Hamburg. Seit Sonnabend präsentieren 520 Aussteller ihre Angebote auf St. Pauli. Doch eine neue Wassersportmesse ist bereits in Planung.

Segelyachten, Motorboote, Surfbretter und ganz viel technische Ausrüstung: Heute startet auf dem Hamburger Messegelände die traditionelle Wassersportmesse Hanseboot. Bis zum 5. November zeigen dort noch einmal rund 520 Aussteller ihre Angebote. Und das wohl zum letzten Mal in dieser Form.

Nach 56 Jahren will die städtische Messegesellschaft – wie berichtet – die Hanseboot aufgeben, weil die Besucherzahlen seit Langem rückläufig sind. Doch pünktlich zum letzten Aufgebot reagiert der Deutsche Boots- und Schiffbauerverband (DBSV) mit einer überraschenden Ankündigung: Der Verband plant nun eine eigene Messe. Und das schon im kommenden Jahr. Arbeitstitel: „Hamburg Boat Show“. Sogar ein Termin ist schon angedacht. Zwar nicht eine Woche lang wie die Hanseboot, sondern von Donnerstag bis Sonntag, 18. bis 21. Oktober, soll die neue Messe stattfinden. Dafür ebenfalls in der großen Halle B6 auf dem Messegelände. Allerdings könnten auch in der HafenCity Boote gezeigt werden, hieß es in der Mitteilung des DBSV.

Große Yachten, aber auch kleine Segelboote werden von heute an auf dem B-Gelände der Messehallen gezeigt
Große Yachten, aber auch kleine Segelboote werden von heute an auf dem B-Gelände der Messehallen gezeigt © dpa | Marek Majewsky

„Das Aus für die Hanseboot hat viele Mitglieder und Unternehmen getroffen, denn für sie ist ein Marktplatz im Herbst im Norden sehr wichtig“, sagt DBSV-Präsident Torsten Conradi. Dort würden seit 57 Jahren jene Aufträge geschrieben, die einerseits übers Winterhalbjahr für Beschäftigung in den Betrieben sorgen und andererseits auch zum Saisonbeginn abgearbeitet sein müssen. Vor allem technisches Zubehör und Ausrüstung würden traditionell direkt nach der aktiven Zeit auf dem Wasser geordert. Das betreffe zum Beispiel Segelmacher und Riggbauer genauso wie Motorenhersteller und Anbieter von Elektronik, aber auch Werften und Bootshändler, so Conradi.

Messe wirbt mit Eintrittspreisen wie von 1961

Die Messegesellschaft reagierte am Freitag eher verhalten auf den Vorstoß der Branche. Man kenne die Pläne, eine Abstimmung darüber gebe es aber noch nicht, sagte ein Messesprecher dem Abendblatt.

Unabhängig davon, ob diese neue Messe kommt oder nicht, für Wassersportfreunde dürfte die vorerst letzte Hanseboot dennoch wieder ein beliebter Termin zum Saisonausklang und vor der Winterpause sein. Und das nicht nur, weil die Messe zum Abschied mit Eintrittspreisen wie von 1961 wirbt (siehe Kasten). Es gibt immer noch viel zu sehen – auch wenn es im Vergleich zu früheren Jahren mittlerweile rund 300 Aussteller weniger sind, die auf der Hanseboot vertreten sind. Eine Auswahl an besonderen Angeboten:

Kitefoilen im Funsportbereich: Nicht nur Anschauen, sondern auch Mitmachen – das ist in der Halle B1 möglich. Ein 40 mal zehn Meter großes Wasserbecken ist dort aufgebaut und bietet an allen Tagen die Gelegenheit, vor allem junge Trends der Wassersportszene auszuprobieren. Nicht auf großen Yachten, aber zum Beispiel mit dem Kite­board. Großes Thema dabei in diesem Jahr ist das sogenannte Kitefoilen. Unter dem eigentlichen Brett, dem Board, ist dabei noch ein zusätzliches, horizontales Schwert angebracht. Mit diesem „Foil“ bleibt das Brett wie auf einer Schiene im Kontakt zum Wasser – während der Surfer ab einem gewissen Tempo nahezu darüber schwebt. Wegen der geringen Reibung können so hohe Geschwindigkeiten bis zu 65 Kilometern pro Stunde erzielt werden.


Hausboot:
Eine ganz andere Altersklasse dürfte in diesem Jahr ein Anbieter aus dem Bremer Raum ansprechen: Erstmals wird auf der Hanseboot in der Halle B7 auch ein Hausboot ausgestellt, das aber immer noch als Sportboot gilt und damit in Yachthäfen liegen kann. 12,5 Meter lang ist das NomaDream, das praktisch ein Wochenendhaus auf dem Wasser ist. Gedacht beispielsweise für Leute, die aus Altersgründen nicht mehr mit dem eigenen großen Boot unterwegs sein wollen, aber auf das Leben in einer Marina nicht verzichten möchten. Zur Not lässt sich das knapp 200.000 Euro teure Wasserhaus auch mit einem Außenborder bewegen.


Öko-Antriebe:
Elektroantriebe sind offensichtlich auch im Wassersport auf dem Vormarsch, wie auf der Hanseboot zu sehen ist: Da ist zum Beispiel die Motoryacht „Greenline 39“ in der Halle B7. Das vor allem für Binnenreviere gedachte und knapp zwölf Meter lange Boot verfügt über eine Kombination aus Diesel- und Elektroantrieb. Die Batterien können nach Angaben des Herstellers über Solarzellen auf dem Dach aufgeladen werden. Ein Tag lang mit viel Sonne reicht, um das Boot wieder fünf Stunden lang mit einer Marschgeschwindigkeit von sechs Knoten (etwa 12 km/h) antreiben zu können. Will man weiterfahren, liefert eben der Diesel die Energie. Gut 300.000 Euro kostet dieses besondere Öko-Vergnügen.


Boatfit-Arena:
Für den Otto-Normal-Wassersportler sind solche Preise weit jenseits aller Möglichkeiten, bei den meisten geht es wohl eher darum, wie man ein günstiges Gebrauchtboot wieder flott bekommt. Und dazu gibt es auf der Hanseboot in der Halle B2 mit der „Boatfit-Arena“ jede Menge Expertentipps: Kunststoffreparatur, Holzpflege, Lackierarbeiten – das sind dort an allen Tagen Themen von Vorträgen und Workshops.