Hamburg. Farbige LED-Leisten zeigen an, wo Platz im Waggon ist. An einer Haltestelle soll sich zeigen, ob Fahrgäste den Service annehmen.
Das LED-Leuchtband an der Wand über der U-Bahn ist erst blau und schaltet dann an verschiedenen Stellen auf rot, gelb oder grün. Dann fährt die U1 Richtung Norderstedt Mitte ein. Die Anzeige soll Fahrgästen zeigen, an welchen Stellen der Zug voll beziehungsweise noch leer ist. So soll gerade in den Stoßzeiten enges Gedränge in den Zügen vermieden werden. An der Haltestelle Wandsbek Markt wird seit heute zwei Wochen lang die sogenannte Platzampel getestet. Die Haltestelle gehört zu den hochfrequentierten Stationen im U-Bahn-Netz. Werktags steigen hier 58.000 Fahrgäste ein und um.
An diesem Montagmorgen leuchtet die Platzampel an Zuganfang und -ende meist rot. Eilige Fahrgäste steigen noch schnell zu, der Wagen ist überfüllt, es kommt zu Verzögerungen. In der Mitte hingegen ist die Bahn leerer, die Anzeige steht auf gelb oder grün.
Noch funktioniert der Service manuell
In der Testphase funktioniert dieser Service noch nicht automatisch. An der vorgelagerten Haltestelle Straßburger Straße beurteilen Hochbahn-Mitarbeiter vom Bahnsteig aus, wie gefüllt die Waggons bei Abfahrt sind. Sie leiten die Information an einen Mitarbeiter an der Haltestelle Wandsbek Markt weiter, der per Tablet die LED-Leiste auf rot, gelb oder grün umschaltet.
Als der Bahnsteig sich füllt, ist auf den ersten Blick kaum eine Umverteilung unter den Fahrgästen festzustellen. „Die Wahrnehmung ist ganz unterschiedlich. Manche Fahrgäste sind in ihr Smartphone vertieft und sehen das Licht nicht. Andere denken, das Licht zeige die Länge des Zuges an", sagt Marc Schäfer. Der Mitarbeiter einer Strategie- und Innovationsberatung führt im Auftrag der Hochbahn Fahrgastbefragungen durch. Einige Fahrgäste fühlten sich hingegen durch das grüne Signal intuitiv bestätigt und meiden die roten Abschnitte, so Schäfer.
Fahrgäste müssen sich an Veränderung gewöhnen
Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse betont, dass sich der Service noch in der Lernphase befinde. Die Fahrgäste müssten sich erst an die Veränderung gewöhnen. „Wir möchten sehen, ob innerhalb der nächsten Tage eine Veränderung des Fahrgastverhaltens festzustellen ist“, so Dinse.
Claudia Leist schleppt ihre schwere Tasche den Bahnsteig entlang, die Lehrerin ist auf dem Weg zur Arbeit. „Wenn man in Gedanken ist, schaut man nicht nach oben“, sagt sie. Intuitiv sei ihr die Bedeutung nicht sofort ersichtlich gewesen. Dann aber stellt sie sich unter den gelb leuchtenden Bahnsteigabschnitt, in der Hoffnung einen Platz zu ergattern. Sie findet schließlich doch keinen Sitzplatz – Berufsverkehr eben. Daria Silkur steht bewusst am Ende des Zuges: „Da bin ich immer nah am Ausgang“. Die 59-Jährige würde sich nicht nach einer Platzampel richten, auch wenn sie dann im Waggon stehen müsse.
"Ob das Leuchtband tatsächlich installiert wird, entscheidet sich nach der „Prototyping-Phase“, erklärt Hochbahn-Sprecherin Dinse. „Der Service soll nah am Kunden Schritt für Schritt weiterentwickelt werden“. Frühestens Anfang 2018 wird über die konkrete Umsetzung an hoch frequentierten Haltestellen beraten. Erst dann könne man entstehende Kosten kalkulieren.
Online können Fahrgäste unter www.hochbahn.de/platzampel bis zum 30. November an einer Befragung zur Platzampel teilnehmen.