Hamburg. Das Duo Emmi und Willnowsky treibt „Pompös – Das große Winterspektakel“ im Tivoli amüsant auf die Spitze.
Wenn es in Schmidts Tivoli (vor-)weihnachtlich zugeht, heißt das garantiert nichts Besinnliches, indes viel Gutes. Etwa Emmi & Willnowsky, Deutschlands schrillstes Comedy-Paar im Gewand einer erfolglosen alternden Kammersängerin und im Anzug eines mittellosen, ewig rattigen russischen Pianisten. Bis Anfang Januar präsentiert das Duo „Pompös – Das große Winterspektakel“. Und weil „pompös“ außer prunkhaft und prächtig eben auch übertrieben bedeutet, ist Emmis & Willnowskys selbstironische Beschreibung des Abends gleich mal eine gute Pointe: „20 Minuten Varieté, gestreckt zu einem Programm von zweieinhalb Stunden“.
Die aber haben es in sich. Zwischen gestapelten Geschenken auf der einen Bühnenseite und zwei eselsgleichen (!) Rentieren aus Stoff an einer Krippe auf der anderen machen sich die beiden Komiker wahlweise zum Ochsen, Affen oder zur Sau, dass die Stimmung im Saal steigt und die Schwarte kracht. Die erste Reihe lebt wie immer bei Emmi und Willnowsky gefährlich, aber auch an der Seite sitzende junge Holländer („Nur Bekiffte“, so Willnowsky), Damen aus Eckernförde oder andere Randgruppen wie eine frühere Hamburger grüne Bildungssenatorin (Christa Goetsch) kriegen von Willnowsky ordentlich was ab.
Willnowsky wird auf seine Art kabarettisisch
Damen-Imitator Christoph Dompke alias Emmi, der meist so wirkt, als hätte der blasse SPD-Vizevorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel aus Hessen plötzlich eine Schwester aus dem Horrorkabinett bekommen, kann sein „Taiga-Frettchen“ kaum bremsen, als Willnowky (Christian Willner) auf seine Art fast kabarettistisch wird: „Warum hat Trump Hornhaut an den Eiern? Lügen haben kurze Beine ...“ Dass Emmi & Willnowsky dann auch Gilbert Bécauds Uralt-schlager „Nathalie“ schräg und eigenwillig interpretieren, gehört im Tivoli zum guten Brauch.
Musikalisch, tänzerisch und optisch machen Diana Böge, Yvonne Disqué und Dörthe Thiel wie bei der Vorjahrespremiere von „Pompös“ naturgemäß einiges mehr her. Als Les trois Pompadours lockern sie mal mit, mal ohne Soul-Sänger Terrél Woodbury und stets begleitetet vom famosen siebenköpfigen Original-Tivoli-Orchester (Leitung: Markus Voigt), den dauernden Zoff mit Zoten auf. Mehr noch: Mit ihrem Gesang geben sie den drei Artisten noch mal besondere Aufmerksamkeit: Robert Choinka (balanciert machohaft bis auf die Unterhose entblößt einarmig auf Autoreifen),
Federleichte Handstand-Nummer
Marina Skulditskaya (zeigt eine federleichte Handstand-Nummer und im zweiten Teil eine gewichtige rasante Hula-Hoop-Attraktion) und Moritz Haase. Insbesondere die Kombination aus der Trapez-nummer des kräftigen, erst 21 Jahre alten Gummimannes, begleitet von der starken Röhre der Lido-erfahrenen früheren Wahlpariserin Diana Böge kann sich sehen und hören lassen. Artistik zu Livegesang, das ist ein neuer Reiz. Überhaupt hat Regisseur Corny Littmann es verstanden, die drei Sängerinnen in ihren wechselnden Kostümen nicht bloß wie schmückendes Beiwerk erscheinen zu lassen. Sie sind in die Nummern integriert, manchmal auch als Umbau-Helferinnen.
Nur einer braucht bei „Pompös“ keine Begleitung: Kabarettist Wolfgang Trepper. Der ewige Hausgrantler des Schmidt macht auch im Tivoli den Deckel auf diese große Show. In seinem vorgezogenen Jahresrückblick trifft er insbesondere mit seiner Abrechnung über die vielen technischen Neuerungen im Fußball und den Verrat am Spiel voll ins Schwarze. Und der Videobeweis bei „Pompös“? Das hätte wahrlich noch gefehlt. Stattdessen stimmte auch Trepper bei der Zugabe mit ein – nicht etwa in ein Weihnachtslied, sondern in „Du bist nicht allein“, einem alten Roy-Black-Schlager aus dem Jahr 1965.
„Pompös – Das große Winterspektakel“ bis 7.1.2018, Schmidts Tivoli (U St. Pauli), Spielbudenplatz 27–28, Karten ab 27,50 unter T. 31 77 88 99; www.tivoli.de