Hamburg. Beim Uhlenfest sind zwischen Flohmarkt und Kulturprogramm auch Parteien dabei. Bunt, sonnig, friedlich, familiär ist die Stimmung.

„Ich bin aus Hamburg, nicht aus Zucker“ steht auf dem blauen T-Shirt am Stand von Aneta Marek. Die 37-Jährige hat das Hemd gestaltet und verkauft es auf dem Uhlenfest. „Die Ware ist Fair Trade und aus Biobaumwolle“, sagt die Designerin. Auch ein Renner bei ihr: das T-Shirt mit dem Slogan „Hamburg ist wie Berlin, nur geiler“. „Das kaufen Hamburger, die selbst nach Berlin umgezogen sind, oder Eltern für ihre Kinder in der Hauptstadt als Erinnerung an die alte Heimat.“

Bunt, sonnig, friedlich, familiär ist die Stimmung auf dem Straßenfest. Im zehnten Jahr – „Dat Uhlenfest“ ging aus dem Hofwegfest hervor – verwandeln sich Hofweg und Papenhuder Straße in eine Kultur-, Gourmet- und Unterhaltungsmeile. Auf der Kinderbühne hat der Zaubertrottel die kleinen und großen Zuschauer in seinen Bann gezogen. „Eins, zwei, drei“, zählen die Kinder mit und warten gespannt, dass der Mann mit dem lustigen Gesicht seine Hand öffnet. Und was ist drin? Er hat Luft hineingezaubert.

Klamotten, Schmuck und Kissenhüllen

Kunst, Klamotten, Schmuck und Kissenhüllen, Taschen und Geschenke für Babys, Kaffeebecher, CDs und alte Lampen werden feilgeboten. In der Sonne glitzern und strahlen Kronleuchter aus den 40er-Jahren. Für rund 150 Euro wechselt so ein Lüster den Besitzer und schmückt demnächst die Altbauwohnung um die Ecke.

Niemand muss verhungern oder verdursten: Verlockend sind Burger und Bratwurst, Pizza, Pasta und Wraps, Schweinshaxe mit Kloß, indische Curries und die Thai-Suppe Tom Kha Gai, Bowle und Kaffeespezialitäten, Wein, Bier, Cocktails und Limonaden.

Während auf der Bühne an der Averhoffstraße Livemusik verschiedener Bands in die Beine geht, jongliert Andy Snatch auf dem Theaterplatz an der Ecke Uhlenhorster Weg mit heißen und scharfen Objekten. „Das wird jetzt gefährlich“, sagt der Engländer, als er einen Jonglierstab mit Benzin besprüht und sich wundert, dass das Publikum nicht reagiert. „In Berlin würden jetzt alle Uuuuhhh rufen.“

Initiative von 100 Ehrenamtlichen

Wo sich Vereine und Institutionen präsentieren, hat „Gertrud hilft“ einen Stand. „Wir sind eine Initiative von 100 Ehrenamtlichen, die sich um geflüchtete Menschen in Hohenfelde und auf der Uhlenhorst kümmert“, sagt Peter von Gottberg. Viele Gespräche hat der 62-Jährige schon geführt. „Die Besucher sind interessiert. Und natürlich kommen auch Aussagen, dass es in Deutschland viel zu viele Flüchtlinge gibt.“

Dieses Thema wird auch an den Ständen der Parteien diskutiert. Einträchtig nebeneinander haben wie jedes Jahr Grüne, Linke, Piraten und die FDP, die CDU und die SPD ihre Pavillons aufgebaut. Wer jetzt vier Wochen vor der Bundestagswahl Luftballons, Kugelschreiber und Broschüren sammelt, hat hier kurze Wege. „Viele junge Leute interessieren sich für uns“, sagt Ellen Schuttrich von der CDU. Und Sven Tode von der SPD hat beobachtet, dass zahlreiche Wähler noch unentschlossen sind. Katja Suding von der FDP diskutiert derweil über Rentenpolitik und Digitalisierung, Bildungspolitik und Diesel-Affäre. „Die Menschen sind gut informiert“, sagt die Spitzenkandidatin.