Gütersloh/Hamburg. Hansestadt in Westdeutschland bei Personalausstattung der Krippen Schlusslicht. Die Stadt müsste 3600 Stellen schaffen.

Der Personalschlüssel in Hamburgs Kitas hat sich verbessert und liegt etwa im Bundesdurchschnitt. Allerdings ist das Bild bei den verschiedenen Altersgruppen recht unterschiedlich: Kamen im März 2012 in der Hansestadt noch 5,7 ganztags betreute Krippenkinder unter drei Jahren auf eine Vollzeitkraft, waren es im März 2016 nur noch 5,1 Kinder, erklärte die Bertelsmann-Stiftung am Montag in Gütersloh bei der Vorstellung ihres aktuellen Ländervergleichs. Bei den Krippenkindern steht Hamburg damit im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (4,3 Kinder) immer noch schlecht da und ist das Schlusslicht bei den westdeutschen Ländern.

Im Elementarbereich steht die Hansestadt dagegen etwas besser da als der Bundesdurchschnitt (9,2 Kinder), hier verbesserte sich der Personalschlüssel von 9,4 auf 9,0 Kinder. Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt einen Personalschlüssel von 1 zu 3,0 in Krippengruppen und 1 zu 7,5 in Kindergartengruppen.

Studie: 3.600 Vollzeitkräfte fehlen

Für einen kindgerechten Personalschlüssel müsste Hamburg nach Berechnungen der Stiftung zusätzlich 3.600 Vollzeitkräfte einstellen und weitere 158 Millionen Euro jährlich investieren. Dabei ist in Hamburg von 2006 bis 2016 die Anzahl der Kita-Fachkräfte bereits um 62 Prozent gestiegen. Dies entspricht dem bundesweiten Zuwachs.

In den einzelnen Kitas in Hamburg variiert die Qualität stark. 38 Prozent der Kindergartengruppen verfügen nach Einschätzung der Bertelsmann-Stiftung über eine kindgerechte Betreuung. In 62 Prozent der Kindergartengruppen liegt der Personalschlüssel jedoch bei 1 zu 8,0 und mehr. Bei den Hamburger Krippen bestehen weniger Unterschiede: 86 Prozent haben ein Verhältnis von 1 zu 3,5 und mehr.

Kritik von der Opposition

"Die Ergebnisse zeigen, dass die Rhetorik des Senats, auf die Qualität zu setzen, nicht konkret bei den Kindern im gewünschten Maße ankommt", sagte Marcus Weinberg, Hamburger CDU-Bundestagsabgeordneter und familienpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, und forderte eine "Agenda der Qualitätssteigerung mit messbaren Zielen und mit haushaltstechnisch unterlegten Steigerungsvorgaben". Hamburg habe auf Beitragsfreiheit gesetzt statt auf eine Steigerung der Personalschlüssel. "Für die rund 75 Millionen Euro hätte man rund 2000 Erzieherinnen neu einstellen und gute Bildungsprogramme entwickeln können."

Auch die Linke nahm die Studie zum Anlass, die Bildungspolitik des rot-grünen Senats zu kritisieren. "Nur mehr Personal garantiert eine gute Förderung für alle Kinder und verhindert hohe Folgekosten in nachgelagerten Sozialsystemen", sagte Kita-Experte Mehmet Yildiz. Während Hamburg bei den Krippenkindern immerhin vereinbart habe, die Personalschlüssel bis 2022 zu verbessern, müssten die drei- bis sechsjährigen Kinder im Elementarbereich noch eine Wahlperiode länger auf Verbesserungen warten. „So langes Warten auf bessere Betreuung ist nicht hinnehmbar, zumal die vereinbarten Verbesserungen auch noch unter dem Vorbehalt einer Mitfinanzierung durch den Bund stehen."

Große Unterschiede zwischen Ost und West

Bei der Qualität der Kinderbetreuung gibt es zwischen westlichen und östlichen Bundesländern noch große Unterschiede. Bundesweit habe sich die Kita-Qualität tendenziell verbessert, die Abstände zwischen den Bundesländen seien jedoch gravierend, erklärte die Stiftung. In den westlichen Bundesländern kommen auf eine Fachkraft durchschnittlich 3,6 Kinder unter drei Jahren sowie 8,5 Kinder über drei Jahren. In Ost-Bundesländern ist eine Betreuung für sechs Krippenkinder und rund zwölf Kindergartenkinder zuständig.

Allerdings sei in Ostdeutschland jedes zweite Kind unter drei Jahren (52 Prozent) in Betreuung, erklärte die Stiftung. In Westdeutschland seien es lediglich 28 Prozent. Bundesweit seien fast alle Kinder ab dem dritten Lebensjahr in Kindertagesbetreuung. Das beste Betreuungsverhältnis gibt es laut Studie in Baden-Württemberg, bundesweites Schlusslicht ist Sachsen.

Die Betreuungssituation in den Krippen Schleswig-Holsteins hat sich der Studie zufolge nur minimal verbessert. Während im März 2012 ein vollzeittätiger Betreuer noch für vier Mädchen und Jungen verantwortlich war, lag der Wert im März 2016 bei rein rechnerisch 3,8 Kindern.

Grundlage des jährlichen Ländermonitors Frühkindliche Bildungssysteme sind Auswertungen von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik.