache der Unfälle auch bei den Senioren das Wenden oder Rückwärtsfahren (1563 Fälle) – gefolgt von den Kategorien Nebeneinanderfahren und zu geringer Abstand.
„Die Verkehrsunfallzahlen in Hamburg sind weiterhin erschreckend hoch“, sagte CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering. „Hamburgs Straßen bleiben ein gefährliches Pflaster. Besonders besorgniserregend ist die weiter steigende Zahl der Verkehrsunfälle mit Kindern und die stark gestiegene Zahl der verunglückten Seniorinnen und Senioren.“
Da bei rund der Hälfte der Unfälle mit Kindern die Kinder selbst Hauptverursacher gewesen seien, müsse „insbesondere bei der Verkehrsaufklärung mehr getan werden“, so Thering. „Hier müssen die Kitas und Schulen noch mehr in die Verantwortung genommen werden.“
Viel zu lange hätten sich SPD und Grüne „auf ideologische Prestigeprojekte wie das Aufpinseln von Radfahrstreifen auf Hauptverkehrsstraßen oder pseudowirksame Dieselfahrverbote eingeschossen“, kritisiert Oppositionspolitiker Thering. Er glaubt: „Die Verkehrssicherheit ist hierdurch auf der Strecke geblieben.“ Eine Ursache der hohen Unfallzahlen sei „der Rückgang der Rotlichtkontrollen um 31 Prozent“. Für die CDU sei klar: „Hamburg braucht dringend eine Taskforce Unfallbekämpfung.“