Hamburg. Chanel-Chef Bruno Pavlovsky spricht vor der großen Modenschau in Hamburg über letzte Details und den Zauber der Marke.

Noch nie haben die dunkelblau-weiß gestreiften T-Shirts der Mitarbeiter so gut gepasst wie jetzt: Die ganze Elbphilharmonie ist fest in französischer Hand. „Bonjour, comment ça va?“ und ein elegantes Lamentieren über das typische Hamburger Wetter hört man auf den weiß getünchten langen Fluren. Schon seit Tagen arbeitet ein Team von rund 500 Leuten für die mit großer Spannung erwartete Chanel-Modenschau im Großen Saal. Mit ihr zieht ein Stück Paris in die Hansestadt. Und nicht nur das: Wenn heute Abend gegen 18 Uhr die Türen für das Defilee geöffnet werden, wird die ganze Modewelt auf das neue Wahrzeichen der Stadt blicken.

„Chanel war noch nie in Hamburg“ heißt die Zeichnung, die Karl Lagerfeld (84) exklusiv für das Abendblatt angefertigt hat. Die Bedeutung, die dieses Event hat, wird am internationalen Medieninteresse sichtbar. So brachte die französische Zeitung „Le Figaro“ etwa im Vorfeld der Modenschau ein vierseitiges Hamburg-Extra heraus.

Tilda Swinton auf der Gästeliste

Und auch die Gästeliste für die Show kann sich sehen lassen: Stars wie Tilda Swinton, Kristen Stewart und Lily-Rose Depp, Tochter von Sängerin Vanessa Paradis und Schauspieler Johnny Depp, haben sich angekündigt. Auch die deutschen Schauspielerinnen Mavie Hörbiger, Hannah Herzsprung und Alicia Gräfin von Rittberg sind Fans der Luxusmarke, die 1913 von Coco Chanel gegründet wurde und bis heute für das kleine Schwarze ebenso wie für das klassische Tweed-Kostüm berühmt ist.

Métiers-d’Art-Show
von Chanel 2016
im Pariser Hotel Ritz
Métiers-d’Art-Show von Chanel 2016 im Pariser Hotel Ritz © Chanel

Einen Tag vor dem großen Modespektakel herrscht eine konzentrierte Betriebsamkeit im 10. Stock des Konzerthauses. Genau so stellt man es sich vor, wenn Karl Lagerfeld, seit mehr als 30 Jahren Kreativdirektor des Modehauses, und Bruno Pavlovsky, Geschäftsführer der Modesparte, in der Pariser Rue Cambon zusammenkommen. Dort sind Büro und Atelier der Chanel-Führung untergebracht. „Einen normalen Arbeitstag gibt es nicht“, lächelt Pavlovsky, der Medien aus aller Welt Interviews im 30-Minuten-Takt gibt. „Wir arbeiten jeden Monat an einer neuen Kollektion und erzählen mit ihr eine neue Geschichte.“

Mit Mode eine Geschichte erzählen

Seine Aufgabe sei es, alle nötigen Ressourcen bereitzustellen, damit der berühmte Modedesigner seine Träume realisieren kann. Warum es so wichtig ist, mit Mode eine Geschichte zu erzählen und so viel Aufwand mit jeder einzelnen Show zu treiben? „Weil wir nur 20 Minuten Zeit haben, um die Leute zu überzeugen.“ Zum Beispiel davon, ein Kleid, das nur ein einziges Mal entworfen und hergestellt wird, für mehrere Tausend Euro zu kaufen. Mit der jährlich stattfindenden Métiers-d'Art-Show würdigt Chanel traditionelle Handwerksbetriebe wie Hut- und Federmacher oder Perlensticker. Viele dieser französischen Firmen sind mittlerweile im Besitz des Modehauses. „Ohne sie wäre es nicht möglich, auf so hohem Niveau zu arbeiten“, so Pavlovsky. „Ohne sie gäbe es keine Haute Couture.“

Es ist die 16. Schau dieser Art. Einmal im Jahr sucht Karl Lagerfeld persönlich einen ganz besonderen Ort dafür­ aus. Nach dem Schloss Leo­poldskron in Salzburg, den Cinecittà Studios in Rom und dem Hotel Ritz in Paris genau vor einem Jahr ist es nun die Elbphilharmonie, die diese besondere Schau außerhalb der Fashion Shows präsentiert.

Chanel-Schau erstmals in Deutschland

Damit kommt zum ersten Mal überhaupt eine Chanel-Schau nach Deutschland. Schon 2013, als Lagerfeld mit der deutschen „Vogue“ in der HafenCity fotografierte und sein 30. Firmenjubiläum bei Chanel mit einer Hafenrundfahrt beging, wurde er auf die Elbphilharmonie aufmerksam. „Herzog und de Meuron sind die besten Architekten der Welt. Das war für mich der Grund, warum wir jetzt nach Hamburg gehen mit unserer Métiers-d’art-Show“, sagte er in einem gerade erschienenen Interview mit „Vogue“ und „Zeit-Magazin“. Die Elbphilharmonie sei „die Kathedrale unseres Jahrhunderts“.

Führt zusammen
mit Karl Lagerfeld
das Label:
Bruno Pavlovsky,
Global President
Fashion Division
bei Chanel
Führt zusammen mit Karl Lagerfeld das Label: Bruno Pavlovsky, Global President Fashion Division bei Chanel © Chanel GmbH

„Die konkrete Idee, dort Chanel zu präsentieren, entstand bei der Eröffnung“, sagt Bruno Pavlovsky. „Das Konzerthaus ist mit seiner Architektur, seiner Musik und seiner Umgebung ein sehr inspirierender Ort für uns.“ Was die geladenen Gäste der Modenschau erwartet, bleibt allerdings geheim. „Es soll ein emotionaler Moment sein, wenn die Show beginnt. In diese Momente stecken wir all unsere Energie.“

Modenschau vom Hafen inspiriert

Nur so viel: Die Präsentation wird, ebenso wie die anschließende Aftershow-Party in der Fischauktionshalle, vom Hafen inspiriert sein. Das Motto der Party lautet „Der Hamburger Hafen in den 30er-Jahren“.

Um sich auf die Stadt einzustimmen, feierte das Chanel-Team mit angereisten Pressevertretern aus aller Welt am Dienstagabend im Fischereihafen Restaurant an der Großen Elbstraße bei Lachstatar und Steinbuttfilet mit Hummerschaum. Inhaber Dirk Kowalke: „Es ist eine große Ehre für uns.“