Hamburg. Die besten Köche der Stadt wollen den Besten unter ihnen ehren. Lesen Sie die Vorlieben der Kandidaten und was sie antreibt.
Wenn 13 Michelin-Sterne über dem Hotel Vier Jahreszeiten leuchten, dann findet in dem Haus an der Binnenalster der Große Gourmet Preis Hamburg statt. Am Sonntag, 8. Oktober, 17 Uhr, startet der kulinarische Reigen.
Die besten Köche der Stadt wollen mit ihren Gästen feiern und den Besten ehren. Nominiert sind: Kevin Fehling (The Table, drei Michelin-Sterne), Karlheinz Hauser (Seven Seas, zwei), Frédéric Morel (Se7en Oceans, ein), Wahabi Nouri, (Piment, ein), Christoph Rüffer (Haerlin, zwei) und Heinz Otto Wehmann (Landhaus Scherrer, ein). Im vergangenen Jahr hatte Fehling bei seiner Premieren-Teilnahme den mehrfachen Sieger Christoph Rüffer abgelöst.
Traditionell gibt es auch einen Gastkoch zum Event: Aus Mallorca kommt Fernando P. Arellano. Der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete beste Koch der Balearen führt das Restaurant Zaranda im Castell Son Claret, dem Luxushotel des Hamburger Investors Klaus-Michael Kühne. Der 37-jährige Küchenchef durchlief Stationen in Dublin, London, Neapel, Valencia sowie Barcelona und führte auch schon ein eigenes Restaurant in Madrid.
Köstliche Kleinigkeiten von Pierre Nippkow
Besondere Leckerbissen wird beim großen Gourmet Preis Hamburg auch das Team des Nikkei Nine mit Ben Dayag und Yuki Hamasaki servieren. Das Restaurant gehört ebenfalls zum Hotel Vier Jahreszeiten und hat sich auf japanisch-peruanische Küche spezialisiert.
Ein Champagner-Empfang des Hauses Perrier-Jouët mit köstlichen Kleinigkeiten von Sternekoch Pierre Nippkow aus der Ostseelounge im Hotel Fischland in Dierhagen, feinster Käse von der Fromagerie Antony, eine Kaviar-Station und feine, prämierte Schokoladen von Kilian & Close runden den Abend ab. Wieder etwas Besonderes ist das Konzept der Veranstaltung mit einer Mischung aus gesetzten Gängen und der Küchenparty. Gastgeber Christoph Rüffer öffnet sein Reich und ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen.
Solo-Show von Paul Bacon
Wer was zubereitet, wird noch überlegt. Zwei Teilnehmer haben aber schon verraten, was sie kochen wollen: Frédéric Morel wird zu seiner Premiere beim Großen Gourmet Preis eine Terrine vom bretonischen Landschwein mit Algen, Buchweizen und Lauchsalat anrichten. Und Heinz Otto Wehmann kombiniert einen Königsberger Klops mit Kaisergranat und Roter Bete.
Auch die Unterhaltung kommt nicht zu kurz: Aus London reist erstmals Paul Bacon mit seiner Solo-Show „Elton John – The Hits“ an. Im Küchenbereich spielt die Band Colour The Sky Songs der 60er- bis 80er-Jahre.
Im Preis von 239 Euro pro Person sind alle Speisen und Getränke enthalten. Tickets gibt es im Hotel Vier Jahreszeiten, Tel. 34 94 31 88 oder per E-Mail über gastronomie.hvj@fairmont.com .
www.gourmet-preis.de
6 Fragen an Köche
Frage 1: Warum haben Sie gerade diesen Beruf ergriffen, und wie
können Sie sich täglich zu Höchstleistungen motivieren?
Frage 2:
Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung von Michelin?
Frage 3:
Regionale Produkte stehen im Fokus. Kann man damit eine Hochküche
mit Anspruch kochen, oder wird es immer auch das besondere Produkt
zur Vollendung brauchen?
Frage 4: Mal ehrlich, immer nur feines
Essen, ist das nicht langweilig? Geben Sie dem schnellen Bissen wie
Bratwurst, Pizza oder Fischbrötchen eine Chance?
Frage 5: Wer ist
Ihr Vorbild als Koch?
Frage 6: Sie bekommen privat unerwartet
Gäste. Was zaubern Sie auf die Schnelle für die Freunde?
Kevin Fehling
Antwort 1: Meine erste Berufswahl lag eher im Hotelfach, sprich
Hoteldirektor zu werden. Doch nach kurzen Einblicken in die Küche
und einem zusätzlichen Praktikum war mir sehr schnell klar, dass
ich Koch werden möchte. Relativ früh war mir auch bewusst, dass ich
nach den Sternen greifen möchte. Meine tägliche Motivation ergibt
sich durch das Bewusstsein, Glück im Leben zu haben, das heißt,
einen Beruf auszuüben, der einem so gut liegt und einen kreativ
erfüllt.
Antwort 2: Nach den Geburten meiner beiden Töchter war es
in meinem Leben mit Abstand das Allerschönste, die drei Sterne
erreicht haben. Das bedeutet mir einfach alles.
