Hamburg. Es sind bis zu 400 Betten, zehn Operationssäle, Labore, eine Radiologie, eine Sterilisationsanlage und eine Tiefgarage geplant.

Die Pläne für das neue Herzzentrum am Universitätsklinikum Eppendorf nehmen langsam Form an: Der Architektenwettbewerb, an dem sich europaweit 34 Büros beteiligt haben, ist abgeschlossen. Den Zuschlag erhielt das Büro Nickl und Partner, das auch schon das neue UKE-Klinikum gebaut hat, das 2009 eröffnet wurde. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Oktober 2018 die Haushaltsunterlage baufertig haben“, sagt Tim Birkwald, Geschäftsführer des Universitären Herzzentrums (UHZ) am UKE. Wenn dies genehmigt ist, kann der Neubau beginnen. Birkwald und Prof. Hermann Reichenspurner, Direktor des UHZ, rechnen damit, dass im Sommer 2019 der Bau beginnt. Der Einzug in das neue Zentrum ist für Anfang 2023 geplant. Schon jetzt ist das UHZ mit 2100 Herzoperationen pro Jahr die größte Einrichtung dieser Art in der Hansestadt.

Menschlich gesehen: Doktor der Herzen

Entstehen wird das neue Gebäude auf dem alten Hubschrauberlandeplatz gegenüber dem jetzigen UHZ. Auch der danebenliegende Parkplatz und ein Pavillon müssen weichen. In dem Neubau werden auch eine weitere Tiefgarage und eine neue zentrale UKE-Sterilisationsanlage untergebracht.Nötig wird der Bau, weil das alte Herzzentrum, das vor elf Jahren gebaut wurde, mittlerweile aus allen Nähten platzt. Es hat nicht nur zu wenig Betten, sondern ist auch baulich den Anforderungen der modernen Herzmedizin nicht mehr gewachsen.

Gefäßspezialisten werden Säle intensiv nutzen

Das alte UHZ hat jetzt 280 Betten, im neuen sollen es bis zu 400 werden. Schon allein wegen der demografischen Entwicklung sei davon auszugehen, dass es in Zukunft wesentlich mehr ältere Herzpatienten geben werde. Die Zahl der Operationssäle wird von jetzt sieben auf insgesamt zehn Säle ansteigen. Vier davon werden als sogenannte Hybrid-OPs genutzt, in denen Kardiologen und Herzchirurgen und auch die Gefäßspezialisten Patienten mit einer Kombination aus Kathetereingriff und endoskopischer Operation behandeln. Zurzeit hat das UHZ zwei solcher Operationssäle. „Aber der Bedarf wird steigen“, sagt Reichenspurner.

So werden die Gefäßspezialisten diese Säle intensiv nutzen, um ihren Patienten per Katheter Gefäßprothesen in verkalkte Arterien einzusetzen. Wichtig sind diese Säle auch für die Versorgung von Kindern und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern, für Herzklappenoperationen, bei denen Herzklappen per Kathetereingriff ersetzt oder repariert werden, und für die Patienten, bei denen defekte Sonden von Herzschrittmachern oder Defibrillatoren entfernt werden müssen.

Entstehen wird das neue Gebäude auf
dem alten Hubschrauberlandeplatz
Entstehen wird das neue Gebäude auf dem alten Hubschrauberlandeplatz © UHZ

Die Zahl der Herzkatheterlabors wird von jetzt sieben auf zehn erhöht, einschließlich der Labore für die Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Außerdem wird das neue Herzzentrum einen eigenen Magnetresonanztomographen, einen Computertomografen und eine Röntgenanlage erhalten, die von der Klinik für Radiologie des UKE in Kooperation mit der Kardiologie des UHZ betrieben werden. Bisher mussten die Patienten für die Untersuchungen immer erst in die Radiologie gebracht werden. „Alles, was für die Versorgung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen gebraucht wird, befindet sich unter einem Dach, es wird eine Klinik der kurzen Wege“, sagt Birkwald.

Die Behandlungen

Dafür wird auch deutlich mehr Personal benötigt als jetzt. „Wir werden deutlich mehr Pflegekräfte brauchen und mehr Assistenzpersonal in den Operationssälen und Herzkatheterlaboren“, sagt Birkwald. Auch für Ärzte wird es mehr Stellen geben. Bereits jetzt wurden mehrere neue Schwerpunkts-Professuren für bestimmte Teilbereiche etabliert. Bis Ende Dezember soll laut Birkwald eine Betriebskonzeption stehen, mit der dann berechnet werden kann, wie viel Personal im neuen Herzzentrum gebraucht wird. Die Zahl der gr0ßen Kliniken im UHZ soll unverändert erhalten bleiben (siehe Kasten).

Tim Birkwald (l.) und Prof. Hermann
Reichenspurner
Tim Birkwald (l.) und Prof. Hermann Reichenspurner © HA | Roland Magunia

Zu den Kosten des neuen UHZ wollte Birkwald sich noch nicht äußern. Das sei erst möglich, wenn alles durchgeplant sei, voraussichtlich im Frühjahr 2018 Den Hauptanteil an der Finanzierung trägt die Stadt Hamburg. Für die Zukunft sehen Birkwald und Reichenspurner mehrere Bereiche, die an dem neuen UHZ ausgebaut werden: Weil nicht genug Spenderorgane für Herztransplantationen zur Verfügung stehen, werden Patienten mit Herzschwäche vermehrt Kunstherzen eingesetzt, die das schwache Herz unterstützen. „In Deutschland werden mittlerweile dreimal mehr Kunstherzen eingesetzt als Herzen transplantiert“, sagt Reichenspurner.

Immer öfter defekte Herzklappen behandelt

Weitere wichtige Bereiche sind die Betreuung von Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern, deren Zahl aufgrund der besseren medizinischen Behandlungsmöglichkeiten stark zunimmt, sowie die zunehmende Zahl von Eingriffen, bei denen defekte Herzklappen mit einem Kathetereingriff behandelt werden.

Auch ein großer Teil der Kinderherzmedizin bleibt im Herzzentrum – trotz der neuen Kinderklinik. Im UHZ werden auch weiterhin die Herzoperationen und Kathetereingriffe bei Kindern durchgeführt. Auch die Kinderherzintensivstation bleibt im Herzzen­trum. In der Kinderklinik befinden sich die Normalstationen für die kleinen Patienten, auf die sie dann verlegt werden, wenn sie keine Intensivbetreuung mehr brauchen.