Hamburg. Nach 18 Jahren im Louis C. Jacob siedelt Prominenten-Treff um. Kooperation mit dem Traditionshotel kurzfristig beendet.
Es zählt zu den gesellschaftlichen Ereignissen im Hamburger Westen. Wer auf der Gästeliste steht, hat es geschafft – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn an die begehrten Einladungen heranzukommen ist ein schwieriges Unterfangen. Auf 850 Gäste ist die begehrte Veranstaltung in den vergangenen Jahren begrenzt gewesen, die erfolgreiche Unternehmer, Bankiers und Schauspieler genauso lockte wie Bundesprominenz und Lokalgrößen. Die Rede ist vom Blankeneser Neujahrsempfang, den das Stadtteilmagazin „Klönschnack“ (gehört wie das Hamburger Abendblatt zur Zeitungsgruppe Hamburg) seit nunmehr 22 Jahren organisiert, 18 Jahre davon im Fünfsternehotel Louis C. Jacob an der Elbchaussee. Damit ist nun Schluss.
Umzug auf den Süllberg soll von Dauer sein
Denn der 23. Neujahrsempfang, der für den 11. Januar 2018 geplant ist, wird auf dem Süllberg steigen. Und nicht nur der. „Es endet eine Ära“, stellt „Klönschnack“-Herausgeber Klaus Schümann klar. Denn der Umzug ist von Dauer. Auch die kommenden Empfänge sollen mit dem neuen Kooperationspartner, dem Süllberg-Chef Karlheinz Hauser, zusammen organisiert werden. „Die Entwicklung der Gästezahl lässt keinen Rückschritt zu“, begründet Schümann die Entscheidung. Im Louis C. Jacob wäre die Gästezahl auf 850 Teilnehmer begrenzt, auf dem Süllberg könnten nun bis zu 1000 Eingeladene mitfeiern.
Allerdings ist das nicht neu. Auf dem Süllberg mit seinem großen Ballsaal war schon immer mehr Platz als im Traditionshotel Louis C. Jacob. Trotzdem wurde an der langjährigen Allianz festgehalten, und bis zuletzt war auch noch geplant, am 11. Januar wie gewohnt in Nienstedten zu feiern. Nun die kurzfristige Absage. Damit fällt das Ende „einer Ära“ ausgerechnet in das Jahr, in dem es ohnehin turbulent im Traditionshotel Louis C. Jacob zuging. Ein Zufall? Anfang des Jahres trennte sich Unternehmer Horst Rahe, der das Hamburger Traditionshaus betreibt, von Hotelchef Jost Deitmar, der das Haus 20 Jahre lang geführt hatte. Die Trennung beschäftigt Juristen und Gerichte.
Auch bauliche Veränderungen
Nach der personellen Veränderung sind nun auch bauliche geplant. Im kommenden Jahr werden Teile des Hotels mit 226-jähriger Geschichte sogar für einige Monate geschlossen. Das Haupthaus soll saniert und modernisiert werden. Die Hauptküche des Sternerestaurants wird komplett erneuert, der Wellnessbereich umgestaltet und um einen Fitnessbereich erweitert. Genau dieses Renovierungsprojekt ist ein Grund für den kurzfristigen Kurswechsel.
Denn laut Schümann gab es Probleme aufgrund der geplanten Umbauarbeiten, die kurz nach der Veranstaltung im Louis C. Jacob starten sollten. Unter anderem wäre die untere Hoteletage im Haupthaus, wo der Neujahrsempfang auch stattfindet, gesperrt gewesen. Das wirkt sich unmittelbar auf die Gästezahl aus. Am 11. Januar hätten nur 600 Gäste im Louis C. Jacob feiern können. „Das funktioniert einfach nicht“, sagt Klaus Schümann. Inwieweit der Abgang von Jost Deitmar und der Wandel im Traditionshaus eine Rolle bei der Entscheidung gespielt hat? Dazu will er sich nicht weiter äußern. An Hotelbetreiber Horst Rahe hat er auf jeden Fall einen persönlichen Dankesbrief für die erfolgreiche Zusammenarbeit der vergangenen Jahre geschrieben.
Versöhnliche Stellungnahme
Dementsprechend professionell und versöhnlich klingt auch die Stellungnahme von der anderen Seite. Frank Wesselhoefft als neuer Hoteldirektor des Louis C. Jacob sagt: „Wir bedauern sehr, dass der Neujahrsempfang im kommenden Jahr nicht bei uns im Louis C. Jacob an der Elbchaussee stattfinden wird. Im Zuge der Planungsgespräche haben wir aber feststellen müssen, dass die Veranstaltung eine Größe erreicht hat, die wir mit unseren räumlichen Kapazitäten nicht beherbergen können.“
Prominente Redner gehören zum Erfolgsrezept
Was 1995 mit ein paar Gästen im Gemeindehaus der Blankeneser Kirche begann, mauserte sich über die Jahre hinweg zu einer Großveranstaltung und vor allem zu einem festen Termin der Hamburger Gesellschaft. Teil des Erfolgsgeheimnisses: die launigen Festansprachen prominenter Persönlichkeiten. Rita Süssmuth, Gregor Gysi, Henning Voscherau, Klaus Wowereit, Joachim Gauck, Sahra Wagenknecht, Christian Lindner, Wolfgang Bosbach oder Peter Gauweiler: Sie alle waren als Redner schon dabei. Seit Jahren ist es Tradition, dass Hamburgs Bürgermeister sich die Ehre gibt und die Veranstaltung eröffnet. Das soll sich auf dem Süllberg nicht ändern. Welche Redner am 11. Januar die neue Ära begründen werden, ist aber noch unklar.