Hamburg. Nächstes gravierendes Problem bei der Sanierung des 50er-Jahre-Hochhauses. Diesmal sind 600 Mitarbeiter der Finanzbehörde betroffen.
Vor diesem Szenario dürften viele Hauskäufer Angst haben, für Hamburg ist es Realität geworden: Die Stadt hatte 2015 von der Axel Springer SE das imposante Verlagsgebäude an der Kaiser-Wilhelm-Straße erworben. Der Kaufpreis soll bei 130 Millionen Euro gelegen haben. Doch der Immobiliendeal bereitet der Stadt bisher nur Probleme. Erst wurde bekannt, dass sich der Einzug des Bezirksamts Mitte mit rund 1000 Mitarbeitern von Herbst 2017 auf Juni 2018 verschiebt. Nun gibt es das nächste gravierende Problem: Diesmal sind rund 600 Mitarbeiter der Finanzbehörde und der Kasse.Hamburg betroffen. Diese sollten 2019 in das Verlagsgebäude einziehen, doch auch daraus wird vorerst nichts.
Der Grund: Die Sanierung des 50er-Jahre-Hochhauses am Axel-Springer-Platz verzögert sich. Deshalb bleiben die rund 450 Springer-Mitarbeiter, darunter die Hamburg-Redaktionen der Tageszeitungen „Bild“ und „Welt“, erst einmal in dem Neubau an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Dabei war zwischen der Stadt und der Axel Springer SE vertraglich vereinbart, dass das Medienhaus bis zum 31. Dezember 2018 auszieht: „Es trifft zu, dass sich der ursprünglich geplante Einzug von Axel-Springer-Mitarbeitern in das Hochhaus am Axel-Springer-Platz verzögert. Für die Axel-Springer-Mitarbeiter bedeutet dies, dass es aus heutiger Sicht keine Umzüge im Jahr 2018 geben wird. Sie verbleiben an ihren bestehenden Arbeitsplätzen“, bestätigte Springer-Sprecherin Edda Fels auf Abendblatt-Anfrage.
400 bis 500 Mitarbeiter sollen umziehen
Ein Umzugstermin stehe noch nicht fest. Insgesamt sollen rund 400 bis 500 Mitarbeiter in den Altbau umziehen. Die Immobilie hatte der Springer-Verlag an die Momeni-Gruppe verkauft und wird das Gebäude nach grundlegender Sanierung wieder anmieten. Aber offensichtlich hat sich die Sanierung des denkmalgeschützten 50er-Jahre-Baus zu einer großen Herausforderung entwickelt. In Branchenkreisen ist von einer Verzögerung von 18 Monaten die Rede, offiziell bestätigt wird das nicht. Das würde bedeuten, der Umzug von Springer in den Altbau würde erst Mitte 2020 erfolgen.
Doch was ist der Grund für die Verzögerung? Für Aufklärung könnte die Momeni-Gruppe sorgen. Doch auf den ausführlichen Abendblatt-Fragenkatalog geht Geschäftsführer Hanjo Hautz nicht konkret ein: „Das Bauvorhaben ist eines der größten aktuellen Projekte in der Stadt Hamburg und sehr komplex, daher ist es nicht ungewöhnlich, dass es in einzelnen Abschnitten zu Verschiebungen kommen kann. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es verfrüht beziehungsweise scheingenau, die Detailtermine festzulegen“, sagte Hautz.
Neues „Springer-Quartier“ bis 2020 fertig?
Solche Aussagen dürften die Verantwortlichen beim Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) wenig freuen. Es soll bereits mehrere Gespräche wegen der Verzögerungen mit allen Beteiligten gegeben haben. Die Stadt soll dem Vernehmen nach wenig begeistert sein, dass sie nicht in ihre eigene Immobilie fristgerecht einziehen kann.
Doch auf der anderen Seite ist ihr auch an einem guten Verhältnis gelegen, denn die Momeni-Gruppe baut an diesem Standort das neue „Springer-Quartier“ für mehr als 300 Millionen Euro. Der Mitteltrakt zwischen dem Altbau und dem Neubau, der jetzt der Stadt gehört, wurde bereits abgerissen. Dort soll ein Komplex mit Wohnungen, Büros, Läden und Gastronomie entstehen. Die „Gesamtfertigstellung“ des Springer-Quartiers solle „wie geplant 2020“ erfolgen, sagte Hautz. Die rund 600 Angestellten der Stadt, die eigentlich im Jahr 2019 an der Kaiser-Wilhelm-Straße einziehen sollten, sitzen derzeit noch im Öko-Einkaufszentrum Vivo an der Bahrenfelder Straße sowie im Gebäude der Kaisergalerie an den Großen Bleichen.
Es könnte für die Stadt teuer werden
Zumindest für diesen Standort soll die Stadt die Räumlichkeiten bereits gekündigt haben. Wenn der Mietvertrag jetzt doch verlängert werden sollte, könnte das für die Stadt teuer werden: „Sollten der Stadt durch die Verzögerungen gegenüber der bisherigen Planungen Mehrkosten entstehen, müssten diese von der Axel Springer SE beziehungsweise der Momeni- Gruppe erstattet werden“, sagte Finanzbehörden-Sprecher Christopher Harms. Aber auf der Straße stünden die Mitarbeiter in keinem Fall: „Die Stadt ist in der Lage, den Umzug der eigenen Dienststellen in die ehemalige Springer-Immobilie zu einem späteren Zeitpunkt vorzunehmen.“