Hamburg. Noch nie wollten mehr Frauen und Männer vorab ihr Kreuz machen. Damit ist auch eine höhere Wahlbeteiligung sehr wahrscheinlich.
Schon jetzt ist die Bundestagswahl am 24. September in einem Punkt rekordverdächtig: Der Trend zur Briefwahl hält an und wird voraussichtlich einen neuen Höchstwert erreichen. Bis gestern Abend, sechs Tage vor dem Urnengang, hatten mehr als 360.000 Wahlberechtigte die Briefwahlunterlagen beantragt – knapp 30 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren wurden bis zum Wahltag nur 301.000 Unterlagen verschickt. Das entspricht einer Quote von 23,5 Prozent.
Auch bei früheren Bundestagswahlen war die Quote der Briefwahlanträge in Hamburg mit 21,7 Prozent (2009) und 20,0 Prozent (2005) niedriger. Ähnlich ist die Tendenz auch bei Bürgerschaftswahlen, wenn auch auf etwas niedrigerem Niveau. Bei der Wahl 2015 beantragten 18,8 Prozent der Wahlberechtigten die Briefwahlunterlagen, 2011 waren es 16,5 Prozent und 2008 nur 17,4 Prozent – fast die Hälfte des aktuellen Prozentwerts.
Briefwahlantrag muss seit 2008 nicht mehr begründet werden
Im Vergleich über mehrere Jahre zeigt sich, dass der Briefwahlanteil jeweils geringfügig anstieg und erst bei der Bundestagswahl 2017 einen deutlichen Sprung nach oben macht. Der Zuwachs früherer Jahre wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass seit 2008 im Bund und seit 2009 bei Hamburg-Wahlen die Pflicht entfallen ist, eine Begründung für den Briefwahlantrag zu nennen – also etwa Krankheit oder Urlaub.
Zwar muss nicht jeder Wahlberechtigte, der Briefwahl beantragt hat, auch vorab und außerhalb des Wahllokals abstimmen. Dennoch liegt der Briefwähleranteil an der Gesamtbeteiligung bei der Wahl deutlich oberhalb der Antragsquote, weil bei Weitem nicht alle Wahlberechtigten an der Wahl teilnehmen. Der reale Briefwähleranteil bei der Bundestagswahl 2013 lag bei 30,5 Prozent, 2009 bei 28,6 Prozent und 2005 bei 24 Prozent. Bei der Bürgerschaftswahl 2015 betrug der Anteil der Briefwähler 30,6 Prozent.
Der jetzt absehbare deutliche Zuwachs an Briefwählern kann ein Hinweis auf eine insgesamt höhere Mobilisierung bei dieser Wahl sein. „Es deutet sich ein leichter Anstieg der Wahlbeteiligung an“, sagt Landeswahlleiter Oliver Rudolf. Vor vier Jahren lag die Beteiligung bei 70,3 Prozent.