Hamburg. Hafenkonzern erhöht auch Umsatz und Containerumschlag kräftig. Aktienkurs legt seit Amtsantritt von Vorstandschefin Angela Titzrath zu.

Eines kann man der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) nicht nachsagen: dass sie unter dem Chefwechsel gelitten hat. Seit Angela Titzrath zum Jahreswechsel als Nachfolgerin von Klaus-Dieter Peters an die Spitze von Deutschlands größtem Hafenkonzern bestellt worden ist, meldet dieser gute Zahlen. Das begann mit dem ersten Quartal, in dem der Umsatz 7,1 Prozent über dem Vorjahresniveau lag, setzte sich mit dem Halbjahresergebnis fort, und auch die Neunmonatszahlen, die das Unternehmen gestern präsentierte, lassen sich sehen.

Während der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,3 Prozent auf 942,8 Millionen Euro stieg, konnte das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 22,3 Prozent auf 155,2 Millionen Euro zulegen. Unterm Strich blieb eine Gewinnsteigerung um 30,2 Prozent auf 79,3 Millionen Euro. Damit dürfte Titzrath, die aus dem Ruhrgebiet kommt und aufgrund ihrer mangelnden Erfahrung in der maritimen Industrie noch zu Amtsbeginn skeptisch in Hamburg beäugt wurde, fest im Sattel sitzen.

Zahlen haben auch Schattenseiten

Doch die Zahlen haben auch Schattenseiten: Zwar hat sich der Containerumschlag – das Herzstück der HHLA-Geschäfte – über die ersten neun Monate des Jahres 2017 um 10,8 Prozent auf 5,5 Millionen Standardcontainer (TEU) gesteigert. Aber im dritten Quartal, das eigentlich wegen des Weihnachts­geschäfts im Seehandel als das stärkste gilt, wurden nur 1,87 Millionen TEU umgeschlagen. Das ist geringfügig mehr als im ersten Quartal.

Dennoch profitiert der Containerumschlag laut Titzrath von wachsenden Mengen aus Fernost und mehr Zubringerverkehren. Nach Meinung der HHLA-Chefin sind äußere Entwicklungen wie auch die eigene Kundenbindung für den insgesamt guten Geschäftsverlauf der ersten drei Quartale verantwortlich. „Derzeit profitiert die HHLA von der positiven Entwicklung der Weltwirtschaft und des Welthandels, aber auch von intensiven Vertriebsaktivitäten und Kundengesprächen, durch die wir Anfang des Jahres unsere Marktposition stabilisieren und teilweise ausbauen konnten“, sagte sie laut einer Mitteilung.

Aufwind zieht Titzrath aber vor allem auch aus der Neuordnung der Liniendienste der Reedereien. Die aus den Überkapazitäten an Schiffen resultierende lang anhaltende Flaute bei den Transportpreisen hat die Unternehmen weltweit dazu gezwungen, sich zur Steigerung der Effizienz anders zu organisieren. Es kam zu Fusionen und der Bildung neuer Allianzen, in deren Folge auch die Fahrtrouten und Anlaufhäfen neu sortiert wurden. Die HHLA profitiert davon, während Eurogate, der Hamburger Konkurrent im Hafenumschlag, darunter leidet. Genaue Zahlen liegen nicht vor. Da Eurogate nicht börsennotiert ist, veröffentlicht das Unternehmen erst wieder im Januar 2018 den Geschäftsverlauf für dieses Jahr.

Den meisten Aktionären der HHLA dürfte egal sein, wie die guten Zahlen zustande kommen. Sie sehen nur: Mit der HHLA geht es bergauf. Zumal Titzrath am Dienstag versprach, den angepeilten Gewinn von 150 bis 170 Millionen Euro zum Jahresende zu realisieren. „Wir gehen davon aus, dass wir die prognostizierten Ziele für das Jahr 2017 sicher erreichen werden“, sagte die HHLA-Chefin. Entsprechend kletterte der Aktienkurs nach Bekanntgabe der Zahlen zwischenzeitig auf ein neues Jahreshoch von 28,44 Euro, und lag am Nachmittag bei 28,04 Euro noch knapp zwei Prozent im Plus. Seit Amtsantritt Titzraths im Januar 2017 ist der HHLA-Kurs um 35 Prozent gestiegen. Der Vertrauensvorschuss der Anleger ist groß.

Titzrath warnt vor Unsicherheiten

Das liegt nicht zuletzt daran, dass neben dem Containerumschlag auch das Transportgeschäft mit der eigenen Bahntochter ins Hinterland floriert. Der Umsatz des Segments Intermodal legte um 7,7 Prozent auf 311,8 Millionen Euro zu. Das Betriebsergebnis (EBIT) des Bereichs erhöhte sich um 10,8 Prozent auf 55,4 Millionen Euro.

Dennoch warnt Titzrath vor Unsicherheiten: „Bei aller Freude über die Ergebnisse bewegen wir uns weiterhin in einem herausfordernden Marktumfeld“, sagte sie. Unsicherheitsfaktoren blieben die volatile Dynamik des internationalen Warenverkehrs, die das Wachstum in den vergangenen Jahren strukturell verlangsamt hat, sowie die Bedingungen im Hamburger Hafen. Damit meint sie die Elbvertiefung, die noch immer nicht genehmigt ist. Das beklagt auch der Fraktionsvorsitzende der FDP, Michael Kruse: „Die großen Verzögerungen bei der Fahrrinnen­anpassung machen der HHLA das Leben zunehmend schwer.“

KLSYASPR.jpg