Hamburg. Internetportal Booking-A-Bus startet Deutschland-Geschäft von Hamburg aus. Doch die Branche bleibt skeptisch.

Eigentlich wollte Hasse Eriksen nur schnell einen Bus mieten, um mit Mitarbeitern seiner IT-Firma zu einer Veranstaltung zu fahren. „Ich war total überrascht, wie kompliziert das war“, sagt der Unternehmer aus der Nähe von Kopenhagen. Er musste Anbieter anschreiben, Angebote anfordern, Konditionen vergleichen. Eriksen war genervt und witterte einen Markt. Seine Überlegung: „Es ist normal, Hotelübernachtungen oder Flüge online zu buchen, warum nicht auch einen Reisebus.“

Heute betreibt der 52-Jährige gemeinsam mit einem Partner das Internetportal Booking-A-Bus. Eine halbe Million Passagiere hat seit 2014 per Mausklick einen Bus gemietet. Jetzt wollen die Dänen auch in Deutschland Geschäfte machen.

Noch kein eigenes Büro

Anfang des Jahres haben sie in Hamburg die Bookingabus.com GmbH gegründet. Ein eigenes Büro haben sie noch nicht. Hasse Eriksen ist aus der Firmenzen­trale in Kopenhagen angereist. Zusammen mit Peter K. Hansen, der für den deutschen Markt zuständig ist, sitzt er in einem Konferenzraum an der Ericusspitze in der HafenCity.

Dort haben sich die dänischen Start-up-Unternehmer im Business-Center der Rechtsanwaltskanzlei Beck eingemietet. Das Besondere an dem Konzept sei, sagt Eriksen, „dass die Kunden sofort Preisangebote bekommen und direkt über uns chartern können“. Auch für die Busunternehmen sei das Modell vorteilhaft. „Durch unsere Vermittlung werden die Fahrzeuge besser genutzt.“ Er nennt es „Win-win-Situation“.

In Deutschland gibt es mehr als 3200 Busunternehmen

Mit mehr als 3200 Omnibusunternehmen ist der Bereich Busverkehr in Deutschland ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Laut Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) sind zwischen Flensburg und Füssen 75.144 Busse auf der Straße, davon 42.402 in privaten Unternehmen. 2016 transportierten sie im sogenannten Gelegenheitsverkehr – das reicht von der Klassenfahrt über den Seniorenausflug bis zur Busreise – nach Angaben des Statistischen Bundesamts 82 Millionen Passagiere und erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von elf Milliarden Euro. Für das laufende Geschäftsjahr beurteilen die Unternehmer die Geschäftslage laut der jährlichen Konjunktur-Umfrage des bdo allerdings schwächer als im Vorjahr.

Genau da setzt Booking-A-Bus an. Hinter dem Portal steckt eine selbst entwickelte Software, die mit zahlreichen Parametern die Angebote erstellt. „Keine Reise ist wie die andere“, sagt Eriksen, der mit seinem Partner Lars Hylling Axelsson eine Million Euro investiert hat. In Dänemark arbeitet das Portal inzwischen mit 70 Busunternehmen mit insgesamt 700 Fahrzeugen zusammen. Alle Busse müssen einen Qualitätscheck durchlaufen. Geld verdient das Portal über Provisionen.

Deutsche sind traditioneller

Über Umsatzzahlen will Eriksen nicht sprechen. „Aber wir wachsen zwischen 200 und 300 Prozent im Jahr.“ Am Firmensitz arbeiten 16 Beschäftigte. Seit Ende des vergangenen Jahres sind die Dänen auch in Großbritannien aktiv, vor allem im Großbereich London. „In Deutschland sind die Busunternehmer etwas formeller und traditioneller“, sagt Peter K. Hansen, der mit seinem Team bislang 20 Partnerunternehmen an Bord holen konnte. 20.000 Passagiere haben die Dänen hierzulande bislang vermittelt.

Tatsächlich spielt Digitalisierung in der Branche bislang kaum eine Rolle. Das Geschäft läuft vielfach noch ganz klassisch, indem Angebote auf Kundenanfrage von den Omnibusfirmen individuell erstellt werden. Einige wenige haben sich auf die reine Vermietung verlegt, ohne eine eigene Flotte zu besitzen. Zu den Pionieren gehört die 2004 gegründete Hamburger AGT Busvermietung, die aus dem Imperium des traditionsreichen Busunternehmers Bruno Thies hervorging.

„Nach Eingang der Anfrage schicken wir innerhalb von 24 Stunden ein Angebot raus“, sagt Geschäftsführer Rohit Nagpal. Dabei greift AGT auf die Kapazitäten von 1300 Busunternehmen zurück. Nach seinen Angaben vermittelt die 35-Mitarbeiter-Firma im Jahr 300.000 bis 450.000 Passagiere. Der Umsatz lag 2016 bei 11,8 Millionen Euro. „Wir haben viele große Firmen, die immer wieder über uns buchen“, sagt der Hamburger Nagpal.

Die Branche bleibt skeptisch. „Bisher spielen die bestehenden Buchungsplattformen für Busreisen noch keine große Rolle im Markt“, sagt Christian Wahl, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer. Das habe auch etwas damit zu tun, dass es einen Unterschied mache, ob man einen Bus mitsamt Fahrer bucht oder beispielsweise eine Pizza bestellt. „Die privaten Busunternehmen und ihre Mitarbeiter genießen das über viele Jahre und Jahrzehnte erworbene Vertrauen ihrer Kunden“, so Wahl. „Die Qualität, die sie bieten, ist sicherlich ein sehr gewichtiges Argument, das für die Buchung direkt bei einem Unternehmen spricht.“

Hamburger Betriebe testen digitale Lösungen

Das sieht auch Sebastian Reimers so. Der Betriebsleiter des Hamburger Busunternehmens Elite fährt zweigleisig. Schon jetzt kann man über die Internetseite des Unternehmens mit 90 Reisebussen eine Anfrage starten, aber erstellt werden die Angebote von realen Mitarbeitern. Und das dauert eben. „Wir sind dabei, das auszubauen“, sagt Reimers. Parallel arbeitet Elite seit Neustem auch mit Booking-A-Bus zusammen. „Jetzt muss man sehen, wie das läuft.“ Andere Busunternehmen wie etwa Busmeister aus Dresden geben zwar direkt Preisangaben bei Internetanfragen an. Das Angebot muss danach allerdings individuell eingeholt werden.

Noch einen Schritt weiter in Sachen Digitalisierung ist Flixbus, hauptsächlich im Fernbusgeschäft tätig. Das Unternehmen bietet seit Neuestem die Option, direkt auf der Webseite einen Bus mit Fahrer zu chartern. Ob die Buchungsportale sich durchsetzen, ist noch lange nicht sicher. Ein Test für die Buchung einer Tages-Bustour von Hamburg nach Heide und zurück ergab, dass die Preisunterschiede zwischen fünf und 20 Euro pro Person liegen.

Booking-A-Bus-Gründer Hasse ­Eriksen sieht die Konkurrenzsituation gelassen. „Der deutsche Markt hat großes Potenzial.“ Wie sein Portal funktioniert, testet der Unternehmer gerne selbst. „Wenn ich einen Bus brauche, buche ich bei Booking-A-Bus“, sagt er. Gerade war es wieder so weit: Die Firma plant in den nächsten Wochen einen Betriebsausflug. Wohin? Das soll nicht verraten werden.