Hamburg. Mehr Kunden und kürzere Fahrzeiten waren die Ziele. Der Bericht der Verkehrsbehörde zeigt: Nicht auf allen Linien wurden sie erreicht.

Für den Senat hui, für die Opposition pfui: Während CDU und FDP den Ausbau des Hamburger Busverkehrs weiterhin für Geldverschwendung halten, kommt die Verkehrsbehörde in einer aktuellen Bewertung des von Anfang an umstrittenen Busbeschleunigungsprogramms zu einem positiven Fazit. Demnach zeigen sich spürbare Erfolge in kürzeren Fahrzeiten einzelner Linien sowie in gestiegenem Kundenzuspruch. Für das Programm sind bisher unter anderem 123 Haltestellen umgebaut und 135 Ampelschaltungen verbessert worden. Kreuzungen und Fahrbahnflächen mit der Größe von 30 Fußballfeldern wurden erneuert.

Laut Halbjahresbericht der Verkehrsbehörde liegt der Zeitgewinn auf den ausgebauten Buslinien durchschnittlich bei zwei und sechs Minuten, in der Spitze auch bei elf Minuten – etwa um 6 Uhr morgens auf der Buslinie 5. Bei der Linie 7 pendelt sich der Zeitgewinn dem Bericht zufolge zwischen zwei und drei Minuten ein, bei der Linie 5 sind es meist sechs, mitunter aber auch nur zwei Minuten. Die Linie 6 mit ihren täglich 24.000 Fahrgästen konnte nach Hochbahn-Angaben schon zuvor enger getaktet werden, weil eine Zeitersparnis von bis zu drei Minuten erreicht wurde.

Das 2012 gestartete 260-Millionen-Euro-Programm mit seinen 250 Maßnahmen soll bis zum Jahr 2019 abgeschlossen sein.

Angesichts des aktuellen Berichts ist Christian Füldner, Sprecher der Verkehrsbehörde, zufrieden: „Die Zahlen verdeutlichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Nicht nur die Fahrzeiten seien auf vielen Buslinien verkürzt worden. Als Nebeneffekt hätten auch Haltestellen barrierefreie Zugänge bekommen, Radwege und beschädigte Straßenbeläge wurden gleich miterneuert.

Mit dem Ausbau stiegen der Studie zufolge auch die Fahrgastzahlen. In den untersuchten Linien 2, 3, 5 und 7 etwa registrierte die Behörde einen Zuwachs von durchschnittlich zehn Prozent zwischen 2014 und 2016. Stadtweit lag dieser Wert für alle Buslinien im Untersuchungszeitraum bei 1,2 Prozent. Die verstärkte Nachfrage auf den ausgebauten Linien führt die Behörde als Beleg für den Erfolg des Programms ins Feld.

Linie 6 bleibt hinter Erwartung zurück

Beim Abgleich mit einstigen Zielsetzungen blieb das Programm indes auch unter den Erwartungen. So wurde etwa bei der Linie 6 laut dem verantwortlichen Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer im Jahr 2012 ein Zeitgewinn von vier bis fünf Minuten angestrebt. Wie sich nun zeigt, bleibt die Buslinie mit einer schnelleren Reisegeschwindigkeit von zwei bis drei Minuten häufig hinter dieser Kalkulation zurück.

Das Busbeschleunigungsprogramm des Senats stand ohnehin oft in der Kritik. Ideologisch hielten einige Verkehrsforscher den Ausbauplan für rückständig, da zuvor die Pläne für eine Stadtbahn von Bürgermeister Olaf Scholz kategorisch zu den Akten gelegt worden waren. Praktisch gab es im Zuge der Baumaßnahmen immer wieder Akzeptanzprobleme bei Anwohnern, etwa am Mühlenkamp oder der Gärtnerstraße.

Kritik von der Opposition

Auch die Opposition in der Bürgerschaft arbeitet sich beharrlich an den Senatsplänen ab. Für Dennis Thering, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, stand das Programm als Gegenstück zu den Stadtbahnplänen „von Anfang an unter einem schlechten Stern“. „Denn beschleunigt“, so Thering, „wurden vor allem die damit einhergehende Steuergeldverschwendung und Parkplatzvernichtung.“ Die bei den Umbauten aufgegebenen 175 Autoparkplätze seien „verkehrspolitischer Frevel ersten Ranges“.

Verkürzte Fahrzeiten „im Sekundenbereich“ wären laut CDU allein mit von der Union geforderten modernen Ampelschaltungen und mehr Ticketautomaten erreicht worden. Außerdem spiele der rot-grüne Senat falsch: Viele Projekte würden sich verzögern, für Thering ein Indiz, „dass der ganze Zauber entweder deutlich teurer wird oder abgespeckt werden muss“.

In der Beurteilung der aktuellen Zahlen verliert auch Wieland Schinnenburg, Verkehrsexperte der FDP in der Bürgerschaft, kein gutes Wort über den Senatsplan: „Das Fazit der Verkehrsbehörde ist ein peinlicher Versuch, von einem Fehlschlag abzulenken.“ Aufwand und Nutzen stünden mit bisher ausgegebenen 100 Millionen Euro in keinem akzeptablen Verhältnis. Dafür sei zu wenig erreicht worden. Auch für den Liberalen hätten verbesserte Ampelschaltungen und mehr Ticketautomaten gereicht.

Ausbau wird fortgeführt

Schinnenburg zweifelt zudem an den Zahlen: In der Senatsantwort auf seine Kleine Anfrage hieß es kürzlich noch, auf der Linie 5 sei eine Beschleunigung von 7,5 Minuten erreicht worden, darüber hinaus seien keine Angaben zu anderen Linien möglich. „Nun sind es bei der Linie 5 sechs Minuten und bei der Linie 7 zwei bis drei Minuten“, so Schinnenburg. „Offenbar hat die Behörde ein sehr entspanntes Verhältnis zur Wahrheit.“ Hinzu komme der hohe Parkplatzverlust und der verschobene Zeitplan. Statt bis 2016 sollen nun bis 2019 zunächst etwa 140 Millionen Euro ausgegeben werden, danach noch einmal 120 Millionen. Für Schinnenburg sei das „Unsinn“.

Die Verkehrsbehörde ficht das nicht an. Im Gegenteil, der Ausbau der Buslinien werde kontinuierlich weiterbetrieben, und zwar mit den Hamburgern, nachdem sie mancherorts bisher wenig begeistert waren. Behördensprecher Füldner verweist dabei auf die abgeschlossenen Verfahren zur Umgestaltung der Max-Brauer-Allee und des Borgwegs. Beim Eppendorfer Marktplatz war am Freitag die erste Planungswerkstatt. Füldner: „Es ist uns ein Anliegen, die Bürger mit einzubeziehen.“