Hamburg. Der VDV sieht einen Bedarf von 20 Milliarden Euro in Deutschland. Auch U-5-Bau in Hamburg soll mit dem Geld unterstützt werden.

20 Milliarden Euro verlangt der Verband der Deutschen ­Verkehrsunternehmen (VDV) für den Ausbau des kommunalen öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Deutschland: „Wir fordern die Bundesregierung auf, ein Sonderprogramm in Höhe von 15 Milliarden Euro über zehn Jahre aufzulegen, um die dringend notwendigen Investitionen in den kommunalen Nahverkehr zu ermöglichen und damit die Verkehrswende in Deutschland entscheidend voranzubringen“, sagte Präsident Jürgen Fenske anlässlich der VDV-Präsidiumssitzung am Dienstag in Hamburg.

Bau der Linie U 5 ist ein Milliardenprojekt

Die Länder – also auch Hamburg – sollen dieses Programm durch weitere fünf Milliarden Euro über die Laufzeit mitfinanzieren, forderte Fenske, der bis 2009 Chef der Hamburger S-Bahn war und seitdem Vorstandsvorsitzender der Kölner-Verkehrs-Betriebe (KVB) ist, weiter. Ein moderner, leistungsstarker und ökologischer ÖPNV könne gerade in den Großstädten und Ballungsräumen wesentlich dazu beitragen, die Probleme bei Luftreinhaltung und Schadstoffbelastung nachhaltig zu lösen. Doch dafür müsse mehr in den ÖPNV investiert werden, so Fenske.

Auch Hamburg benötigt dringend zusätzliche Mittel für die öffentlichen Verkehrsmittel, denn hier steht ein Milliardenprojekt an: „Mit dem Neubau der Linie U 5 sollen mehr als 150.000 Menschen in Hamburg erstmals einen Zugang zum Schnellbahnsystem und damit einen massiven Anreiz erhalten, geteilte Mobilität zu nutzen und den eigenen Pkw stehen zu lassen“, sagte der Hochbahn-Vorstandsvorsitzende Henrik Falk, der auch VDV-Präsidiumsmitglied ist. Aber solch ein wichtiges Bauvorhaben müsse natürlich auch finanziert werden, und deshalb sei mehr Geld für den Ausbau des Nahverkehrs dringend notwendig.

Planungen für U 5 2019 abgeschlossen

Unterdessen laufen die Planungen für die U 5, die von Bramfeld bis zum Osdorfer Born fahren soll, auf Hochtouren. Im August hatte Falk im Abendblatt-Interview angekündigt: „Wir haben das Ziel, die Planungen für den Bau der U 5 bis 2019 abzuschließen. Das heißt, dann werden die gesamte Linienführung, die Lage der Haltestellen, das Bauverfahren und auch die Kosten feststehen.“ Der Baubeginn soll voraussichtlich 2021 sein, dann könnte der erste Streckenabschnitt 2026/27 in Betrieb genommen werden. Dieser soll zwischen der Endhaltestelle Barmbek-Nord und der City Nord verlaufen, allerdings steht die Linienführung noch nicht exakt fest.

Aber nicht nur für die U 5 wird viel Geld benötigt, sondern auch für die Vorgabe des Senats, dass für Hamburg ab 2020 nur noch elektrisch betriebene Busse angeschafft werden sollen: „Die Hochbahn rechnet bei dem Umstieg auf eine komplette E-Mobilität mit einem Investitionsbedarf von 600 Millionen Euro. Denn neben den neuen Fahrzeugen muss auch die komplette Infrastruktur darauf ausgerichtet werden“, sagte Falk.

Hochbahn-Chef
Henrik Falk in der
Verkehrsleitzentrale
Hochbahn-Chef Henrik Falk in der Verkehrsleitzentrale © HA | Roland Magunia

Dass der Bund einen maßgeblichen Anteil an der Finanzierung der neuen Linie U 5 leisten soll, sieht der Hamburger CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering nicht ein: „Bürgermeister Olaf Scholz hat die U 5 in 2014/2015 als Wahlkampfschlager benutzt. Dabei wusste Scholz schon damals ganz genau, dass Hamburg dieses Milliardenprojekt niemals wird stemmen können.“ Seither schwebe die komplett offene Kosten- und Finanzierungsfrage wie ein Damoklesschwert über der Stadt, so Thering weiter.

Rund 444 Millionen Fahrgäste

Wie wichtig ein Ausbau des ÖPNV in den deutschen Großstädten ist, zeigt auch die ständig wachsende Nachfrage: Allein die Hochbahn hatte im vergan­genen Jahr rund 444 Millionen Fahrgäste und rechnet für 2017 mit einem Zuwachs von rund 1,5 Prozent. Die S-Bahn Hamburg verzeichnete etwa 250 Millionen Fahrgäste. Der Nahverkehr in Deutschland hatte im vergangenen Jahr rund 10,5 Milliarden Fahrgäste, in diesem Jahr sollen es rund 10,7 Milliarden werden.

Welchen Stellenwert Bus und Bahn für Hamburg haben, betonte Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) gegenüber dem Abendblatt: „Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist uns in Hamburg ein besonderes Anliegen. Unter anderem erweitern wir das U- und S-Bahn-Netz, beschleunigen Buslinien und elektrifizieren die Busflotten.“ Zu den Forderungen des VDV nach den zusätzlichen 20 Milliarden Euro im Zuge eines Sonderprogramms, sagte Horch: „Um die Verkehrswende zu meistern, müssen wir die Mobilität insgesamt im Blick haben. Deshalb trete ich in meiner Funktion als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz für ein nationales Investitionsprogramm Mobilität ein.“ Das solle mit fünf Milliarden Euro jährlich in den nächsten zehn Jahren die Mobilität in Deutschland nachhaltig modernisieren.