Hamburg. Wo fühlen sich Hadi Teherani & Co. besonders wohl? Fünf exklusive Blicke auf ihre Lieblingsplätze. Neues Abendblatt-Magazin.

Üblicherweise sorgen sie dafür, dass sich ihre Bauherren in den eigenen Wänden wohlfühlen. Aber wie leben Hamburgs bekannte Architekten selbst? Das Abendblatt hat fünf von ihnen besucht. Noch mehr darüber können Sie im Abendblatt-Magazin "Wohnen in Hamburg" lesen, das zum Preis von acht Euro im Zeitschriftenhandel erhältlich ist.

Mathias Hein
Er mag diesen Blick: Hier am Esstisch im Erdgeschoss kann Mathias Hein durch die hohen Fenster in den Garten schauen. Der Hamburger Architekt hat vor rund 20 Jahren sein Haus in Niendorf selbst entworfen. Auf dem ruhig gelegenen Eckgrundstück sollte sich das Pultdachgebäude den Begebenheiten möglichst gut anpassen. Aus Rücksicht zum Nachbarn hat es dort an der Nordseite deshalb gar keine Fenster, während es sich nach Südwesten mit hohen Glasfronten öffnet. Inzwischen sind seine beiden Kinder aus dem Haus, und Hein, der in Hamburg neben Wohngebäuden oft Kirchen- und Sakralbauten plant, hat in Niendorf zudem sein Büro eingerichtet. Und kann nun den weiten Blick auch am Schreibtisch genießen.

Hadi Teherani  wohnt in seinem selbst gebauten Haus mit Blick auf die Alster
Hadi Teherani wohnt in seinem selbst gebauten Haus mit Blick auf die Alster © Andreas Laible | Andreas Laible


Hadi Teherani

Hadi Teherani ist in Hamburg bekannt für seine glasgeprägten Gebäude: den Berliner Bogen zum Beispiel oder die Tanzenden Türme. Früher hat er aber in einer Altbauwohnung gewohnt, bis er Ende der 90er-Jahre direkt an der Alster sein Credo von weiten Blicken, Glas und Großzügigkeit auch für sich selbst verwirklichte: An der Fährhausstraße entwarf er eine Villa an der Außenalster, wohin sich die Fassade mit extrem hohen Fenstern hin öffnet; zwischen Gebäude und Gewässer glitzert noch ein Teich mit Koi-Karpfen. Eine der großzügigen Wohnungen bezog er mit seiner Frau selbst. Sein Lieblingsplatz sei nun überall dort, wo er aufs Wasser blicken könne, sagt der Architekt. Man kann also sagen, dass er in seiner Wohnung sehr viele Lieblingsplätze hat.

André Poitiers
Der Lieblingsplatz von André Poitiers ist seine Dachterrasse. „Von hier aus habe ich einen einmaligen Blick über die Stadt.“ Von uralten Bauten wie dem Michel bis zur moderner Architektur wie dem Fernsehturm sei alles dabei. „Sich hier am Abend niederzulassen, ist inspirierend.“ Zudem könne er die eigenen Projekte erkennen. „Der Blick über Hamburg gibt mir Kraft, nicht zuletzt, weil ich an dieser Stadt mitbaue.

Karin Renner an ihrem heimischen Lieblingsplatz
Karin Renner an ihrem heimischen Lieblingsplatz © Roland Magunia | Roland Magunia


Karin Renner

Nach zehn Jahren St. Pauli im 4. Stock hatte Karin Renner „Sehnsucht nach Garten“. Zumal sie kleine Kinder hat. Am Philosophenweg in Altona plante sie etwas Neues für ihre und für eine befreundete Familie. Großzügig sollte das Haus werden, sonnendurchflutet und mit kubischer Formenklarheit – so wie ihr Büro Renner Hainke Wirth auch sonst plant, etwa bei den Kreuzfahrtterminals oder dem Pestalozzi-Quartier auf St. Pauli. Nur diesmal wollte sie mehr wagen. Etwa mit den durchgängigen Fensterprofilen, die fließende Übergänge nach außen ermöglichen – und so eben Lieblingsplätze schaffen.


Joachim Reinig

Lieblingsplätze müssen auch ein wenig unordentlich sein, glaubt Joachim Reinig. „In der Unordnung steckt die Entwicklung“, sagt er. Das große Bücherregal, vor dem er sitzt, nimmt alle seine Bücher auf. Kommt ein neues hinzu, muss ein altes raus. Die Ausnahme ist der Stapel der noch ungelesenen Bücher. „Ich kann dann sehen, was ich noch zu lesen habe“, sagt er. Gegenwärtig fasziniere ihn „Perlmanns Schweigen“ von Paul Mercier. „Lesen ist immer Selbstreflektion“, sagt Reinig. Es ermögliche ihm, in andere Familiengeschichten einzutauchen, „und motiviert mich, über die eigene Familiengeschichte nachzudenken“. Eine seiner wichtigsten Arbeiten war die Sanierung des Michel. Seit 1992 führt der inzwischen 67-Jährige sein eigenes Architekturbüro. Zudem diene ihm Lesen der Reflektion, sagt Reinig. „Wir beobachten die Welt aus einem bestimmten Blickwinkel heraus.“ Lesen helfe, Dingen, an denen man vorbeigelaufen sei, eine andere Bedeutung zu geben.