Hamburg. Gegenreaktion auf den AfD-Erfolg? Wie CDU, FDP und Grüne in der Hansestadt „Jamaika“ im Bund einschätzen.

Das Debakel der SPDbei der Bundestagswahl, als die Partei in Hamburg und bundesweit ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 einfuhr, hat einen unerwarteten Nebeneffekt: Seit Sonntag haben allein in Hamburg 106 Frauen und Männer ihren Eintritt in die SPD erklärt. Die Bundespartei hat seit Schließung der Wahllokale 1500 Neueintritte verzeichnet.

„Es ist erfreulich, dass sich jetzt so viele Bürgerinnen und Bürger entschieden haben, politisch aktiv zu werden und Haltung zu zeigen“, sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, der zugleich SPD-Landesvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzender ist. Auch wenn die Neumitglieder mit der Online-Eintrittserklärung keine Gründe für ihren Schritt nennen, vermuten Parteiinsider, dass der Einzug der AfD in den Bundestag ein häufiges Motiv sein dürfte. In Hamburg hat die SPD 11.300 Mitglieder.

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Die SPD hatte bereits Anfang des Jahres einen Eintrittsboom erlebt, als im Laufe weniger Wochen nach der Nominierung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten und der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten mehr als 6000 Menschen einen Mitgliedsantrag stellten.

Auch Grüne verzeichnen einen Zuwachs

Auch die Hamburger Grünen verzeichnen einen Zuwachs neuer Mitglieder. „Das Interesse ist deutlich größer als sonst. Seit Sonntag haben sich 30 Menschen beim Landesverband gemeldet, die Mitglied werden wollen“, sagte die Landesgeschäftsführerin Silke Lipp­hardt. Die Hamburger Grünen haben 1650 Mitglieder. „Wir verzeichnen seit Sonntag einen kleinen Sprung nach oben: 18 Hamburger wollen bei uns Mitglied werden“, sagte Simon Peltzer, FDP-Landesgeschäftsführer. Seit 2016 ist die Zahl der liberalen Parteimitglieder in Hamburg allerdings um 30 Prozent auf knapp 1400 angestiegen.

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Unterdessen herrscht bei CDU, Grünen und FDP durchaus noch Skepsis mit Blick auf ein mögliches Jamaika-Bündnis in Berlin. „Jamaika bedeutet Chance und Risiko zugleich“, sagte CDU-Landeschef Roland Heintze. „Weder die Union noch die Grünen haben bislang eindeutig erklärt, was sie eigentlich wollen“, sagte die FDP-Landeschefin und künftige Bundestagsabgeordnete Katja Suding.