Hamburg. Sonja Zuber erfand die “Supernudel“. Ihre Pasta-Alternative Kajnok begeisterte die “Höhle der Löwen“. Dann kam alles ganz anders.

Sie bezeichnet sich gerne als „Mutter der Supernudel“. Und eigentlich ist Sonja Zuber um einen selbstbewussten Spruch nicht verlegen. Trotzdem verschlägt es ihr in der „Höhle der Löwen“ (Vox) die Sprache – so groß war die Aufregung bei der Präsentation ihrer kalorienarmen Pasta-Alternative Kajnok. Eigentlich sind es nur einige Sekunden, in der Dramaturgie der TV-Gründershow aber dehnen sie sich zum echten Hingucker. Auch wegen der emotionsreichen Auflösung der Situation. Technologieexperte und Investor Frank Thelen, nicht unbedingt für Gefühlsausbrüche bekannt, springt plötzlich auf und nimmt die Hamburger Unternehmerin vor laufender Kamera in den Arm, um ihr Mut zu machen. Es bleibt nicht die einzige Überraschung.

Wenige Stunden vor dem Sendetermin am Dienstagabend sitzt die 37-Jährige in ihrem Büro in einem Wandsbeker Gewerbepark. In den Ecken stapeln sich noch die Kartons. „Wir sind gerade erst in deutlich größere Räume umgezogen“, sagt Zuber. Nebenan im Lager stehen dicht gedrängt Paletten mit den violettfarbenen Nudelpackungen, insgesamt fast eine halbe Million für den erwarteten Ansturm nach der Ausstrahlung. Im Vorbeigehen nimmt sie ein Paket mit Spaghetti Napoli in die Hand. „Wir bieten jetzt auch Fertigmahlzeiten an“, sagt die Unternehmerin, die sich die Geschäftsführung seit der Geburt ihres Sohnes 2016 mit Lebenspartner Felix von Rheinbaben teilt.

Vegane, glutenfreie und ballststoffreiche Nudeln

Insgesamt umfasst das Sortiment inzwischen acht Produkte. Basis für die Teigwaren, die weder Fett noch Zucker beinhalten, außerdem vegan und glutenfrei sind, ist die ballaststoffreiche Wurzel der Konjak-Pflanze aus Asien. Das Problem: Sie riecht extrem nach Fisch. Zuber, studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin, war durch Zufall auf die Nudelvariante ohne Kohlenhydrate aufmerksam geworden. Sie reiste nach China und entwickelte in wenigen Monaten ihre geruchslose Kajnok-Nudel – der Name ist ein Kunstwort, das entsteht, wenn man die Wurzelart Konjak rückwärts buchstabiert.

2014 gründete sie die Duo-Trade GmbH. Mittlerweile hat sie zwei Millionen Nudelpakete (à 2,99 Euro) produziert und einen festen Platz in den vielen Supermarktregalen. Der Jahresumsatz lag 2016 ähnlich wie 2015 bei einer Million Euro. Den Gewinn im vergangenen Jahr beziffert sie auf 250.000 Euro.

Höhle der Löwen: Großes Interesse an der Supernudel

„Um aus meiner schlanken Nudel ein echtes Schwergewicht für den deutschen Handel zu machen“, bewarb sie sich Anfang dieses Jahres bei der erfolgreichen Investorenshow des Privatsenders Vox. Ihr Angebot: 200.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile. Das war bei der Aufzeichnung der Sendung im März. Doch es kam anders. Gleich drei der fünf „Löwen“ zeigten Interesse an der Supernudel der Hamburgerin.

Die Höhle der Löwen Staffel 4, Folge 4; Hamburger Start-up-Unternehmerin Sonja Zuber mit ihrer Nudel-Alternative Kajnok
Die Höhle der Löwen Staffel 4, Folge 4; Hamburger Start-up-Unternehmerin Sonja Zuber mit ihrer Nudel-Alternative Kajnok © VOX / Bernd-Michael Maurer

Handelsprofi Ralf Dümmel und Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl wollten jeweils 200.000 Euro für 20 beziehungsweise zehn Prozent der Firmenanteile investieren. Deutlich großzügiger zeigte sich „Ersatzlöwe“ Georg Kofler und bot eine Finanzspritze von 400.000 Euro. „Mir kommen fast die Tränen“, kommentierte Gründerin Zuber – und entschied sich nach kurzem Überlegen für den höchsten Deal.

400.000 Euro Kapital für 26 Prozent Anteile

Dafür akzeptierte sie, dass der erfahrene Medienmanager (ProSieben, Premiere) mit 26 Prozent in das Unternehmen einsteigen wollte. „Das ist ein unschlagbar gutes Angebot“, sagte sie ins Mikrofon. Es biete genau die Kompetenzen, die Kajnok im Online-Bereich, Social Media und Teleshopping brauche.

Zwei Monate und einige Treffen mit Vertretern von Koflers Glow Media Group später war klar: Aus dem Deal wurde ein Flop. Im Mai sagte Zuber ab, per E-Mail. „Es ist mir sehr schwergefallen, aber man muss bei seinen Werten bleiben. Die Unternehmenskultur passte nur bedingt zusammen.“ Dazu kommt: „Wir haben vor allem Unterstützung gesucht, um das Online-Geschäft weiterauszubauen.“ Aber es hätten Synergien gefehlt. Letztlich war es wohl auch das Engagement von 26 Prozent, mit dem Kofler als Gesellschafter Teil ihrer Firma geworden wäre, das die Gründerin zurückzucken ließ.

Investor Kofler: Unterschiedliche Vorstellungen

Auch Investor Kofler spricht auf Anfrage des Abendblatt von „unterschiedlichen Vorstellungen“. „Zu der Ausrichtung, wie sie von den Gründern gewünscht wird, können wir nicht genügend Synergien beitragen“, sagt er und betont, dass die Entscheidung einvernehmlich gewesen sei. „Ich bedaure das – andererseits sind Deals, die nicht zustandekommen, ein normaler Teil des unternehmerischen Lebens.“

Nach Angaben von Gründerszene.de sind in den ersten drei Staffeln der Show 33 von 68 Deals geplatzt. Der TV-Sender Vox hält sich bei dem Thema zurück: „Zu den Gründen für das Scheitern einiger Vereinbarungen können wir nichts sagen. Es handelt sich um Geschäftsbeziehungen zwischen den Investoren und den Gründern, an denen Vox nicht beteiligt ist“, sagte ein Sprecher. So kam auch der Deal zu der Pflegeserie Five Skincare aus der vorletzten Folge letztlich nicht zustande. Die Gründerin lehnte ab, dass ihre Produkte mit mehr Inhaltsstoffen angereichert werden sollten. Sie macht allein weiter.

Supernudel expandiert ohne Höhle der Löwen

Auch Sonja Zuber ist nicht tatenlos. Mit Hilfe aus der Familie haben sie und ihr Partner in den vergangenen Monaten 300.000 Euro investiert, vor allem in Waren. Auch der Webshop präsentiert sich neu. 2017 ist eine Umsatzsteigerung auf 1,5 Millionen Euro geplant, 2018 sollen es 1,8 Millionen Euro werden. „In Deutschland und Österreich sind wir in mehr als 3500 Supermärkten vertreten“, sagt die Geschäftsfrau. Nächstes Ziel für die Expansion ist Polen. Vorher allerdings beschäftigt die Unternehmerin noch etwas ganz anderes. Im Frühjahr nächsten Jahres erwartet sie ihr zweites Kind. Danach plant sie Elternzeit. „Aber im Hintergrund bin ich natürlich immer für die Firma da“, sagt sie. Typisch Mutter eben.