Hamburg. Zahl der betroffenen Kinder steigt im ersten Halbjahr 2017 um fast neun Prozent. Deutlich mehr Tote und Schwerverletzte.
Die Zahl der Verkehrsunfälle hat im ersten Halbjahr 2017 in Hamburg einen neuen Höchststand erreicht. Insgesamt 33.797 Unfälle registrierte die Polizei von Januar bis Juni in der Hansestadt. Das ist eine Zunahme von fast sieben Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2011, als die SPD in Hamburg die Regierung übernahm. Die Zahl der Unfälle ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 wuchs sie allerdings nur um moderate 0,7 Prozent. Das ergibt sich aus einer Antwort des Senates auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Dennis Thering, die dem Abendblatt vorliegt.
Schulsenator bittet Autofahrer um Rücksicht
Die meisten Unfälle gab es demnach in Hamburg-Mitte (8208), danach folgen Hamburg-Nord (6008) und Wandsbek (5610). Die stärkste Zunahme wurde in Altona mit 4,9 Prozent registriert. In Harburg ging die Zahl der Unfälle dagegen um 3,9 Prozent zurück. Auch die Zahl der Verletzten ist nach einem zwischenzeitlichen Rückgang wieder leicht gestiegen – um 1,6 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2016. Insgesamt 4708 Menschen kamen bei Unfällen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zu Schaden. Die Zahl der Verkehrstoten stieg drastisch von neun im ersten Halbjahr 2016 auf jetzt 15 (plus 66,7 Prozent). Insgesamt 414 Menschen wurden im ersten Halbjahr bei Verkehrsunfällen schwer verletzt, das ist ein Plus von 5,3 Prozent .
Mehr Kinder verletzt
Unschön ist auch die Zunahme bei den Unfällen, in die junge Verkehrsteilnehmer verwickelt waren. 295 Kinder wurden im ersten Halbjahr 2017 Opfer des Verkehrs in Hamburg. Zwischen Januar und Juni 2016 waren es noch 271. Das entspricht einer Zunahme von 8,9 Prozent. In drei Bezirken nahm die Zahl der Unfällen mit Kindern besonders stark zu: In Altona wuchs sie sprunghaft um 41 Prozent, in Hamburg-Mitte um 36 und in Eimsbüttel um 31 Prozent. Als Hauptverursacher der Unfälle mit Kindern (zu denen natürlich auch die Kinder selbst zählen können) nennt der Senat in 109 Fällen Pkw, 98-mal Radfahrer, gefolgt von Fußgängern (62), Lkw (zwölf), sonstigen Fahrzeugen (elf), Busse (zwei) und Mofas (ein Fall).
Die Senatsantwort gibt auch Auskunft über die häufigsten Unfallursachen. An der Spitze steht dabei das „Wenden bzw. Rückwärtsfahren“, das im ersten Halbjahr in 4871 Fällen als Unfallursache registriert wurde. Allerdings werden weniger Unfälle durch Wenden verursacht als noch 2011. 3718-mal nennt die Polizei das „Nebeneinanderfahren“ als Unfallursache, gefolgt von „Abstand“ und „Geschwindigkeit“.
Viele rote Ampeln überfahren
Immer häufiger werden Unfälle durch das Überfahren von roten Ampeln verursacht. Insgesamt 341-mal war dies die Ursache – im ersten Halbjahr 2016 lag die Zahl noch bei 278. Das entspricht einem Anstieg um 23 Prozent. „Hamburgs Straßen werden immer mehr zu einem gefährlichen Pflaster“, kommentiert CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering die Zahlen. „Insbesondere die starke Zunahme bei den Verkehrstoten ist erschreckend. Hamburg liegt damit deutlich über dem Bundestrend und sogar über den Zahlen Berlins. Von zufälligen Schwankungen kann angesichts eines Siebenjahreshochs bei den Unfallzahlen auch keine Rede mehr sein. Im siebten Jahr SPD-geführter Senate sprechen diese Zahlen Bände.“
Besonders bedrückend sei die starke Zunahme von Unfällen mit Kindern, so Thering. „Viel zu lange haben sich SPD und Grüne auf ideologische Prestigeprojekte wie das Aufpinseln von Radfahrstreifen auf Hauptverkehrsstraßen oder pseudowirksame Dieselfahrverbote eingeschossen. Die Verkehrssicherheit ist so unter die Räder geraten.“
Zahl der Rotlichtkontrollen gesunken
Dass immer mehr Unfälle durch Rotlichtsünder verursacht würden, habe auch mit der Personalpolitik des Senates zu tun. „Denn ausgerechnet im letzten Jahr ist die Zahl der Rotlichtkontrollen um 31 Prozent gesunken, weil beim Personal gespart wurde“, so Thering. „Dass Rot-Grün zugleich die Zahl der Knöllchenschreiber massiv aufgestockt hat, zeigt die falsche Schwerpunktsetzung mehr als deutlich.“ Hamburg brauche „dringend eine Taskforce Unfallbekämpfung“.
Die Polizei wies auf Abendblatt-Nachfrage darauf hin, dass eine vollständige Analyse erst in der Ganzjahresbetrachtung vorgenommen werde. Deswegen könne man zu den Gründen des Anstiegs jetzt nichts Abschließendes sagen. Denkbar sei aber, dass die steigende Zahl von Fahrzeug-Zulassungen eine Rolle spiele. Auch die Großbaustelle auf der A 7 und die milde Witterung könnten eine Rolle gespielt haben. Die Polizei nennt aber auch die „Ablenkung durch Smartphones, auch bei Fußgängern und Radfahrern“ als Ursache.
Zahlreiche Präventionsprogramme
Um gegenzusteuern sei „die Anzahl der Geschwindigkeits- und Rotlichtüberwachungsanlagen erhöht“ worden. Zudem gebe es zahlreiche Präventionsprogramme zum Schutz von Kindern. Dass es weniger Kontrollen von Rotlichtsündern gegeben habe, hänge auch mit dem G20-Gipfel zusammen, so die Polizei: „Im Wesentlichen wurde ein Großteil des für die Maßnahme zur Verfügung stehenden Personals für die Vorbereitung und Durchführung des OSZE- bzw. G20-Einsatzes verwendet.“