Hamburg. Bürger sollen auf Kurz- und Mittelstrecken nicht mehr das Auto benutzen. Mehr Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmer gefordert.

Insgesamt 7,5 Millionen Euro will der Senat bis 2021 in eine PR-Kampagne stecken, mit der die Hamburger zum Umsteigen vom Auto aufs Fahrrad bewegt werden sollen. Dabei soll es aber nicht nur um die Förderung des Radverkehrs gehen, sondern auch um eine Verbesserung der Verkehrssicherheit und um ein besseres gegenseitiges Verständnis der Verkehrsteilnehmer untereinander. Zuletzt hatte eine ADAC-Studie gezeigt, wie hoch das Aggressionspotenzial der Hamburger Verkehrsteilnehmer ist.

„Durch die Kampagne soll die Bereitschaft zur Radnutzung in der Hamburger Bevölkerung erhöht werden“, heißt es in der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Verkehrspolitikers Martin Bill. Ziel sei es, die Bürger durch „zeitgemäße, aktive Vermittlung dafür zu begeistern, auf kurzen und mittleren Strecken das Rad zu nutzen“. Zudem solle das „Gemeinschaftsgefühl aller Verkehrsteilnehmer auf den Straßen verbessert werden“, so der Senat. Auch werde „der Ausbau der Velorouten und der sonstigen Radverkehrsinfrastruktur behandelt“.

Ein besonderer Schwerpunkt der Kampagne ist die Verkehrssicherheit. Das Programm solle „einen Beitrag zur Vermeidung von Unfällen von und mit Fahrradfahrern leisten“, so die Senatsantwort. Es gehe um die „Vermittlung der geltenden Regeln“ für die Verkehrsteilnehmer „und eine Steigerung des gemeinsamen Gefahrenbewusstseins im Sinne einer Verstärkung der wechselseitigen Rücksichtnahme“.

Wechselseitige Rücksichtnahme gefordert

Grünen-Verkehrspolitiker Martin Bill betont die Notwendigkeit eines besseren Umgangs der Verkehrsteilnehmer. Es gehe nicht nur um Regeln wie Tempobegrenzungen und Parkverbot auf Radfahrstreifen, so Bill. Die wechselseitige Rücksichtnahme scheine immer mehr in Vergessenheit zu geraten – „dieses ist für die Mobilität in einer Millionenstadt aber unverzichtbar“. Veränderungen bräuchten eine kommunikative Begleitung, so Bill. Das gelte sowohl für den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur als auch für den Ausbau von Serviceangeboten wie StadtRad und Bike+Ride. Wichtig sei, die Hamburger zum Radfahren zu bewegen. „Das dient der Lebensqualität, vermeidet Staus und ist gut für den
Klimaschutz.“

Ausgeschrieben werden soll die Fahrrad-Kampagne nach Auskunft des Senats von der Hamburg Marketing GmbH in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsbehörde. Dabei solle „ein Dienstleister mit der Entwicklung und Umsetzung eines umfassenden sogenannten 360-Grad-Marketingmixes zur Stärkung des Radverkehrs und der Lebensqualität“ in der Stadt beauftragt werden. Dazu gehöre die „ganzheitliche Kommunikation über alle Online- und Offline-Kanäle“, die „Entwicklung einer Werbekampagne und dazugehörige Mediaplanung“ und die „Entwicklung von Veranstaltungs- und Mitmachaktionskonzepten“. Starten solle die Kampagne im dritten Quartal 2018.

Dabei sollen in die Kampagne auch externe Akteure eingebunden werden, etwa durch die Einrichtung eines runden Tisches als beratendes Gremium. An dem sollen etwa der ADAC Hansa, der ADFC Hamburg und der Verein FUSS sitzen, außerdem die Hochbahn, der Einzelhandelsverband, die Handelskammer, Senioren- und Schülervertretungen, die Vereinigung Hamburger Kitas, die Me­tropolregion Hamburg und der Tourismusverband. „Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Kampagne die vielen verschiedenen Facetten einer mobilen Gesellschaft in einer Millionenstadt berücksichtigt“, so der Senat.

1,5 Millionen Euro pro Jahr

Für die Kampagne sollten zwischen 2017 und 2021 insgesamt 7,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. „Insgesamt wurden im Rahmen der Haushaltsberatungen für die Durch­führung der Kommunikationskampagne Haushaltsmittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro pro Jahr im Doppelhaushalt 2017/2018 veranschlagt“, so die Senatsantwort. Die von 2019 an erforderlichen Mittel würden bei den nächsten Haushaltsberatungen eingeworben.