Hamburg. Der Hamburger Hafenkonzern steigert seinen Gewinn zum Halbjahr um 48 Prozent. Containerumschlag floriert.

Seit einem halben Jahr ist Angela Titzrath neue Chefin von Hamburgs größtem Hafenkonzern, der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Schaut man auf die Geschäftsentwicklung des Unternehmens, so müssen selbst Skeptiker einräumen: Die Managerin aus dem Ruhrgebiet, die mit der Schifffahrt zuvor nichts zu tun hatte, hat die vergangenen sechs Monate positiv genutzt. Das ergeben zumindest die aktuellen HHLA-Zahlen für das erste Halbjahr 2017. Umsatz und Gewinn steigen kräftig, ebenso legt der Containerumschlag zu. Nicht alles lässt sich mit der Tatkraft der neuen Chefin erklären. Ausgerechnet die Schifffahrtskrise hat nämlich Titzrath bei der Entwicklung des Geschäfts geholfen.

Die aus den Überkapazitäten an Schiffen resultierende langanhaltende Flaute bei den Transportpreisen hat die Reedereien weltweit dazu gezwungen, sich zur Steigerung der Effizienz anders zu organisieren. Es kam zu Fusionen und der Bildung neuer Allianzen, in deren Folge auch die Fahrtrouten und Anlaufhäfen neu sortiert wurden. Die HHLA profitiert davon, während Eurogate, der Hamburger Konkurrent im Hafenumschlag, darunter leidet.

Containerumschlag der HHLA steigt rasant

Nach dem Zusammenschluss der chinesischen Reedereien China Shipping und Cosco hat Eurogate seinen Großkunden China Shipping an die HHLA abgeben müssen. Durch die Fusion der Reederei United Arab Shipping Company mit Hapag-Lloyd ist auch der arabische Kunde von Euro­gate zur HHLA gewechselt. Für das Unternehmen, an dem die Stadt 68 Prozent hält, bedeutet das einen Anstieg am Umschlagsvolumen um mehrere Hunderttausend Standardcontainer – vor allem im Asienverkehr. Dieses hat sich entsprechend im Halbjahresergebnis der HHLA niedergeschlagen. Der Containerhandel mit Asien ist in den ersten sechs Monaten 2017 um 16,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen.

Daneben ist es der HHLA gelungen, den Verlust zahlreicher Zubringerdienste mit kleinen Schiffen an die Konkurrenzhäfen Rotterdam und Antwerpen zu stoppen. Insbesondere die Zahl der Weitertransporte von Containern in den Ostseeraum ist um 22,4 Prozent gestiegen. Drittens ist auch der Umschlag bei der einzigen Hafen-Auslandsbeteiligung der HHLA, in Odessa am Schwarzen Meer, um zehn Prozent auf 145.000 Standardcontainer (TEU) gewachsen. Der Seehandel der ukrainische Stadt hatte zuvor unter der Auseinandersetzung mit Russland gelitten.

Mehr als 620 Millionen Euro Umsatz im ersten Halbjahr

Die positiven Tendenzen haben insgesamt zu einem Umschlagsanstieg von zwölf Prozent auf 3,6 Millionen TEU geführt. Ein TEU (Twenty-foot Equivalent Unit) entspricht einem 20-Fuß-Container.

Mit dem Umschlagswachstum konnte die HHLA im ersten Halbjahr auch ihre Aufträge im Weitertransport der Seegüter per Bahn und auf der Straße steigern. Das alles macht sich auch im Geschäftsergebnis des Gesamtkonzerns bemerkbar, mit dem Titzrath am Montag an die Öffentlichkeit trat: Der Konzernumsatz stieg gegenüber dem ersten Halbjahr 2016 von 573,5 auf 622,8 Millionen Euro. Das bedeutet einen Zuwachs von neun Prozent. Das Betriebsergebnis legte von 66,9 Millionen Euro um etwa 48 Prozent auf 98,8 Millionen Euro zu. Die deutliche Zunahme ist nur zum Teil der Mengenentwicklung beim Containerumschlag geschuldet: Hinzu kommt, dass die HHLA im vergangenen Jahr noch hohe Einmalkosten bei der Schließung der Logistik-Sparte im Überseezentrum aufwenden musste, die nun entfallen.

Vorstandschefin Titzrath konkretisiert Gewinnprognose

Vorstandschefin Titzrath erklärt den starken Ergebnisanstieg sowohl mit äußeren Einflüssen wie auch mit der eigenen Arbeit der HHLA: „Wir profitieren nicht nur von der anhaltend positiven Konjunkturentwicklung in der Welt und in Deutschland, sondern ebenso von unserer eigenen Leistungsfähigkeit“, sagte sie und konkretisierte zugleich ihre Gewinnprognose für das Gesamtjahr: So erwartet die HHLA-Chefin 2017 für den Konzern ein Ebit von 150 bis 170 Millionen Euro. Bislang wurde für den Konzern ein Ebit in der oberen Hälfte von 140 bis 170 Millionen Euro erwartet.

Die Ankündigungen heben bei den HHLA-Anlegern die Kauflaune. Die Aktie stieg gestern um 2,65 Prozent auf 25,39 Euro. Bereits im Juni konnte das Wertpapier nach einer Anhebung der HHLA-Gewinnprognose die Schwelle von 20 Euro überschreiten. Aber zu einem Preis von mehr als 25 Euro wurde es zuletzt Anfang 2012 gehandelt. Analysten verschiedener Banken empfehlen die Aktie zu halten – und sehen den fairen Wert niedriger an. Die Commerzbank sieht das Kursziel bei 20, das Bankhaus Warburg bei 22 Euro. Die HHLA habe ein starkes zweites Quartal absolviert, schrieb Warburg-Analyst Christian Cohrs. Aus Bewertungssicht gebe es für den Aktienkurs allerdings nicht mehr viel Aufwärtspotenzial.