Hamburg. Stephanie Wiermann startet eine Kampagne für kostenloses Trinkwasser zum Nachfüllen – und erhält einen Umweltpreis.

Stephanie Wiermann weiß im Moment nicht, was sie zuerst machen soll. Anfragen aus vielen Städten Deutschlands beantworten, neue Wasser-Nachfüllstationen eintragen, wichtige Infos auf ihren Social-Media-Kanälen posten. Ach ja, Geld verdienen muss sie ja auch noch. „Es ist nicht ganz ohne, mal eben eine deutschlandweite Bewegung loszutreten, nur auf ehrenamtlicher Basis“, sagt die Webdesignerin und lacht. Im März hat die 50-Jährige ihr Projekt Refill Hamburg gestartet. Eine Idee so einfach wie praktisch: Statt ständig neue Plastikflaschen für den Durst unterwegs zu kaufen, kann man sich auf einer interaktiven Karte anzeigen lassen, wo es Gratiswasser zum Auffüllen gibt.

Inzwischen machen in Hamburg schon mehr als 80 Stationen mit, darunter Apotheken, Bars, Cafés, Bio- und Unverpackt-Läden. Auch die Wasserspender am Helmut-Schmidt-Flughafen und die Trinkwassersäulen von Hamburger Wasser sind verzeichnet. Längst ist die Wasser-Initiative auch in andere Regionen übergeschwappt, knapp 50 Städte sind laut der Internetseite von Refill Deutschland dabei.

Weitere Planungen laufen

Bei knapp einem halben Dutzend weiteren laufen die Planungen. „Wir haben das Privileg und das Glück, dass unser Leitungswasser bestes Trinkwasser ist“, sagt Wiermann, die seit Langem im Umweltschutz aktiv ist. „Mit der Refill-Kampagne will ich erreichen, dass weniger Plastikmüll entsteht.“ Das überzeugte auch die Jury des Iduna Umwelt- und Gesundheitspreises der Handwerkskammer Hamburg, die Wiermann heute als Siegerin auszeichnet – mit einem Preisgeld von 7000 Euro.

Das Vorbild für die Gratiswasser-Aktion kommt aus dem englischen Bristol. Über eine Twittermeldung hatte die gebürtige Hamburgerin davon erfahren, die heute im holsteinischen Horst lebt und seit Jahren den Blog Plastikfreier leben schreibt. Ein halbes Jahr steckte sie in die Umsetzung, gestaltete das Logo und – ganz wichtig – die Aufkleber, mit denen die Geschäfte und Lokale kennzeichnen können, dass es bei ihnen Wasser zum Nachfüllen gibt.

Becher mit Refill-Logo soll es nicht geben

Den Druck der ersten 5000 Aufkleber sponsorte Hamburg Wasser. „Für die Nachfüllstationen ist es auch eine Möglichkeit zur Imagepflege“, sagt Wiermann. Und natürlich ein Beitrag zum Umweltschutz. Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe werden in Deutschland in der Stunde zwei Millionen Einweg-Plastikflaschen verbraucht.

Wiermann und ihren Mitstreitern geht es nicht darum, dass das Wasser beim Besuch eines Restaurants kostenfrei ist, sondern um die Vermeidung von Plastikmüll. Auch sonst soll die Kampagne nicht kommerziell werden. Flaschen, Becher oder andere Produkte als Merchandising soll es nicht geben, sagt die Aktivistin, die in Kursen vermittelt, wie man Geschirrspülmittel oder Deo selbst macht. Sie selbst lebt seit Jahren plastikfrei. „Es ist unser Planet. Wenn alle ein bisschen was tun, kann man was bewegen“, sagt sie. Dann läutet im Hintergrund wieder das Telefon. Die nächsten Aufkleber müssen in den Druck.