Hamburg. Kaum Kontrollen nach 22 Uhr – dabei gibt es in keiner anderen Großstadt so viele Temposünder. CDU spricht von Freifahrtschein.

Nach einer aktuellen Studie ist Hamburg zwar die "Hauptstadt der Raser" in Deutschland – die Temposünder müssen jedoch zumindest nachts offenbar kaum mit Konsequenzen rechnen. Wie aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Dennis Thering hervorgeht, ist die Zahl der mobilen Kontrollen zwischen 22 und 6 Uhr auf ein Minimum zurückgegangen.

Bis zum 30. September führte die Polizei den Angaben zufolge in diesem Jahr nur 45 von insgesamt 2821 Geschwindigkeitskontrollen nachts durch – im gesamten Jahr 2013 waren es noch fast sechs Mal so viele. Wie eine frühere Anfrage an den Senat bereits ergeben hatte, ist auch die Gesamtzahl der Kontrollen bereits im vergangenen Jahr um elf Prozent zurückgegangen.

CDU spricht von "Freifahrtschein" für Raser

Der CDU-Abgeordnete Dennis Thering bezeichnete die neuen Zahlen als alarmierend: "Der Senat stellt den Rasern in Hamburg nachts einen Freifahrtschein aus". Seit Jahren steige die Zahl der Verkehrsunfälle in der Stadt – "doch der Senat setzt lieber auf stationäre Blitzer, die den notorischen Temposündern längst bekannt sind", sagte Thering.

Vor kurzem hatte auch die Polizei eingeräumt, dass etwa die stationären Blitzer am Jungfernstieg nicht den gewünschten Erfolg bringen. Viele Autofahrer bremsten nur kurzzeitig in Höhe der Radarfallen ab, um dahinter wieder zu beschleunigen.

Neue Soko soll auch Lärmbelästigung eindämmen

Als Reaktion auf die Vielzahl von Autofahrern, die in aufgemotzten Autos und häufig mit überhöhter Geschwindigkeit vor allem in den Abendstunden durch Hamburg fahren, rief die Polizei jedoch kürzlich die "Soko Auto-Poser" ins Leben. Den Beamten gelangen dabei bereits erste Fahndungserfolge, in den vergangenen zwei Monaten wurden bereits 20 Autos beschlagnahmt.

Seit längerer Zeit gebe es Beschwerden von Bürgern über Gruppen von Autofahrern, die durch ihr exzessives Verhalten auffallen, heißt es. "Wir haben festgestellt, dass wir in Hamburg eine Gemengelage zwischen Lärm und Rasern haben", sagt der Polizeidirektor Ulf Schröder.