Antwort 3: Unsere
Küche ist sehr weltoffen. Bei der Auswahl der Produkte und beim
Kreieren der Gerichte würde uns der regionale Bezug kreativ
einschränken. Wir sind immer auf der Suche nach den besten
Produkten für unsere Gerichte. Dies bedeutet nicht immer, dass sie
in einem Radius von 50 Kilometern erhältlich sind.
Antwort 4: Ich
liebe alles, was gut und frisch ist, egal aus welchem Land es
kulinarisch stammt. Die Vielschichtigkeit – gerade in der
Gastronomie – macht das Leben aus. Selbstverständlich esse ich
liebend gern eine gute Pizza, ein Fischbrötchen oder einen tollen
Burger von einem Foodtruck.
Antwort 5: Ich habe keine Vorbilder,
aber es gibt mit Sicherheit außergewöhnliche Köche, die Großes
geleistet haben wie etwa Ferran Adrià.
Antwort 6: Was der
Kühlschrank hergibt: Wir haben immer frische Kräuter und Gemüse im
Kühlschank. Wahrscheinlich wäre es ein frisches Knoblauchrisotto
mit mediterranem Gemüse.
Wahabi Nouri
Antwort 1: Mein Bruder hat damals seine Kochlehre absolviert, und
dann hat er zu Hause oft lecker gekocht. Ich durfte immer mitessen.
Daraufhin habe ich die Leidenschaft fürs Kochen entdeckt. Meine
Motivation ist mein Restaurant Piment.
Antwort 2: Viel, denn ohne
Stern dürfte ich diese Frage nicht beantworten.
Antwort 3: Für
feine Hochküche reichen regionale Produkte vollkommen. Nur für
meine Gewürzmischung muss ich ab und an 1000 Kilometer fliegen.
Antwort 4: Ein Chakchouka-Salat aus pochierten Eiern in einer Sauce
aus Tomaten, Chilischoten und Zwiebeln sowie Cumin ist auch etwas
Feines – vor allem spät nachts nach einem Freitagabend.
Antwort 5:
Mich haben mein Bruder Ahmed, der Berliner Koch Franz Raneburger
und Harald Wohlfahrt geprägt.
Antwort 6: Als ich neulich unerwartet
Gäste bekommen habe, hat mein Sohn Spaghetti mit Tomatensauce
Heinz Otto Wehmann
Antwort 1: Schon als Kind war ich vom Kochen begeistert, meine
Mutter war Köchin. Ich bin gern Gastgeber, und es macht mir viel
Spaß, Gäste zu begeistern.
Antwort 2: Das ist eine schöne
Auszeichnung, aber das Lob der Gäste ist nicht zu toppen.
Antwort
3: Seit 42 Jahren zelebriert das Landhaus Scherrer die Norddeutsche
Hochküche, mit regionalen Produkten und traditioneller
Handwerkskunst. Unsere Devise ist zusätzlich immer der Blick über
den Tellerrand, etwa mit Gewürzen oder Ölen.
Antwort 4: Feines
Essen ist nicht langweilig. Der schnelle Bissen bei einigen
Gelegenheiten in hervorragender Qualität ist aber okay.
Antwort 5:
Früher Michel Guérard, der Erfinder der Nouvelle Cuisine. Heute
höre ich auf mich selbst.
Antwort 6: Köstliche Bratkartoffeln aus
der Lüneburger Heide mit einer Bio- Senf-Vinaigrette.
Christoph Rüffer
Antwort 1: Ich wollte immer etwas Handwerkliches machen – und weil
ich selbst ein Genießer bin, begeistert es mich, frische Zutaten
kreativ zu Genusserlebnissen zu formen.
Antwort 2: Die Auszeichnung
des Michelin bedeutet für mich ein großes Lob und die Bestätigung
der tollen Leistung meines grandiosen Teams. Für uns ist das rote
Buch die gastronomische Bibel, die jedes Jahr aufs Neue spannend
und fördernd ist und der wir als Markenzeichen zu großem Dank
verpflichtet sind.
Antwort 3: Da, wo regionale Produkte
hervorragende Qualität bieten, ist regionale Küche absolut sinnvoll
– wenn die beste Qualität aber von woanders kommt, hat auch dies
seine Berechtigung.
Antwort 4: Eine Chance, ja, wenn er Qualität
hat. Für liebloses Fast Food mit billigsten Zutaten ist mir mein
Magen zu schade. Man trifft mich nicht nachts auf dem Kiez beim
großen gelben M, wenn nach ein paar Getränken der Appetit einsetzt.
Aber gern für ein gut gemachtes Fischbrötchen auf dem Fischmarkt.
Antwort 5: Eindeutig und immer wieder mein Souschef Tobias Günther.
Dabei geht es nicht nur ums Kochen, sondern vor allem um das
Menschliche. Die Führung eines guten Teams braucht einen guten
Charakter.
Antwort 6: Einen frischen Obstsalat mit Honig und Nüssen
– Obst ist immer da.
