Hamburg. Nur 1000 Quadratmeter Fläche hat das Geschäft. Enge Zusammenarbeit mit der Saturn-Filiale an der Mönckebergstraße geplant.
Kaffeemaschinen stehen schon in den Regalen, elektrische Zahnbürsten und Rasierer werden auf beleuchteten schmalen Tresen präsentiert, die für Elektronikmärkte obligatorische Fernseherwand flimmert bereits. Doch die Zeit des Auspackens ist noch nicht vorbei. Überall stehen Kartons herum, an der Wand hinten in der Filiale sind nur graue Stromkabel zu sehen. In wenigen Tagen sollen dort Kühlschränke und Gefrierkombinationen stehen.
Nächsten Donnerstag, um 10 Uhr, will Saturn im Untergeschoss der Bramfelder Marktplatz Galerie sein fünftes Geschäft in Hamburg und das 158. in der Bundesrepublik eröffnen. „Es ist der erste Markt in Deutschland mit einer Fläche von 1000 Quadratmetern“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Hendrik Neumann über das Pilotprojekt. Die Kette testet ein bundesweit neues Konzept in der Hansestadt. Im Schnitt sind Saturn-Filialen rund 3500 Quadratmeter groß. In der Premiumlage an der Mönckebergstraße sind es sogar 18.000 Quadratmeter – es ist laut Unternehmen der größte Elektrofachmarkt der Welt. Und mit ihm soll der kleinste Saturn-Markt Deutschlands eng kooperieren.
Umfassendes Angebot an Smartphones
„Wir verstehen uns als Nahversorger“, sagt der Bramfelder Marktverantwortliche Clemens Hiby. Drei Bereiche solle der Mini-Markt schwerpunktmäßig abdecken. Viel Platz habe man der „weißen Ware“ mit Kühlschränken, Gefrierkombinationen und Waschmaschinen eingeräumt. Zweite Säule sollen die Fernseher sein. Und als drittes wird es ein umfassendes Angebot an Smartphones und Tablets geben. „Der Bereich Neue Medien ist überall gefragt“, sagt Hiby. Er stuft die Filiale als Vollsortimenter ein und ist Herr über 3500 Hardware-Artikel plus Tausende Tonträger. Insgesamt mehr als 10.000 Artikel soll es in Bramfeld geben.
Das ist im Vergleich nicht viel. Eine Durchschnittsfiliale beherbergt etwa 45.000 Produkte, in Hamburg sind ständig 100.000 verschiedene Waren bei Saturn auf Lager. Und im Onlineshop ist die Auswahl sogar 300.000 Artikelnummern groß – doch die Firma ist zuversichtlich, dass das Geschäft in Bramfeld gut angenommen wird.
Innerhalb weniger Stunden könne man sämtliche Artikel aus dem Gesamtsortiment beschaffen, sagt Hiby. Zum Beispiel aus der Filiale an der „Mö“. Der Kunde kann für die Bestellung im Netz einen 2,15 Meter großen Touchscreen nutzen – oder sich an die Beschäftigten wenden: Jeder der 18 Mitarbeiter bekommt ein eigenes Telefon und ein eigenes Tablett, mit dem er Zugriff auf das Warenwirtschaftssystem hat. So kann er die Verfügbarkeit der Ware schnell prüfen. Auch Informationen im Internet oder das Dienstleistungsangebot kann er einsehen. Schließlich ist auch eine Lieferung nach Hause möglich – diese kostet im Normalfall extra.
Rund 30.000 Haushalte mit 50.000 Personen hat man als Einzugsgebiet ausgemacht. Dass die potenzielle Nachfrage in der Region hoch ist, habe man durch die Abfrage der Postleitzahlen beim Bezahlen der Kunden erfahren, die in einer der vier bestehenden Hamburger Märkten an der „Mö“, in Bergedorf, im Elbe- und im Alstertal-Einkaufszentrum einkauften. Auch für Onlineshopper soll Bramfeld zur Anlaufstelle werden. Schließlich holen 40 Prozent der Verbraucher ihre im Netz bestellte Ware in einem stationären Geschäft ab.
Einkauf über das Internet immer wichtiger
Der Einkauf über das Internet wird für den Mutterkonzern Ceconomy immer wichtiger. Im Geschäftsjahr 2016/17 (bis Ende September) steigerte der Elektronikhändler, zu dem neben Saturn die Schwestermarke Media-Markt gehört, die Erlöse aus dem Netz um 23 Prozent, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Der Online-Anteil am Gesamtumsatz von 22,2 Milliarden Euro (plus 1,3 Prozent) wuchs von 8,9 im Vorjahr auf 10,9 Prozent. Das kam an der Börse gut an, die Aktie stieg um sechs Prozent auf 11,26 Euro.
Drei Filialen machte der Konzern im Geschäftsjahr bundesweit auf, der Fokus liegt aber auf einer engeren Verzahnung von stationärem mit Onlinegeschäft. Den Gewinn will Ceconomy, das im Juli aus einer Aufspaltung des Handelskonzerns Metro hervorgegangen ist, im Dezember veröffentlichen. Angestrebt wird ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern über den 466 Millionen Euro des Vorjahres. Zahlen über die wirtschaftliche Entwicklung in der Hansestadt nannte Saturn nicht – aber: „Hamburg läuft seit vielen Jahren erfolgreich“, sagt Neumann, der einer von sieben geschäftsführenden Gesellschaftern der Saturn Hamburg GmbH ist.
In ihr sind alle fünf Betriebsstätten (insgesamt 650 Beschäftigte) gebündelt. Die Hamburger kaufen an der Mönckebergstraße übrigens am liebsten Spielkonsolen, Smartphones, das Computerspiel „Fifa 18“, Ladekabel, Speicherkarten, Fernseher sowie Waschmaschinen ein. Ob das Bramfelder Modell bundesweit Schule macht, ließ Saturn offen. Eine Sprecherin: „Wir schauen uns an, wie das in der Praxis funktioniert.“