Hamburg. Zwar rechnet der Einzelhandel mit einem Umsatzplus, dennoch kommen immer weniger Käufer in die Innenstadt. Das hat Folgen.
Zum Jahresanfang hatte sich der Handelsverband Nord eher verhalten optimistisch gegeben. Die Hamburger Geschäftsführerin Brigitte Nolte erwartete für 2017 in der Hansestadt einen Zuwachs von zwei Prozent. Gestern erhöhte sie ihre Prognose. „Drei Prozent Wachstum scheinen für Hamburg realistisch zu sein“, sagte Nolte im Gespräch mit dem Abendblatt. Auch für das Weihnachtsgeschäft zeigte sie sich optimistisch.
Die Hamburgerin schloss sich damit den gestiegenen Umsatzprognosen des Bundesverbandes an. Der Handelsverband Deutschland (HDE) bezifferte gestern die Zunahme auf ebenfalls drei Prozent und will in diesem Jahr eine Schwellenmarke durchbrechen. Im achten Wachstumsjahr in Folge sollen erstmals mehr als 500 Milliarden Euro umgesetzt werden. Höhere Einkommen und Rekorderwerbstätigkeit beflügelten den Konsum weiterhin, hieß es. Vor allem größere Unternehmen erwarten in der zweiten Jahreshälfte nach einer HDE-Umfrage unter 900 Firmen gute Geschäfte, während mittlere und kleinere Betriebe mit der bisherigen Entwicklung nicht zufrieden sind.
Lebensmittel online bestellen
Wachstumstreiber bleibe der Online-Handel, der in diesem Jahr um zehn Prozent auf 48,7 Milliarden Euro klettern soll. Besonders stark wachse mittlerweile ein Segment, das jahrelang eher ein Stiefkind beim Verkauf über das Internet war. „Die dynamische Entwicklung des Online-Handels kommt auch im Lebensmittelhandel an“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Um rund 20 Prozent soll dieser Bereich in diesem Jahr zulegen.
„Der Online-Lebensmittelhandel nimmt in Hamburg richtig Fahrt auf“, sagte Nolte. Die Supermarktkette Rewe fährt schon seit Längerem mit ihren Lastwagen durch die Straßen und liefert Waren bis an die Haustür. Der Onlinekonzern Amazon ging mit seinem Lieferdienst Fresh im Juli an der Elbe an den Start. Selbstständige Händler böten zudem ebenfalls den Service an, sagte Nolte. Die Perspektiven für das Geschäftsmodell seien gut, weil es insbesondere in die Ballungsräume passe.
Rückgang der Mieten
Der stationäre Handel kämpfe hingegen weiterhin mit Problemen. Es kämen weniger Käufer in die Innenstädte als früher, selbst Immobiliendienstleister stellten einen Rückgang der Mieten in der City fest, sagte Nolte. Schwierig seien die Bedingungen vor allem für kleine, spezialisierte Händler. „Fachgeschäfte müssen weichen, stattdessen gehen große Ketten in die Flächen“, sagte Nolte. Die Stadt müsse sich mit diesem Problem auseinandersetzen und nach Lösungen suchen.