Hamburg. Seit heute gibt es am Barmbeker Bahnhof einen neuen Platz. Dieser erinnert an den Schriftsteller und Publizisten Ralph Giordano.
Als die rot-weiße Hamburg-Flagge mit einem Ruck vom Straßenschild gezogen wurde, stach der weiße Schriftzug ins Auge: Der Platz gegenüber vom Barmbeker Bahnhof an der Fuhlsbüttler Straße heißt ab sofort Piazzetta-Ralph-Giordano. „Wir ehren heute einen der großen Söhne unserer Stadt“, sagte Carsten Brosda, Senator der Behörde für Kultur und Medien. Am Dienstagnachmittag hat er gemeinsam mit dem stellvertretenden Leiter des Bezirksamtes Tom Oelrichs den neu gestalteten Platz zu Ehren von Ralph Giordano (1923 – 2014) eingeweiht.
Der Journalist, Schriftsteller und Regisseur Giordano ist als Sohn eines italienischen Pianisten und einer jüdischen Klavierlehrerin in Barmbek – nicht weit von seinem neuen Denkmal – aufgewachsen. In Winterhude besuchte er das Johanneum, bevor ihm der Schulbesuch von den Nationalsozialisten verboten wurde. Dreimal wurde Giordano von der Gestapo als Jugendlicher verhört, misshandelt und eingesperrt. „Ich war 16, als die Gestapo kam und mich abholte und ich die bis dahin fürchterlichsten Tage meines Lebens im Stadthaus zubrachte“, erzählte der Autor einmal im Abendblatt-Interview.
An dem Roman "Die Bertinis" schrieb Giordano mehr als 40 Jahre
Giordano hat die Aufklärung über die Nazi-Zeit zu seinem Lebensthema gemacht. Nur knapp überlebte er mit seinen beiden Brüdern und Eltern in einem Keller in Alsterdorf, wo sich die Familie in ständiger Todesangst über mehrere Monate versteckte. In seinem stark autobiografischen Roman „Die Bertinis“, an dem er mehr als vier Jahrzehnte schrieb, verarbeitete er die traumatischen Erlebnisse seiner Jugend. Seit 1998 werden mit dem Bertini-Preis Menschen in Hamburg für ihre besondere Zivilcourage ausgezeichnet. Er wird jedes Jahr am 27. Januar, dem Gedenktag für die Holocaustopfer, vergeben.
„Giordano hat sich als streitbarer Journalist und kluger Mahner immer wieder in die Debatten der Bundesrepublik eingemischt. Er hat regelmäßig darauf hingewiesen, dass es eine Vergangenheit gegeben hat, mit der wir uns auseinandersetzen müssen“, sagte Brosda am Dienstag im Zuge der Einweihung. Die Idee für die Piazzetta (italienisches Wort für: kleiner Platz) geht zurück auf eine Initiative des Regionalausschusses Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg aus dem Sommer 2016.
Giordanos Denkmal wird Anfang des nächsten Jahres fertig
Die Umgestaltung der Fläche stellt den letzten Bauabschnitt der Erneuerung der Fuhlsbüttler Straße dar. Erst Anfang des nächsten Jahres soll Giordanos Denkmal fertiggestellt werden. Die schwarze Erde um die neu-verpflanzten Bäume ist noch frisch, die Sitzbänke unbenutzt. Eine Stadtradstation mit 24 Fahrrädern fehlt noch. Trotzdem betonte der Kultursenator Brosda schon jetzt: „Das Herz Barmbeks schlägt nun mit der Kraft von Ralph Giordano. “