Hamburg. Vorsitzende mit großer Mehrheit bestätigt. Kampf gegen soziale Spaltung und für „gute Arbeit“ steht im Zentrum der kommenden Jahre.

Der Kampf gegen die soziale Spaltung der Stadt soll das bestimmende Thema des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Hamburg für die kommenden vier Jahre sein. „Eine weitere Polarisierung der Bevölkerung in Arm und Reich muss verhindert werden“, heißt es im Leitantrag, den die Delegiertenkonferenz gestern im Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof beschlossen hat. „Denn sie steigert nur die bereits bestehende Spaltung der Stadt in sozialer, kultureller als auch arbeitsmarktpolitischer Hinsicht und zerstört damit das funktionierende Gefüge Hamburgs.“

Vor der Verabschiedung dieses „Handlungsrahmens“ wurde die Hamburger DGB-Vorsitzende Katja Karger mit großer Zustimmung für vier weitere Jahre im Amt bestätigt. Für die 48-Jährige, die den Posten 2013 von Uwe Grund übernommen hatte, stimmten 33 der 36 Delegierten, es gab zwei Enthaltungen und eine Gegenstimme – das entsprach knapp 92 Prozent Zustimmung. Gegenkandidaten gab es nicht.

Ehre und Herausforderung

„Den DGB Hamburg zu führen ist eine große Ehre, aber auch eine große Herausforderung“, sagte Karger. Sie kündigte an, sie wolle Politik und Behörden auch künftig „auf die Nerven gehen. Denn es ist wichtig, dass wir von der Spaltung der Gesellschaft wegkommen.“ Als Beispiele für gewerkschaftliche Betätigungsfelder nannte sie unter anderem die Digitalisierung, die oft nur als Deckmantel für Rationalisierung und Kostensenkung benutzt werde. Im Bereich Gleichstellung sei die Gesellschaft „mitnichten so weit, dass alles gut wäre“, so Karger. Und die Fortbildung von Arbeitnehmern dürfe nicht davon abhängen, ob diese sich das leisten können.

Unter dem Dach des DGB sind in Hamburg acht Gewerkschaften organisiert – von der IG Bau über die Lehrergewerkschaft GEW und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bis hin zur Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Sie vertreten zusammen rund 180.000 Mitglieder.

Mangel an geeigneten Fachkräften

Zuvor hatte bereits Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) die „gute und konstruktive“, gleichzeitig aber „streitbare“ Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften gelobt. „Der DGB ist einer der wichtigsten Akteure, was die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik betrifft“, so Leonhard. Und es sei gut, dass er der Politik immer wieder Druck mache. Mit Blick auf eine neue Volksinitiative für mehr Personal in Kitas, die auch von der Gewerkschaft Ver.di unterstützt wird, zeigte sich die Senatorin allerdings skeptisch: „Dann bräuchten wir auf einen Schlag 4500 neue Erzieherinnen.“

Das Problem dabei seien weniger die enormen Kosten als der Mangel an geeigneten Fachkräften. Aus dem Grund hatte der Senat erst im Juni das mit einer anderen Volksinitiative vereinbarte Ziel, die Erzieher-Kind-Relation in den Kitas zu verbessern, zeitlich gestreckt – auch auf Bitten der Kita-Träger.