Hamburg. Serie: Was Hamburgs Bundestagskandidaten bewegt – Dorothee Martin (SPD) über die Chancen, die digitales Arbeiten bietet.
Vor der Bundestagswahl am 24. September hat das Hamburger Abendblatt die aussichtsreichen Hamburger Kandidaten für ein ungewöhnliches Projekt gewonnen: Sie schreiben jeweils über ein Thema, das sie besonders bewegt, eine Person, die sie beeindruckt, oder eine Institution in ihrem Wahlkreis, die aus ihrer Sicht mehr Aufmerksamkeit verdient. Heute schreibt Dorothee Martin (SPD). Die Bürgerschaftsabgeordnete ist Direktkandidatin in Hamburg-Nord und steht auf Platz drei der Landesliste ihrer Partei.
Der Hashtag #wasfrauenfordern begegnete Instagrammern letzte Woche besonders oft. Dahinter steckt die Aktion #digitaleFrauenChallenge der Digital Media Women, einem bundesweitem Netzwerk von Frauen, die in und mit dem Internet arbeiten.
Digitalisierung geht nur mit und durch Frauen. Davon ist auch Christiane Brandes-Visbeck überzeugt, die ehrenamtlich als so genannte Quartiersleiterin der Hamburger Gruppe der Digitalfrauen arbeitet.
Die Digital Media Women (DMW) haben sich gegründet, um Frauen im Zeitalter der Digitalisierung ein besseres Netzwerk – online wie offline – zu bieten. Es geht ihnen um Vernetzung mit Unternehmen und untereinander, um den Austausch über die Chancen und Herausforderungen des digitalen Wandels. Man profitiert voneinander und stützt sich gegenseitig.
Vielfältige Frauenrollen fördern
Dennoch wünscht sich Christiane auch von der Politik Unterstützung: „Wir fordern, dass die Politik sich endlich vom klassischen Rollenbild der Frau als Ehefrau und Mutter mit Teilzeitjob verabschiedet und vielfältige Frauenrollen mit geeigneten gesellschaftspolitischen und steuerlichen Maßnahmen unterstützt.“ Als „Männerbasher“ versteht sich bei den DMW niemand.
Christiane findet, dass jeder Mensch einen Fürsprecher braucht. Die Digital Media Women sind Fürsprecher für Frauen in der digitalen Welt. Ein Anliegen, das ich sehr gerne unterstütze.
Als Christiane 1992 zum ersten Mal Führungskraft wurde, begann in ihrer Branche der digitale Wandel gerade. Schnell war klar, dass die Digitalisierung alles durcheinanderwirbeln würde. Ein Umdenken zu einem kooperativeren Führungsstil mit mehr Flexibilität, das würde die Chancen des Wandels nutzbar machen, fand Christiane. Sie ging mit gutem Beispiel voran – und mit ihr einige andere.
Aus der Digitalisierung von Unternehmen wurde eine Transformation der Arbeitswelt und aus einem abgewandelten Führungsstil wurde „Digital Leadership“. Darüber sinniert Christiane zusammen mit Ines Gensinger in ihrem gerade letzte Woche erschienenen Ratgeber „Netzwerk schlägt Hierarchie – Neue Führung mit Digital Leadership“.
Anders leben, lernen und arbeiten
Die Digitalisierung ist das Thema unseres Jahrhunderts. Wir werden anders leben, lernen und arbeiten. Ja, der digitale Wandel birgt auch Risiken. Ich sehe Digitalisierung aber als Chance und möchte sie gestalten. Der dringend erforderliche Breitbandausbau ist dabei nur die Pflicht. Bildung 4.0, Arbeiten 4.0., Leben 4.0. und dafür sorgen, dass alle davon profitieren, das ist die Vision. Gerade auch für Frauen bietet digitales Arbeiten neue Chancen. Mehr Flexibilität bei Arbeitsort und Zeiteinteilung, eine höhere Durchlässigkeit, mehr Weiterbildungsmöglichkeiten und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten und dabei die Sichtbarkeit von Frauen zu erhöhen, darum geht es den DMW. Christiane und ihre Mitstreiterinnen beeindrucken mich, weil sie jenseits von Branchen-, Geschlechter- und Parteigrenzen für eine moderne Welt kämpfen, in der Individualität zur Tugend und Teamwork zur Pflicht wird.
Ich bin froh, dass wir und viele andere in dieser Thematik an einem Strang ziehen. So können wir die Angstdebatte, die so viele Fortschritte blockiert, endlich in eine Chancendebatte umwandeln und viele Möglichkeiten für Frauen in der digitalen Welt politisch anpacken. Dann endlich wird gleichberechtigte Teilhabe, von der alle profitieren, zur Realität. Da bin ich auf jeden Fall dabei! Sie auch?
Morgen schreibt Eckard Graage (CDU) über den „Farmsener Tisch“.