Hamburg. Viele Patienten geben zu: Oft ist Bequemlichkeit das Motiv. Wie die Hamburger Krankenhäuser jetzt reagieren wollen.
Es ist ein erschütterndes Ergebnis für das deutsche Gesundheitswesen und die Notaufnahmen der Krankenhäuser in Hamburg: Mehr als die Hälfte der Patienten, die dort bei Schmerzen oder Verletzungen Hilfe suchen, gehört gar nicht in eine Klinik. Das geht aus einer Studie hervor, die das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) durchgeführt hat. Schriftlich und mündlich wurden rund 1300 Patienten befragt, die in die Notaufnahmen von fünf Krankenhäusern gekommen waren: UKE, Marienkrankenhaus, Bethesda (Bergedorf), das Diako Flensburg und die Sana Kliniken Lübeck.
Studienleiter Prof. Martin Scherer (UKE) sagte dem Abendblatt: „Über die Hälfte der Befragten hat sich selbst eine niedrige Behandlungsdringlichkeit attestiert.“ Die wichtigsten Motive, eine Notaufnahme aufzusuchen, seien unter anderem falsche Vorstellungen von den Möglichkeiten der Arztpraxen und Bequemlichkeit.
Notfallnummer 116 177 kaum bekannt
Scherer sagte, man müsse unbedingt die Bekanntheit der Notfallnummer 116 117 der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) erhöhen, „bei denen jeder einen dringlichen Hausbesuch anfordern kann“.
Das hat die KV Hamburg mit ihren rund 5000 Praxisärzten vor. Der Vorsitzende der KV-Vertreterversammlung, Dr. Dirk Heinrich, sagte: „Bei einem erfahrenen niedergelassenen Arzt würde man viele Fälle schneller und günstiger behandeln
“ Die niedergelassenen Ärzte und die Kliniken in Hamburg setzen sich jetzt bei einem Symposion am 5. September zusammen, um die Studienergebnisse und die Idee der sogenannten „Portalpraxen“ zu beraten. Das sind Einrichtungen von Allgemeinmedizinern an Kliniken, die entscheiden sollen, welcher Patient, der zu Fuß, mit dem Auto, Bus oder per Fahrrad in eine Notaufnahme kommt, wirklich in ein Krankenhaus gehört.