Bremen. Airbus-Chef warnt vor Handelskonflikt mit USA und kritisiert Trump. Große Zukunft prophezeit er fliegendem Nahverkehr.
Der Teilübernahmevertrag zwischen Airbus und Bombardier im Oktober war einer der spektakulärsten Zusammenschlüsse der jüngeren Luftfahrtgeschichte. Der europäische Flugzeugbauer ist damit aber auch in eine hitzige Auseinandersetzung gezogen worden. Denn die US-Regierung hat Jets des kanadischen Herstellers Bombardier mit Strafzöllen von fast 300 Prozent belegt. In einer Runde mit Journalisten in Bremen kritisierte Airbus-Chef Tom Enders dieses Vorgehen scharf: „Was Bombardier erlebt hat, könnte Vorbote eines Handelskonflikts sein.
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Enders kritisierte damit unverhohlen die Politik von US-Präsident Donald Trump und weist dem Erzrivalen in der Branche eine Mitschuld zu. „Was Boeing gegen Bombardier initiiert hat, ist in der Branche allgemein als besonders aggressiv bewertet worden“, sagte der 58-Jährige. „Das ist Protektionismus pur.“ Er forderte Wachsamkeit auf dem alten Kontinent. „Wir Europäer und unsere Regierungen dürfen die Augen vor den Gefahren von Protektionismus und Handelskonflikten nicht verschließen und müssen uns auf solche Szenarien einstellen.“
Strafzölle eine Gefahr für die jüngste Übernahme
Airbus hatte Mitte Oktober von Bombardier 50,01 Prozent des Flugzeugprogramms CSALP übernommen. Darin sind die Maschinen der neuen C-Serie gebündelt. Diese ist am unteren Ende der A320-Familie angesiedelt, deren Maschinen rund zur Hälfte in Hamburg endmontiert werden.
Die Bombardier CS 100 wird beispielsweise von Swiss mit 125 Sitzen geflogen, in der größeren CS 300 bringt die lettische Airline Air Baltic 145 Passagiere unter. Das Flugzeug gilt als hochmodern – allerdings waren die Kosten nach mehrjährigen Verzögerungen aus dem Ruder gelaufen. Mit der US-Fluggesellschaft Delta Airlines wurde zwar ein Großabnehmer gefunden, der bis zu 125 Maschinen kaufen wollte – die plötzlich verhängten Zölle von knapp 300 Prozent aber natürlich nicht zahlen will.
Daher galt die Zukunft des Programms als unsicher. Deshalb hielten sich potenzielle Kunden mit Bestellungen zurück. Von der schlagkräftigen Airbus-Marketingabteilung sollen nun weitere Airlines für die Jets made in Kanada gewonnen werden, die bald auch in den USA gefertigt werden könnten: Im Airbus-Werk in Mobile (Alabama) ist eine Endmontage für die C-Serie geplant.
Für den A380 ist China der Hoffnungsmarkt
Auf neue Aufträge hofft der MDAX-Konzern auch beim Sorgenkind A380. In der Branche wird immer wieder über eine neue Order von Emirates spekuliert. Die Fluglinie aus Dubai ist mit insgesamt 142 bestellten (davon werden 100 bereits eingesetzt) Exemplaren die größte Betreiberin des größten Passagierflugzeugs der Welt. Bei der Dubai Airshow vor rund drei Wochen soll laut Medienberichten das Airbus-Topmanagement bereits vor dem Saal versammelt gewesen sein, weil ein Deal kurz vor der Verkündigung gestanden haben soll – bis er sich in letzter Sekunde zerschlug. Enders brachte in Bremen erneut das Reich der Mitte als großen Absatzmarkt ins Spiel und gab sich verhalten optimistisch. „In China sehe ich weiter großes Potenzial für den A380. Aber das braucht Zeit“, sagte der Airbus-Chef. Das klingt eher nach Jahren als nach Monaten. Bisher fliegen dort erst fünf Jets für China Southern Airlines.
Luftttaxis haben große Zukunft
Eine große Zukunft prophezeit der Deutsche Lufttaxis. Wie in dem Film „Das fünfte Element“ könnte in einigen Jahren der Nahverkehr in die dritte Dimension abheben, Passagiere könnten zum Kino fliegen statt fahren – und das ohne Piloten. „Wir sind der Überzeugung, dass autonomes Fliegen einfacher umzusetzen ist als autonomes Fahren. Denn auf den Straßen ist viel mehr los als in der Luft“, sagte Enders. Dirk Hoke, Chef der Airbus-Verteidigungs- und Weltraumsparte Defence and Space, ergänzte, dass auf der Erde viel mehr komplexe Situationen entstünden.
Es müssten mehr Daten in kürzester Zeit vom Computer bearbeitet werden und in Handlungen umgesetzt werden. Ein Problem vieler Metropolen und Großstädte könnten auch autonom fahrende Autos nicht lösen: Staus. Und dieser Stillstand kostet die Staaten Milliarden.