Hamburg. In der Stadtteilschule Kirchwerder stellten sich Parteienvertreter den Fragen von Schülern. Themen wie Terrorismus und G20-Gipfel.
„Wer ist schuld am derzeitigen Stand der Landwirtschaft?“, wurde Jenny Jasberg, Kreisvorsitzende der Grünen, gefragt. Die Konsumenten, die Europäische Union und die Bundesregierung, lautete ihre Antwort. David Stoop (Linke) sollte erzählen, was er denn von einem bedingungslosen Grundeinkommen halte. Er war dagegen. Sie waren nicht auf den Mund gefallen, die rund 100 Schüler, die sich gestern in der Stadtteilschule Kirchwerder mit Politikern auseinandersetzten. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „It’s Your Choice“ kamen Vertreter von CDU, Grünen, SPD, FDP und Linken, um mit Erstwählern zu diskutieren.
Die Schüler der Klassen 11, 12 und 13 hörten, was Antonia Niecke, Landesvorsitzende der Jungen Union, FDP-Mann Kurt Duwe, der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber, Jasberg und Stoop den zukünftigen Wählern zu sagen hatten. Von der AfD war niemand gekommen. Dann veränderte sich die „Choreografie“, und es begann eine Art Speeddating. In vier Gesprächskreisen standen die Politiker den Schülern Rede und Antwort. Nach einigen Minuten zogen sie einen Kreis weiter.
Terrorismus, G20-Gipfel, Innere Sicherheit
Die Schüler interessierten sich für die Themen Terrorismus, G20-Gipfel, Innere Sicherheit, Umweltschutz, Klimawandel, Verkehr und – überraschend, aber angesichts des Stadtteils auch verständlich – Landwirtschaft. „Wie stehen Sie zur Energieversorgung?“, wollten sie von Schreiber wissen. „Unverzichtbar“, sagte er und erklärte das Nord-Süd-Gefälle der Versorgung am Beispiel von Windkraft. Er plädierte dafür, mehr Stromleitungen unterirdisch zu verlegen.
Eine Schülerin griff Nieckes Aussage auf, sie wolle bäuerliche Kleinbetriebe mit innovativer Technik unterstützen. „Heißt das, auch mit Chemie?“, wollte die Fragerin wissen. Die Politikerin betonte, man müsse angesichts möglicher Schadstoffe genau überlegen, welche Mittel eingesetzt werden sollten.
Schreiber keilte verbal aus
In der gemeinsamen Schlussrunde keilte Schreiber verbal gegen die anderen Parteien aus. „Die CDU stellt keine Frauen auf. Die FDP braucht kein Mensch.“ Niecke antwortete ihm, das sei für sie der „Moment des größten Fremdschämens“ gewesen. FDP-Mann Duwe verabschiedete sich mit einem Appell: „Wie wollt ihr eure Rente finanzieren? Dieses Problem wird im Wahlkampf totgeschwiegen. Ihr solltet aufstehen, in die Parteien gehen und demonstrieren – auch nach der Bundestagswahl.“
Auch nach dem Ende der Veranstaltung redeten die Schüler noch über ihre Eindrücke. „Hast du gehört, was der von der SPD über die CDU und die FDP gesagt hat? Das war echt nicht nett“, sagte ein Junge zu seinem Kumpel, als sie sich auf den Weg zurück in den Klassenraum machten. Dass die Provokation ein Mittel in der politischen Auseinandersetzung sein kann, hatte sie offenbar erstaunt. Noch können sie so unverstellt an die Sache herangehen. Beim nächsten Mal wird sie das wohl nicht mehr so sehr überraschen.