Hamburg. Viele Hamburger Händler locken heute mit Sonderangeboten. Aber längst nicht immer sparen die Kunden dabei.
Karstadt tut es, Saturn tut es, C&A ist dabei, die Europa-Passage natürlich auch und das Hamburger City Management ruft für den heutigen Freitag zum zweiten Mal nach 2016 die Kunden zur Rabattschlacht am sogenannten Black Friday (schwarzer Freitag) in die Innenstadt.
An den Schaufenstern kleben große Prozentsymbole, davor Minuszeichen und Zahlen: 20, 50, 70. Und immer wieder: Black Friday. Die beiden Worte finden sich auch auf Prospekten, die dieser Tage im Briefkasten liegen oder der Zeitung beigelegt sind. Manche Händler rufen sogar gleich ein Black Weekend oder eine ganze Black Week aus.
Auf Black Friday folgt der Cyber Monday
Kein Zweifel: Nach dem Valentinstag und Halloween fasst jetzt der ebenfalls in den USA ersonnene Sonderangebots-Freitag auch im deutschen Handel mehr und mehr Fuß – und sein Gegenstück für den Online-Handel, der sogenannte Cyber Monday, drei Tage später gleich mit.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet damit, dass die beiden Schnäppchentage im stationären und im Online-Handel bundesweit für zusätzliche Umsätze in Höhe von rund 1,7 Milliarden Euro sorgen werden. In Hamburg dürfte das Umsatzplus zwischen 45 und 50 Millionen Euro liegen.
Der Marketingexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU sagt: „Black Friday und Cyber Monday sind heute schon sehr wichtig für den Handel – und sie werden immer wichtiger. Wir haben gesättigte Märkte. Da braucht man solche Anlässe, damit die Leute mehr kaufen.“
In den USA fällt der Black Friday immer auf den Tag nach dem Feiertag Thanksgiving (Erntedank) am vierten Donnerstag im November. Viele Amerikaner nehmen dann einen Brückentag, den sie gern für den Beginn des Weihnachtsshoppings nutzen. Für die Händler signalisiert er den Start in die heiße Phase des Geschenkegeschäfts.
Aktionswoche bei Amazon und Saturn
Immer mehr Händler in Deutschland sind bei dem Rabattmarathon dabei – und verlängern ihn gern um ein paar Tage. Amazon Deutschland etwa startete seine Cyber-Monday-Woche bereits am vergangenen Montag und verspricht den Kunden mehr als 55.000 Angebote.
Die Elektronikmarktkette Saturn lockt mit einer Black Week und verspricht „die besten Angebote des Jahres“. Aida bietet mehrere Tage lang günstige Kreuzfahrten an. Die Parfümeriekette Douglas verspricht 20 Prozent Rabatt, Adidas sogar 30 Prozent auf rund 100 ausgewählte Artikel.
Tatsächlich hat der Rummel um den Black Friday und den Cyber Monday nach einer gemeinsam vom Online-Marktplatz Ebay und dem Kölner Handelsforschungsinstitut ECC durchgeführten Analyse auch das Einkaufsverhalten der Bundesbürger bereits verändert. Zumindest wenn es um Online-Shopping geht.
„Es findet eine Verschiebung der Umsätze insbesondere von der ersten Dezemberhälfte auf die zweite Novemberhälfte statt“, sagt Eben Sermon, Vizepräsident von Ebay Deutschland. Auch Brigitte Nolte, Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord in Hamburg, weiß, dass der Online-Handel deutlich mehr profitiert als die Händler in Läden und Geschäften.
Und die Einzelhandel-Expertin sieht durchaus auch Schattenseiten in dem Preiskampf. „Es ist schwierig, weil schon vor der Adventszeit mit Rabatten angefangen wird“, sagt Nolte. „Das ist ein Zeichen für den immer stärker werdenden Wettbewerb.“
Rabatt-Tage stärken Discount-Trend
Auch der Marketingexperte Fassnacht warnt: „Solche Rabatt-Tage sind ein zweischneidiges Schwert. Sie sorgen für mehr Verkäufe, stärken aber auch den Trend zur Discount-Gesellschaft. Rabatte sind eine starke Droge. Es wird dadurch immer schwieriger, Produkte noch zu normalen Preisen zu verkaufen.“
Ohnehin stellt sich bisweilen die Frage, ob die Sonderangebote tatsächlich welche sind. Verbraucherschützer jedenfalls raten den Konsumenten, auch im Black-Friday-Trubel kühlen Kopf zu bewahren, nicht auf Preisvergleiche zu verzichten.
Stichproben des Preisvergleichsportals guenstiger.de ergaben im vergangenen Jahr, dass nur jedes zweite getestete Angebot wirklich ein Schnäppchen war. Bei einem Viertel der von dem Online-Portal untersuchten 200 Sonderangebote zahlten Käufer am Ende mehr als bei anderen Anbietern, ein weiteres Viertel entsprach den üblichen Marktpreisen.
Nur 102 der 200 Produkte waren tatsächlich günstiger. Und auch bei den prozentual hohen Preisnachlässen ist Vorsicht angebracht, betonen Experten. Denn diese bezögen sich oft auf die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers. Die aber liegt in vielen Fällen deutlich über dem aktuellen Marktpreis.
Ungewiss ist, woher der Name Black Friday eigentlich stammt. Eine Theorie besagt, dass er auf die Menschenmassen in den Straßen und Einkaufszentren zurückgeht, die an diesem Tag in vielen US-Metropolen unterwegs sind. Eine andere erklärt den Namen damit, dass die Händler an diesem umsatzstarken Tag die Chance haben, in die Gewinnzone zu kommen – also schwarze Zahlen zu schreiben.