Hamburg. Die Schulbehörde verzeichnet mehr Schüler und Lehrer als je zuvor und einen Ansturm auf die Ganztagsbetreuung an Grundschulen.
Ein bisschen erinnert die Geschichte an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“: Am Donnerstag beginnt in Hamburg das neue Schuljahr – und es wird wieder ein Jahr der Rekorde, das x-te in Folge. „Die Schülerzahl steigt und steigt“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) bei der Präsentation der Daten am Dienstag.
Schülerzahlen:
Insgesamt knapp 251.000 Schülerinnen und Schüler an den allgemeinbildenden Schulen und den Berufsschulen übertreffen den Höchststand des Vorjahres (246.040) erneut deutlich. Allein die staatlichen allgemeinbildenden Schulen verzeichnen einen Anstieg um 4.400 auf 176.630 Schüler und erreichen damit einen nie dagewesenen Wert. Dort werden inzwischen rund 12.000 Schüler mehr als vor fünf Jahren unterrichtet.
Lehrerzahl:
Entsprechend steigt auch die Zahl der Pädagogen an den staatlichen allgemeinbildenden Schulen und erreicht mit 15.516 Vollzeitstellen ebenfalls einen Rekordstand. Das sind etwa 260 mehr als im letzten Jahr und 1800 mehr als vor fünf Jahren. Zählt man auch die Berufsschullehrer hinzu und berücksichtigt, dass viele Pädagogen in Teilzeit arbeiten, wird sogar eine magische Marke durchbrochen: Erstmals beschäftigt das städtische Schulsystem mehr als 20.000 Pädagogen, nämlich exakt 20.237. Das sind 389 mehr als vor einem Jahr. „Durch diese umfangreiche Erhöhung konnte die sehr gute Schüler-Pädagogen-Relation in Hamburg erhalten werden“, sagte Schulsenator Rabe. Im Durchschnitt betreue ein Pädagoge 11,4 Schüler, das sei ein Spitzenwert im Bundesvergleich.
Einschulungen:
In der kommenden Woche werden rund 16.500 Erstklässler an den 191 Grundschulen und 15.000 Fünftklässler an ihrer weiterführenden Schule eingeschult – beides ebenfalls Rekordwerte. Sowohl bei den ABC-Schützen als auch bei den Fünftklässlern seien 95,8 Prozent an ihre Wunschschule gekommen, betonte Rabe. 6110 Fünftklässler (40,1 Prozent) haben sich für eine der 58 staatlichen Stadtteilschulen entschieden, 7503 (50 Prozent) für eines der 61 Gymnasien. Der Rest verteilt sich auf Privatschulen und andere Schulformen.
Berufs- und Privatschulen:
Rund 51.500 Schüler besuche in Hamburg eine staatliche Berufsschule – 500 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Schüler an Privatschulen ging um 100 zurück: von 20.500 auf 20.400.
Ganztagsangebot:
Das kostenlose Ganztagsangebot, das alle Grundschulen anbieten, wird immer stärker nachgefragt. 52.136 Schüler wurden dafür angemeldet, 2200 mehr als im Vorjahr. Die Quote steig von 81,8 auf 82,7 Prozent.
Ursachen für das Wachstum:
Schulsenator Rabe nannte als Gründe für den Anstieg der Schülerzahlen die generell stark wachsende Stadt und die Flüchtlingswelle, aber auch längere Schulbesuchszeiten, weil immer mehr Jugendliche höhere Schulabschlüsse machen und somit länger zur Schule gehen.
Flüchtlinge:
7482 Schüler mit Flucht- oder Zuwanderungshintergrund besuchen besondere Vorbereitungsklassen, knapp 400 weniger als im Vorjahr. Rabe hob hervor, dass nur noch 354 Kinder in Lerngruppen der Erstaufnahmen unterrichtet werden. Nachdem es im Vorjahr 1470 waren, seien 75 Prozent auf eine allgemeinbildende Schule gewechselt. Das helfe bei der Integration.
Ausblick:
Nach seinen politischen Zielen gefragt, nannte Rabe als erstes die Verbesserung der Schüler im Hamburger Problemfach Mathematik. Nachdem das Vorabitur Anfang des Jahres so katastrophal ausgefallen war, dass der Senator alle Klausuren um eine Note heraufsetzen ließ, stand am Ende ein Notendurchschnitt von 3,47. Das gelte es im Rahmen des zweiten bundesweiten Zentralabiturs zu verbessern. Eine große Herausforderung sei auch die Vereinbarung mit der Volksinitiative „Guter Ganztag“: Hier seien 28 Punkte abzuarbeiten, von neuen Räumen über mehr Schulküchen bis hin zu mehr Personal. „Das wird eine große Aufgabe, hier voranzukommen.“
Kritik:
„Zahlen, Zahlen, Zahlen, aber keine schulpolitischen Ziele“, sagte Birgit Stöver (CDU) und warf Rabe vor, sich nicht mit der Qualität des Unterrichts zu befassen. „Beim Thema Stärkung des Mathematikunterrichts ist er bisher noch nicht über die geplante Einberufung einer Expertenkommission hinausgekommen.“ Ähnlich sah es Anna von Treuenfels-Frowein (FDP): „Schulsenator Rabe fällt zum Schulstart nichts anderes ein, als einen Wust an Zahlen zu präsentieren. Eine politische Linie oder gar Zukunftsimpulse sucht man wie immer vergebens.“
Sabine Boeddinghaus (Linkspartei) betonte: „Ohne die Volksinitiative ,Guter Ganztag‘ hätte es keinerlei Bewegung für mehr Qualität in der Nachmittagsbetreuung gegeben.“ Zudem gehe die unverantwortliche Benachteiligung der Stadtteilschulen gegenüber den Gymnasien unvermindert weiter und treibe die soziale Spaltung in der Schullandschaft voran. Die AfD forderte eine Verbesserung des Mathematik- und Deutschunterrichts.