Hamburg. Der Modeschöpfer feierte am Abend mit einer exklusiven Schau und prominenten Gästen in der Elbphilharmonie Premiere.
Hamburg. Mode und Musik können gemeinsam einen wunderbaren Ton ergeben. Einen, den man als den schönsten Ohrwurm der Welt in Erinnerung behält, und von dem man nicht genug bekommen kann. Gestern im Foyer der Elbphilharmonie warteten 1400 geladene Gäste bei Champagner auf den Beginn der Modenschau.
Welches würde das Thema des Abends sein? Chanel macht immer ein großes Geheimnis um seine Shows. Schließlich soll die Schönheit des Moments zelebriert werden. Um 19.20 Uhr wurde das Rätsel endlich gelüftet. Im Großen Saal ertönte Hans Albers „La Paloma“, und die ersten Models liefen von oben nach unten durch den Saal. Komplett im maritimen Look mit Matrosenmützen, Zopfmuster-Pullis, wollenen Overknees, Seesäcken über der Schulter und Pfeifen im Mund der Männern. „Auf, Matrosen, ohe, einmal muss es vorbei sein...“ In der ersten Reihe schauten die Chanel-Musen Tilda Swinton, Lily-Rose Depp und Kristen Stewart begeistert zu.
Tilda Swinton kommt sehr häufig nach Hamburg
Tilda Swinton hatte dem Abendblatt kurz vor der Show gesagt, sie sei zwar zum ersten Mal in der Elbphilharmonie, komme aber sehr häufig nach Hamburg: „Ich habe hier viele Freunde und diese Stadt ist sehr rockig!“ Die Oscar-Preisträgerin („Michael Clayton“) wird von Lagerfeld schon lange verehrt, weil sie „eine zeitlose Ikone der Eleganz“ sei. Die 57-jährige Schottin trat 2013 in einer Werbekampagne für das Modehaus auf, und Chanel war auch für Swintons Garderobe in ihrem jüngsten Film „Okja“ zuständig.
Als Tochter von Vanessa Paradis und Johnny Depp wurde der Französin Lily-Rose Depp das Star-Gen in die Wiege gelegt. Die Schauspielerin flog trotz hoher Schuhe über die Stufen des Konzerthauses, als spiele sie immer noch die Tänzerin Isadora Duncan, die sie in einem Film verkörperte. Französische Leichtigkeit – so geht bzw. schwebt das. Lagerfeld hatte den aufstrebenden Hollywoodstern zu seiner Muse erklärt; ihr Händchen für ausgefallene Roben bewies die 18-Jährige auch an diesem Abend mit einem schwarzen Spitzen-Ensemble.
Kristen Stewart duftete nach "Gabrielle"
Kristen Stewart roch – natürlich – nach „Gabrielle“, dem im September auf den Markt gekommenen Duft von Chanel, für den die Actrice ein aufwendiges Video zur Musik von Beyoncé drehte. Welch wunderbare Erscheinung würde der 27 Jahre alte „Twilight“-Star erst abgeben, gönnte er sich ab und an ein Lächeln.
Auch viele deutsche Stars waren gekommen. Die in Hamburg geborene Hannah Herzsprung sagte dem Abendblatt, dass die Elbphilharmonie der perfekte Ort für dieses Event darstelle: „Musik und Mode ziehen einen doch einfach in den Bann. Was für ein besonderer Abend.“
Jede Menge Stars nebeneinander
In ihrer Reihe saßen ebenfalls Regisseur Tom Tykwer, Christiane Paul, Sandra Hüller, Lea van Acken und Nicolette Krebitz. Die Schauspielerin fand es toll, dass an der Einrichtung des Großen Saales überhaupt nichts verändert worden war, und dass der Saal auch die ganze Zeit hell beleuchtet blieb: „Karl Lagerfeld weiß eben, mit welchem Meisterstück er es hier zu tun hat. Außerdem braucht er seine Mode nicht zu verstecken.“ In der Tat liefen die Models so nah an einem vorbei, dass man die liebevolle Verarbeitung der Kleidungsstücke quasi fühlen konnte.
Sängerin Lena Meyer-Landrut war komplett in Chanel gehüllt nicht von den Models zu unterscheiden. Für sie ist Lagerfeld die reine Inspiration: „Karl hat Modegeschichte geschrieben, er ist eine unsterbliche Person, und dieser Ort passt perfekt zu Chanel.“
Die Show dauerte gerade einmal 20 Minuten
Nach 20 Minuten war die bewegende Show vorbei. Ihr Star kam auf die Bühne, tosender Applaus! Lagerfeld, der Designer, Fotograf, Filmemacher und Verleger trat in seinem bewährten Look auf: schwarzer, schmal geschnittener Anzug, schwarze Sonnenbrille, weißer Mozartzopf, Vatermörderkragen und schwarze Handschuhe. Damit winkte er den Gästen zu, die gerne noch ein wenig mehr Zeit mit ihm verbracht hätten.
Vor der Bühne begrüßten sich Ole von Beust und Marius Müller-Westernhagen. Der ehemalige Bürgermeister war ganz begeistert von dem, was er gerade gesehen hatte: „Ist nicht ganz meine Preisklasse, aber schön waren die Troyer und die Kieler Hemden schon. Was für ein Designer.“
Vom Hotelzimmer auf den Laufsteg
Lagerfeld ist nicht nur der bekannteste Modemacher der Zeit, er ist auch der, der am häufigsten erkannt wird. Als Hotel wählte er deshalb das The Westin direkt am Ort des Geschehens. Vom Hotelzimmer direkt auf den Laufsteg, das spart Zeit und Blitzlicht-Gewitter. Dem Abendblatt sagte er direkt nach der Show: „Hamburg ist keine Realität für mich, sondern eine permanente Idee, die zu meinem kulturellen Background gehört. Im Grunde bin ich ein Pfeffersack. Nur, dass ich nicht geizig bin.“
Das Urteil von Christiane Arp, Vogue-Chefredakteurin, lautet: „Es war die emotionalste Chanel-Show, die ich je gesehen habe. Ich hatte Tränen in den Augen. Hamburg kann stolz darauf sein, dass Karl Lagerfeld hier seine Kollektion präsentiert hat. Man merkte der Show an, wieviel er von dieser Stadt weiß.“
Schauspieler Lars Eidinger (41), kam in schwarzem Chanel-Jäckchen, mit Perlenkette und Wollmütze. „Ich bin ein großer Fan des Labels. Zum ersten Mal Elbphilharmonie und zum ersten Mal eine Chanel-Show – ich bin sehr beeindruckt. Was Lagerfeld wie kein anderer Designer beherrscht: eine klassische Mode zu zeigen, die aber immer zukunftsgewandt ist.“
Und Intendant Christoph Lieben-Seutter (53): „Es war ein spannendes Projekt, das uns alle sehr in Atem gehalten hat.“