Hamburg. Firmen in der Region überraschen mit neuen Produkten und Diensten. Heute: Paloma Pink Watermelon von Borco aus Bahrenfeld.
Der Name Borco steht eigentlich für Hochprozentiges. Mehr als 80 Marken vertreibt der Spirituosenhändler mit Sitz in Bahrenfeld. Das Sortiment umfasst Liköre von De Kuyper, Bitter von Fernet Branca, seit Kurzem Sambuca von Molinari sowie Wein und Champagner. Das Familienunternehmen ist aber nicht nur Distribuent, sondern auch Hersteller. Helbing Kümmel wurde 1974 übernommen, der britische Traditionsgin Finsbury – 1740 in London gegründet – 19 Jahre später.
Und dann ist da noch Europas meistverkaufter Tequila. Die Marke Sierra ist eine Idee made in Hamburg. „Meine Familie wollte eine Tequilamarke kreieren und gehörte zu den Ersten, die den Tequila nach Europa geholt und damit einen Trend begründet haben“, sagt Geschäftsführerin Tina Ingwersen-Matthiesen. Heute werden gut zwei Millionen Flaschen pro Jahr allein in Deutschland verkauft. Marktanteil 88 Prozent.
Mexikanisches Lebensgefühl vermitteln
Seit einiger Zeit wird auch das nicht alkoholische Segment ausgebaut. Waren einst nur Zitronen- und Limettensaft als Cocktailzutat im Angebot, entwickelte die Firma 2011 die Limonade Paloma – gedacht als Mischgetränk für die Topmarke Sierra. „In Mexiko trinken die Arbeiter auf den Agavenplantagen gern die Paloma Margarita“, sagt Ingwersen-Matthiesen zu dem Tequila-Grapefruit-Mix.
„Der Drink ist in vielen Ländern sehr bekannt. Wir wollten ihn nach Deutschland holen.“ Zusammen mit ihrem damaligen Marketingleiter machte sie sich auf die Suche nach einer Grapefruitlimonade. Ohne Erfolg. Die vorhandenen Produkte entsprachen nicht ihrem Geschmack. Da entschloss sich das Unternehmen, das im vergangenen Jahr 320 Millionen Euro umsetzte, es selbst zu machen.
Meersalz, Limettensaft und Agavensirup
Mit einem Limonadenhersteller wurden die Hauptzutaten abgesprochen. Neben Grapefruitsaft sollte Meersalz, Limettensaft und Agavensirup enthalten sein – aus Agaven wird bekanntlich Tequila hergestellt. „Die Limonade sollte natürlich und nicht künstlich nach Grapefruit schmecken, nicht zu süß und hellrosa sein“, sagt die promovierte Psychologin. Ein hessischer Produzent stellte mehr als zehn verschiedene Proben her.
In einem mehrphasigen Prozess wurde letztlich die finale Zusammensetzung ausgewählt. Die Frage der Verpackung war schnell entschieden. „In der Flasche wirkte das Produkt für mich fremd.“ Seitdem wird die Limo bei einem Unternehmen außerhalb der Hansestadt in Dosen abgefüllt. Über dem „a“ von Paloma schwebt ein Aztekensymbol, das passend zur spanischen Übersetzung das Wort „Taube“ bedeute. Damit wolle man die Brücke zur mexikanischen Heimat der Spirituose schlagen, so Ingwersen-Matthiesen: „Tequila gilt bei den Azteken als Geschenk für die Götter.“
Dreivierteljahr Entwicklungsarbeit
Nach einem Dreivierteljahr Entwicklungsarbeit kam die Paloma-Limo in den Handel – und setzte sich durch. Von der ersten Variante Pink Grapefruit werden mittlerweile rund 1,5 Millionen Dosen pro Jahr verkauft. 75 Prozent davon werden im Lebensmitteleinzelhandel abgesetzt. Bei großen Händlern wie Rewe und Edeka steht das Getränk im Regal.
Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 1,29 Euro, im Angebot kostet die 355 Milliliter große Dose 79 Cent. Zudem wird eine 250 Milliliter große Dose bei Fachgroßhändlern vertrieben, bei denen Gastronomen einkaufen. Auch in Restaurants und Bars wachse die Verbreitung der Limo. In Musikvideos griff zudem Star-DJ Robin Schulz zum pinken prickelnden Dosensaft.
Umsatz um 3,2 Prozent gesteigert
Im März bekam Pink Grapefruit eine Schwester: Pink Watermelon. „Wassermelone gehört in Mexiko zu den favorisierten Geschmacksrichtungen“, sagt Ingwersen-Matthiesen. Die große grüne Frucht mit dem roten Fleisch harmoniere gut mit Meersalz, Agavensirup und Limettensaft. „Wassermelone passt perfekt zum mexikanischen Style.“ Ursprünglich war die Sorte als einmalige Sonderaktion für den Lebensmittelhandel geplant.
Bei einem Einkäufer kam das Produkt aber so gut an, dass sie nun dauerhaft im Sortiment ist. Vor der Markteinführung wurden 260.000 Dosen produziert. Sie sind ausverkauft, das Produkt wurde nachproduziert. Bis jetzt wurden gut 300.000 Dosen abgesetzt. Paloma steigerte im ersten Halbjahr den Umsatz um 3,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum.
Auch einen „Ausflug“ ins Eisgeschäft
Auch mit Wodka harmoniere Paloma gut, sagt Ingwersen-Matthiesen. Wassermelone passe zudem gut zu Gin – bevorzugt natürlich zur Hausmarke Finsbury. Auf Abwegen begab man sich Anfang August. Beim Ice Cream Festival in den Schanzenhöfen wurde rund 8000 Besuchern in Kooperation mit Puro Ice Pops die beiden Limosorten als Eis am Stiel angeboten. Geschmacklich sei das gut angekommen, sagt Ingwersen-Matthiesen, dauerhaft ins Sortiment soll es nicht. „Die Produktion von Eis gehört nicht zu unserem Geschäft.“
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Paloma im Test: Wassermelone gut, Grapefruit super
Produkt: Die Paloma-Limonaden gibt es in zwei Sorten. Pink Grapefruit ist der Klassiker, Pink Watermelon ist seit März auf dem Markt. Der Fruchtsaftgehalt wird mit 12,5 beziehungsweise 8,2 Prozent angegeben. Neben Saft der beiden namensgebenden Früchte tragen Limetten- und Zitronensaft dazu bei. Weitere Kernzutaten sind Meersalz und Agavensirup. Zudem werden auch färbende Konzentrate, Aromen und Stabilisatoren verwendet. Der Kaloriengehalt wird mit 47 beziehungsweise 43 Kilokalorien pro 100 Milliliter angegeben – das ist vergleichbar mit Coca-Cola. Empfohlen wird der Drink auf viel Eis mit einer dünnen Limettenscheibe.
Aussehen/Geschmack: Die Verpackung wurde von den Testern als „auffallend“ und „schön“ eingestuft. Kritik gab es, weil das Getränk nur in Dosen und nicht in Flaschen erhältlich ist. Beim Öffnen der Wassermelonendose fällt der künstliche Geruch („ bisschen gummibärenmäßig“) auf, der sich aber nach kurzer Zeit etwas verflüchtigt. Der Geschmack ist gut und nicht zu süß. Uneingeschränkt gelobt wurde die Grapefruit- Variante. „Schmeckt wie frisch gepresster Grapefruitsaft“, „super“, „überhaupt nicht künstlich“, lauteten die Einschätzungen. Kritisiert wurde bei beiden Limos der hohe Kaloriengehalt.
Preis-Leistungs-Verhältnis: 1,29 Euro werden unverbindlich für die 0,355-Liter- Dose als Preis empfohlen. Die Tester sehen das als weitgehend fair an.
Fazit: Die Limonaden von Paloma sind eine gute Alternative zu Cola, Softdrinks und Apfelschorlen. Das Abendblatt vergibt vier von fünf Sternen.
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Die Testserie – jeden Dienstag im Wirtschaftsteil. Alle bisherigen Folgen finden Sie online unter www.abendblatt.de/testserie