Karlheinz Hauser
Antwort 1: Ich habe mich schon als kleiner Junge für gute, zunächst
noch badische Küche und tolle Produkte in den heimatlichen
Weinbergen begeistert. Die tägliche Motivation hole ich mir durch
die Zufriedenheit unserer Gäste, die Möglichkeit, täglich neue
Dinge zu kreieren. Und ich lasse mich weltweit gern inspirieren.
Durch mein Catering- Unternehmen haben wir die Möglichkeit,
weltweit zu agieren. Aber auch wenn tolle Veranstaltungen in
Hamburg sind wie beispielsweise der G20-Gipfel, sind wir ganz vorn
dabei.
Antwort 2: Für mich und mein Team die höchste und wichtigste
Auszeichnung. Sie bestätigt letztlich unsere tägliche harte Arbeit.
Außerdem verhelfen die verliehenen Sterne auch zu weltweitem
Ansehen und Bekanntheit. Darüber hinaus ein toller Wegweiser für
den Gast und oft ein Garant für ein tolles Restauranterlebnis.
Antwort 3: Selbstverständlich kann man nahezu aus jedem Produkt ein
tolles Gericht zubereiten. Es kommt auf die Qualität, die Frische
und die Geschichte des Produzenten und seine Philosophie an.
Antwort 4: Immer mal wieder dürstet es mich nach einer tollen
Bratwurst oder einem Burger. Auch Pizza liebe ich. Aber ich
beschäftige mich auch persönlich mit Fast Food, zum Beispiel mit
dem Konzept Poké You am Ballindamm im Mercedes me Store. Poké Bowls
sind sehr gesund, nahrhaft und mit besten frischen Produkten à la
minute zubereitet. Darüber hinaus hat der Gast die Möglichkeiten,
aus etwa 50 verschiedenen qualitativ hochwertigen Zutaten sich
immer eine andere, neue Bowl je nach seinem Geschmack
zusammenzustellen. Ein schönes Konzept mit Zukunft für modernes
Essen.
Antwort 5: Mein langjähriger Chef Eckart Witzigmann,
außerdem Joël Robuchon und der Elsässer Jean Georges Vongerichten.
Antwort 6: Ein schönes Gericht mit frischen Steinpilzen oder eine
Poké Bowl.
Frédéric Morel
Antwort 1: Der Beruf des Kochs ist nicht nur ein Beruf für mich,
sondern meine Leidenschaft. Ich bin glücklich, dass ich jeden Tag
das ausüben darf, was ich am liebsten mache und am besten kann.
Sich täglich weiterzuentwickeln und zu verbessern oder es zumindest
zu versuchen, motiviert mich jeden Tag aufs Neue, meine Gerichte
dem Gast in der höchsten Qualität zu servieren.
Antwort 2: Die
Auszeichnung bedeutet mir sehr viel. Sie belohnt die Arbeit meines
Teams und mich selbst natürlich. Aber die schönste Belohnung ist
die Zufriedenheit unserer Gäste und deren Lob für uns!
Antwort 3:
An dieser Frage scheiden sich ja momentan die Geister. Es gibt
viele Kollegen, die es mit Produkten aus einem Umkreis von 50
Kilometern schaffen, eine Hochküche mit Anspruch zu servieren. Ich
habe Respekt vor dieser Leistung, aber es ist nun mal nicht das,
was meine Küche ausmacht. Die Region, aus der ich koche, ist ganz
Westeuropa. Das ist mein Geschmack, und das ist das, wofür ich
stehe! Ich bin ein Bretone, der in Hamburg lebt. Deshalb will ich
meinen Gästen die Gerichte meiner Heimat servieren und mich nicht
auf die Region Norddeutschland festlegen.
Antwort 4: Ich merke
zunehmend, dass es immer schwieriger wird, mich mit Gourmetküche
zufriedenzustellen. Ich liebe gutbürgerliche Küche, das, was meine
Eltern mir kochen, eine gute Currywurst nach einer durchzechten
Nacht. Und ich esse sehr gern eine gute, hausgemachte Pizza, Pasta
oder eben ein Fischbrötchen. Hauptsache, es wird mit Liebe
zubereitet.
Antwort 5: Da kommt mir als erster Olivier Bellin in
den Sinn. Er hat das gutbürgerliche Restaurant seiner Mutter
übernommen und seine Küche umgesetzt. Heute ist es eines der
erfolgreichsten Zweisternerestaurants der Bretagne. Am Anfang hat
keiner an ihn geglaubt, und heute ist er einer der bekanntesten
Köche in Frankreich mit einem Restaurant am Ende der Welt in einem
Dorf in der Bretagne sowie Restaurants in Paris und Hongkong. Er
hat mir so viel beigebracht, dafür zolle ich ihm den höchsten
Respekt.
Antwort 6: Wahrscheinlich Brotzeit! Das ist etwas, was ich
von meiner deutschen Frau gelernt habe – Abendbrot zu genießen. Wir
haben immer bretonische Sardinen, Makrelen-Rillette und Pâté da.
Meine Frau backt sehr gutes Brot, dazu dann noch ein gutes Algen-
oder Buchweizenbier, und alles ist perfekt. Gute Gesellschaft ist
ja sowieso die halbe Miete für ein gelungenes Essen!