Hamburg. Hinter der Fassade liegt die Fläche am Spielbudenplatz neben dem Schmidt Theater seit 2004 brach – das soll sich nun ändern.
Der Spielbudenplatz gehört zu den bekanntesten Adressen in Hamburg. Ein Theater reiht sich hier an das andere, dazwischen gibt es Bars und Clubs. Mittendrin ist die Hausnummer 26. Das ehemalige Schwimmbad wirkt auf den ersten Blick wie ein ganz normales Haus. Doch es steht nur noch die stuckverzierte Fassade. Das Gebäude dahinter wurde bereits 2004 abgerissen. Geblieben ist ein rund 630 Quadratmeter großes, inzwischen verwildertes Grundstück.
Kommentar: Der etwas andere Politiker
Eigentümer Rolf Mahnke hat die Fläche bislang nicht bebaut. Seit 13 Jahren herrscht nun Stillstand. Jetzt ist die Geduld von Mittes Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) am Ende. Der Bezirk will den Eigentümer zwingen, sein Grundstück zu entwickeln. „Wir bereiten für das Grundstück am Spielbudenplatz 26 ein Baugebot vor. Das heißt, der Eigentümer müsste dann dort bauen. Das ist das erste Mal, dass wir zu diesem Mittel greifen“, sagte Droßmann dem Abendblatt. Die Baulücke in dieser prominenten Lage müsse dringend geschlossen werden. Eine solche Brachfläche mitten im Herzen von St. Pauli könne nicht weiter akzeptiert werden.
Keine Einigung von Bezirk und Eigentümer
Im Baugesetzbuch heißt es zum Baugebot: Im Geltungsbereich eines Bebauungsplans kann die Gemeinde den Eigentümer durch Bescheid verpflichten, innerhalb einer zu bestimmenden angemessenen Frist, sein Grundstück entsprechend den Festsetzungen des Bebauungsplans zu bebauen. Gegen das Baugebot kann Rolf Mahnke Widerspruch einlegen. Zulässig ist auf dem Grundstück eine viergeschossige Bebauung. Der Bezirk habe immer wieder das Gespräch mit dem Eigentümer gesucht, um eine Bebauung zu erreichen, so Droßmann. Ohne Erfolg.
Aber Falko Droßmann hat nicht nur den Spielbudenplatz im Auge. Das Grundstück an der Reeperbahn, das wegen des früher dort ansässigen Imbisses als „Heiße Ecke“ bekannt ist, liegt seit mehr als 25 Jahren brach. „Es ist durchaus möglich, dass der Bezirk Mitte weitere Baugebote erlässt. Es gibt weitere unbebaute beziehungsweise nicht im zulässigen Maß bebaute Grundstücke auf dem Kiez“, so Droßmann.
Dabei erhält er Unterstützung: „Angesichts des großen Flächenbedarfs für Wohnen und Arbeiten in Hamburg ist es nicht mehr hinnehmbar, dass einzelne Grundstücke mitten in der Stadt rein aus Spekulationsgründen brachliegen“, sagte SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf. Deshalb müsse die Stadt endlich in die Offensive gehen und alle rechtlichen Möglichkeiten voll ausschöpfen. Das Hinhalten des Staates durch einzelne Grundstückseigentümer sei nicht mehr akzeptabel, so Kienschef weiter.
Auch Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg sieht dringenden Handlungsbedarf. „Ein solch wichtiges Grundstück am Spielbudenplatz wäre sehr gut geeignet für kulturelle Nutzung und trüge für die Belebung des Bereichs bei. Das Clubhaus und Schmidts Tivoli in der unmittelbaren Umgebung zeigen, dass es funktionieren kann.“ Osterburg vertritt die Meinung: „Der Eigentümer hat auch eine Verpflichtung für sein Grundstück und das Wohle der Stadt. Daran muss er sich messen lassen.“
Temporäre Nutzung als Parkplatz abgelehnt
Das Abendblatt erreichte Rolf Mahnke, der mehrere Spielhallen betreibt und Immobilien besitzt, am Telefon. Er wolle eine gute Nutzung für das Grundstück, beteuert der Unternehmer und sagte weiter: „Ich hatte einen Investor, der dort eine Art Skihallenkonzept umsetzen wollte, aber die Behörden haben keine Genehmigung erteilt.“ Eine temporäre Nutzung als Parkplatz sei abgelehnt worden, auch dafür habe es einen Interessenten gegeben. Aus der Sicht von Eigentümer Mahnke gibt es ein weiteres Problem: „Die Fassade hin zum Spielbudenplatz steht unter Denkmalschutz, das schränkt die Möglichkeiten für eine Neubebauung massiv ein.“ Einem möglichen Baugebot sieht Mahnke gelassen entgegen. „Wenn der Bezirk das macht, dann sollten die sich gute Anwälte nehmen.“
Das strittige Grundstück an der Reeperbahn wird schon seit mehr als 30 Jahren nicht mehr genutzt. Dort war einst der Standort eines öffentlichen Schwimmbads, das schon 1980 geschlossen wurde. Mahnke hatte das Grundstück 1987 erworben. Er wollte das Gebäude abreißen lassen und eine Spielhalle eröffnen. Doch diese Pläne scheiterten. Das Grundstück liegt zwischen dem Schmidt Theater und Schmidts Tivoli. Corny Littmann und Professor Norbert Aust, die Eigentümer der beiden Spielstätten, sind mit der Situation sehr unzufrieden. „Es ist ein Skandal, dass diese Fläche seit Jahrzehnten nicht entwickelt wird. Hier muss dringend etwas passieren, denn das Grundstück verkommt immer mehr“, forderte Norbert Aust.