Hamburg. Janina Otto startete mit dem Bistro Frau Ultrafrisch in Winterhude. Jetzt bringen sie und ihr Mann Fertiggerichte auf den Markt.
Eine Suppe aus der Tüte ist nicht unbedingt das, was einem spontan zum Thema gesunde Ernährung einfällt. Um die Liste der Zutaten bis zum Ende zu lesen, braucht man in der Regel genauso lange wie für die Zubereitung der Instantmahlzeit. Natürlich ist da meistens kaum noch etwas in der Tüte. Janina Otto lächelt die Skepsis weg. „Das geht auch anders“, sagt sie. „Bei uns ist nur drin, was man in den Topf tun würde, wenn man selbst kocht.“ Die Frau hinter der Marke Frau Ultrafrisch ist angetreten, die Tütensuppe neu zu definieren – „für die Bock-auf-gutes-Essen-aber-nicht-kochen-wollen-Momente“, sagt sie.
Dabei hat die Hamburgerin nichts weniger im Sinn, „als die Lebensmittelwelt ein bisschen besser zu machen und den Menschen zu helfen, ihre Ernährungsgewohnheiten zu verbessern“. In Jeans und Karobluse sitzt sie in ihrem Bauernhaus bei Quickborn, in ihrem Becher auf dem großen Tisch dampft Brennnessel-Tee aus dem eigenen Garten.
Projekt Suppenrevolution
Wenn sie aus dem Fenster guckt, ist es vor allem grün. Von hier betreibt die 31-Jährige das Projekt Suppenrevolution mit Ehemann Benjamin Otto. Der Versandhandelserbe hat die Idee mitentwickelt, fungiert als aktiver Gesellschafter. „Unsere Produkte sind eine gute Alternative für Singles, für Menschen mit wenig Zeit, die viel unterwegs sind, und auch für Senioren“, sagt Janina Otto, die leidenschaftliche Reiterin ist und zwei Pferde hat. Oder auch für Mütter mit kleinem Kind. So wie sie.
Für Essen interessiert sich die Unternehmerin schon, solange sie denken kann. „Ich wollte immer wissen, was drin ist und warum“, sagt sie und erzählt, wie sie als kleines Mädchen die Nährstofftabelle auf der Müsli-Packung auswendig gelernt hat. Im Gymnasium wählte sie Ernährungslehre mit Chemie als Schwerpunkt. Ihr Betriebswirtschaftsstudium in Kiel beendete sie 2010 mit einer Diplomarbeit über die Wertschätzung von Lebensmitteln in Deutschland. Ergebnis der Studie für einen großen Lebensmittelverein: „Die Deutschen möchten zwar Qualität, achten beim Einkauf aber auch sehr auf den Preis“, so Otto. In ihrem Job bei einem Feinkosthersteller erlebte sie, wie Lebensmittel behandelt und mit Zusatzstoffen gestreckt werden. „Das war für mich erschreckend.“
Firma sei eigenfinanziert, betont sie
Sie kündigte und machte sich 2012 mit dem Bistro und Catering-Service Frau Ultrafrisch in Winterhude selbstständig. Das Konzept: frisch, gesund, lecker. Morgens um 4 Uhr stand sie am Herd, um Brot zu backen, oder fuhr auf den Großmarkt zum Einkaufen. „Mein Betrieb hat mir viel Freude gemacht, aber das Leben als Gastronomin passte nicht zu dem als Mutter“, sagt Otto. Das war die Initialzündung für eine eigene Linie mit Snacks und Fertigprodukten in Pulverform. „Uns war wichtig, hochwertige Zutaten zu verwenden und möglichst viele Vitamine und Nährstoffe zu erhalten.“ Kartoffeln aus Deutschland, Tomaten aus Italien, Kräuter und Gewürze, alles was in die Tüte kommt, wird getrocknet und in einem besonderen Verfahren pulverisiert.
„Das macht ein Zulieferbetrieb aus der Region für uns“, sagt Janina Otto. Die Rezepte entstehen aber in der heimischen Küche. Apfel-Lauch-Suppe mit Chili, Tomatensuppe mit Roter Bete oder Soja-Bolognese mit Hibiskusblüte. Es gibt auch ein Chili sin Carne mit Kakao. Ultraschnell zubereitet in wenigen Minuten, dazu glutenfrei, vegetarisch, teilweise auch vegan. Besonders stolz ist das Unternehmerpaar auf seine innovative Bio-Smoothie-Variante, für die Gemüse und Obst per Gefriertrocknung zu Keksen in den Geschmacksrichtungen Erdbeere-Pfirsich-Karotte oder Apfel-Banane-Spinat verarbeitet werden, sozusagen Obst im Keksformat.
„Wir haben viel in der Familie probiert“
„Wir haben viel in der Familie probiert“, erzählt sie von Kaffeerunden mit Schwiegervater Michael Otto und seiner Frau. „Kinder mögen unsere Sachen auch gern“, sagt Janina Otto und lächelt. Zwei Jahre hat die Entwicklung gedauert, seit August sind die Produkte von Frau Ultrafrisch auf dem Markt. Gerade erst ist ein Smoothie-Keks mit Heidelbeere, Roter Bete und Acai-Beeren neu ins Sortiment gekommen.
„Wir wollen organisch wachsen“, sagt die Unternehmerin. Hinter der Marke steht die JLT GmbH, die sie 2011 gegründet hat. Ihr Mann Benjamin stieg 2015 als Gesellschafter ein. Die Buchstaben sind die Initialen ihres Geburtsnamens Janina Lin Tomaszewska. Der Firmensitz ist auf dem Gelände der Otto Group in Bramfeld. „Aber wir sind mit dem Konzern operativ nicht verbunden“, sagt die Gründerin und betont, ihr Start-up sei „komplett eigenfinanziert“. Sie und die beiden Mitarbeiterinnen für Verkauf, Marketing Organisation sowie ein Onlinemitarbeiter arbeiten dezentral. „Das läuft sehr gut.“
Gespräche mit Lebensmittelketten
Im Moment gibt es die Suppenvariationen, Lunchgerichte (jeweils 1,99 Euro) und Kekse (2,59 Euro), verpackt in Tüten und Kartons mit zartem Aquarelldesign, online über die Webseite www.ultrafrisch.de und bei einzelnen Lebensmittelhändlern, Cafés und Hotels. In Hamburg etwa bei Edeka Böcker in der HafenCity. Das soll sich aber demnächst ändern. „Es laufen Gespräche mit Lebensmittelketten“, sagt Janina Otto. Die Zeit für ihre Lebensmittel-Innovation ist reif, da ist sie sich sicher. „Wir wollen die Kunden erreichen, die wenig Zeit haben, aber sich trotzdem gesund und lecker ernähren wollen.“ Sie nennt es „Next-Generation-Food“.