Der 67-Jährige, der erst vor wenigen Tagen wegen einer erneuten Krebserkrankung operiert wurde, ist den Folgen der Krankheit erlegen.
Der 67 Jahre alte Pianist Gottfried Böttger, der unter anderem in Udo Lindenbergs Panik-Orchester mitspielte und als Klavierspieler in der Talkshow "3nach9" bundesweit bekannt wurde, ist gestorben. Er erlag am Montagabend einem Krebsleiden. Seine Lebensgefährtin Ellen von Spanyi, sein Sohn Bendix (18) und eine Tante waren am Krankenbett, als der Mitbegründer der Hamburger Kult-Band Leinemann die Augen das letzte Mal schloss. Böttcher und Ellen von Spanyi kannten sich schon als Kinder, verloren sich dann aber aus den Augen. Vor rund zehn Jahren fanden sich die beiden Hamburger dann wieder und wurden ein Paar.
Böttger war vor wenigen Tagen ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem eine lange als besiegt gegoltene Krebs-Erkrankung wieder aufgeflammt war. Die plötzlich notwendige Operation hatte Freunde und Familie überrascht: Noch vor einem Monat hatte Böttger zusammen mit Axel Zwingenberger auf der Bühne gestanden.
Er zählte in den 1970er Jahren mit zur „Hamburger Szene“
„Wenn Gottfried Böttger im Studio am Klavier saß, war 3nach9-Zeit. Er hat sie unmittelbar miterlebt, die Gespräche mit mehr als 3000 Gästen und über 40 Moderatoren und – vor allem – nationale wie internationale Stars am Klavier begleitet. Er war und ist ein Stück Radio Bremen-Geschichte“, sagte Thomas von Bötticher, Leitung Fernsehen und Redaktionsleiter 3nach9.
Der Musiker zählte in den 1970er Jahren mit zur „Hamburger Szene“. Zusammen mit Udo Lindenberg, Marius Müller-Westernhagen und Otto Waalkes wohnte er in der „Villa Kunterbunt“ in Winterhude. Genau 40 Jahre lang begleitete Böttger als Pianist die Talkshow „3nach9“ von Radio Bremen - kurz vor seinem 65. Geburtstag hatte er Abschied von der Sendung genommen.
Böttger gründete das Panikorchester mit
Bereits mit sechs Jahren nahm Böttger Klavierunterricht, nachdem er seiner Mutter zu Weihnachten die erste eigene Komposition geschenkt hatte: „eine Variation von Hänschen klein“. Bald trat der Hamburger Jung in einem öffentlichen Konzert auf, auch ein Junge namens Justus Frantz (später Stardirigent) war damals dabei.
Später gründete Böttger die Jazz-Pop-Gruppe Leinemann (1969) und das Panikorchester (1973) mit, war Teil der „Rentnerband“, nahm als Boogie-Woogie- und Ragtime-Pianist zahlreiche Schallplatten auf und schrieb TV-Musik. Seit 1997 lehrte Böttger als Dozent für Mediendidaktik im Fachbereich Informatik an der Fachhochschule Anhalt. Im Wintersemester 1999/2000 wurde er zum Professor ernannt.
Er begleitete Stars wie Sting und Lang Lang
Von 1974 bis 2014 begleitete der Pianist die Radio-Bremen-Talkshow und sorgte für den unverwechselbaren „3nach9“-Sound. Er begleitete Stars wie Klaus Doldinger, Tom Jones, Sting, Lindenberg, Peter Maffay und den Klassik-Pianisten Lang Lang.
Als er sich im November 2014 – fast auf den Tag genau – nach 40 Jahren aus der monatlich freitagabends im NDR Fernsehen ausgestrahlten Sendung verabschiedete, sei dies nicht wegen des 65. Geburtstages geschehen, sagt er. „Wenn man 40 Jahre in derselben Sendung spielt – das ist nicht zu übertreffen“, meinte er. Außerdem habe er über seinen Abschied von dieser Zeit, „die sehr lebhaft und bestimmend“ für sein Leben gewesen sei, selbst entscheiden wollen.